Tuesday 30 July 2019

CHARLES LLOYD in Rottenburg

Jazz im Regenponcho

Charles Lloyd und sein Quartett kämpfen gegen Gewittergüsse beim Openair auf dem Rottenburger Marktplatz

                                                                                                           Fotos: C. Wagner 

 cw. Miles Davis, Ornette Coleman, zuletzt Cecil Taylor – fast alle Pioniere des modernen Jazz spielen inzwischen für die Götter. Doch einer lebt noch und macht putzmunter weiter: der amerikanische Saxofonist Charles Lloyd. Der Bandleader (Jahrgang 1938) war einer der ersten, der Mitte der 1960er Jahre Popelemente in den Jazz einführte und ihn dadurch auf die Höhe der Zeit hob. Bei dem Saxofonisten sind zukünftige Stars wie Keith Jarrett und Tony Williams in die Lehre gegangen, die dann alle von Miles Davis abgeworben wurden und in dessen Band groß herauszukamen. Der heute 81jährige Lloyd und seine Gruppe waren damals so gefragt, dass sie gemeinsam mit berühmten Rockacts wie The Grateful Dead oder Jefferson Airplane in riesigen Konzerten im Fillmore West in San Francisco auftraten. Der Saxofonist gehörte der psychedelischen „West Coast“-Szene an und arbeitete viel mit den Beach Boys zusammen. 

Lloyds Karierre spannt sich nunmehr über sechs Jahrzehnte, wobei er in letzter Zeit ein paar Alben bei der Nobelmarke ECM veröffentlichte, die von der Kritik euphorisch aufgenommen wurden. Aus Lloyds Afro-Frisur sind inzwischen strähnige, graue Haare geworden, wogegen sein Saxofonspiel alles andere als gealtert wirkt – höchstens reifer ist es geworden. Wie schon in den Sechzigern hat sich der Bandleader mit einer Truppe junger Talente umgeben, die den Altmeister routieniert begleiten, aber auch mit einigen gekonnten Exkursionen eigene Akzente setzen. Dabei hat in seinem aktuellen Quartett die elektrische Gitarre den Part des Klaviers übernommen und anstatt eines Kontrabasses spielt eine Baßgitarre. 

Wie zu Beginn seiner Karriere greift Lloyd gelegentlich zur Querflöte, um ihr in langen Improvisationen mit Überblaseffekten die kühnsten Töne zu entlocken, was seine Mitmusiker gleichfalls zu solistischen Höchstleistungen ansport. Nach der Vorstellung des Themas und Lloyds Improvisationen, übernimmt meistens Gitarrist Marvin Sewell den Staffelstab, um seine technische Brillanz unter Beweis zu stellen, danach kommen dann Bassist Reuben Rogers und Drummer Eric Harland zum Zuge.

Nach der Bruthitze des Tages hätte das Konzert in der warmen Sommernacht auf dem Rottenburger Marktplatz so zwei Stunden weitergehen können, doch der Wettergott hatte andere Pläne. Kaum war die Band durch das dritte Stück hindurch, öffnete der Himmel seine Schleusen, was den Veranstalter binnen Minuten zur Unterbrechung des Konzerts zwang. In Scharen floh das Publikum ins nahe Rathaus, um sich vor den Wassermassen in Sicherheit zu bringen. Da konnten auch die kostenlos verteilten Regenponchos keine echte Entlastung bieten. 

Nach zwanzig Minuten setzte Lloyd das Konzert fort, obwohl es immer noch wie aus Kübeln schüttete. Das stark dezimierte Publikum stand jetzt um die Band auf der großen überdachten Bühne herum, mit dem eisernen Willen sich von dem Unwetter nicht den Abend verderben zu lassen, und das Quartett spielte wacker weiter. Lloyd holte einen Titel nach dem anderen aus dem riesigen Repertoire seiner langen Karriere hervor, wobei seine Vorliebe für verträumte Balladen zum Vorschein kam. Aber auch in eher rockigen Nummern stand der Veteran seinen Mann. Das war flüssiger, moderner Jazz, gekonnt gespielt, dem allerdings mittlerweile das innovative Feuer fehlt. Charles Lloyd schaut heute nicht mehr nach vorne, sondern zurück und fährt die musikalischen Ernte eines bewegten Jazzlebens ein. 

JODELMANIA in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG (FAZ)

Hier der link:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/mit-diesem-buch-kann-man-das-jodeldiplom-erhalten-16308352.html



Tuesday 23 July 2019

JODELMANIA in München

JODELMANIA-Ausstellung im Valentin-Karlstadt-Musäum in München

Die 'Jodelmania'-Ausstellung im Valentin-Karlstadt-Musäum in München ist jetzt eröffnet. Sie zeichnet mit Dutzenden von Originaldokumenten die Verbreitung des Jodelns zuerst in ganz Europa, dann in den USA nach. Zu sehen sind: Phonowalzen mit Jodelsongs, historische Bildpostkarten und Fotos, Plakate, Konzertprogramme, Schellackplatten, Notenblätter und Songbooks. Dazu gibt es zwei Hörstationen mit 'Hillbilly Yodelling' sowie 'Jodeln gestern und heute'.











Adresse: Im Tal 50, 80331 München (Das Musäum befindet sich in den Isartürmen (S-Bahn-Station: Isartor)

Öffnungszeiten: 
Montag, Dienstag und Donnerstag  11:01–17:29 Uhr
Freitag und Samstag 11:01–17:59 Uhr
Sonntag 10:01–17:59 Uhr
Am Mittwoch ist das Musäum geschlossen

Eintritt:
Erwachsene: 2,99 Euro
Kinder, Schüler, Studenten: 1,99 Euro

Immer einen Besuch wert.


 

Wednesday 17 July 2019

Fritz Ostermayer bespricht 'Jodelmania'

FRITZ OSTERMAYER über 'JODELMANIA'

Die Rainers in England in den 1830er Jahren


Der legendäre österreichische Radio-DJ, Schriftsteller und Musiker Fritz Ostermayer, so etwas wie der John Peel Österreichs, hat in seiner ORF fm4-Sendung „Sumpf“ das 'Jodelmania'-Buch mit ein paar lobenden Worten bedacht. Hier O-Ton Ostermayer: "Der Prachtband, reich illustriert und auch von der edlen Aufmachung her jeden Buch-Schönheitspreis wert, heißt 'Jodelmania'. Der Autor: Christoph Wagner, Kultur- und Musikjournalist. Der Verlag: Kunstmann. Alle Beteiligten seien gepriesen für diese historische Großtat." 

Tuesday 16 July 2019

Ausstellung-Eröffnung: JODELMANIA – von den Alpen nach Amerika

JODELMANIA-Ausstellung im VALENTIN-KARLSTADT-MUSÄUM in München


































JODELMANIA hat jetzt auch im Münchner Valentin-Karlstadt-Musäum Einzug gehalten. Nach einer Woche intensiver Arbeit hängen nun alle Exponate – die Ausstellung steht! Zu sehen sind viele rare Dokumente wie alte Notenblätter, Liederdrucke, Fotografien, Phonowalzen, Schellackplatten etc., die die Verbreitung des Jodelns zuerst in Europa, dann in Amerika nachzeichnen und von denen die meisten noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen waren. Die Ausstellung basiert auf meinem Buch gleichen Namens, das gerade im Verlag Antje Kunstmann erschienen ist.



Am Donnerstag, den 18. Juli 2019 (Beginn: 19:00) findet die Eröffnung der Ausstellung statt im Rahmen des Sommerfest des Valentin-Karlstadt-Musäums im Innenhof des Isarturms in München. Es gibt Musik (die fantastische Maria Hafner mit Band), Kabarett und vieles mehr. Alle sind eingeladen. Der Eintritt ist frei. Kommet zuhauf!!!!

https://www.valentin-musaeum.de/de/veranstaltungen/veranstaltungen.php?oid=329

Die Ausstellung ist bis zum 15. Oktober 2019 zu sehen.

Monday 8 July 2019

Tuesday 2 July 2019

REBECCA TRESCHER ENSEMBLE 11 in Singen

Neuer Jazz kommt an

Voller Saal trotz hochsommerlicher Temperaturen – Rebecca Trescher überzeugt mit dem Ensemble 11 beim Jazzclub Singen in der „Gems“

Fotos: C. Wagner

cw. Dem Jazzclub Singen ist abermals ein Wunder gelungen: Trotz Hitzewelle und unbekannter Nachwuchsband strömte das Publikum in Scharen zum Konzert am Freitagabend in die „Gems“. Angekündigt war Rebecca Trescher mit ihrem Ensemble 11, einer jungen Gruppe aus Nürnberg, die sich bereits ein paar Meriten verdient hat, den großen Durchbruch aber erst noch schaffen muß. Der Auftritt in Singen kann als weiterer Sprosse auf der Erfolgsleiter verbucht werden.

Die exzellente Besucherresonanz ist wohl der jahrelangen, zähen Aufbauarbeit des Jazzclub-Vorsitzenden Rudolf Kolmstetter und seinem Team zu verdanken, die Singen zur ersten Adresse für Jazz in der südwestlichen Ecke von Baden-Württemberg gemacht haben. Seit 30 Jahren hat sich der Club mit einem exzellenten Programm ein Stammpublikum geschaffen, das sich kein Konzert entgehen läßt und auch lange Anfahrtswege bei hochsommerlichen Temperaturen nicht scheut, um Gruppen zu hören, die man sonst selten präsentiert bekommt.

Dennoch forderte die Hitze ihr Tribut: Eine Viertelstunde vor Konzertbeginn musste der Harfinist sein Instrument nachstimmen, so sehr zerrte die Hitze an den Saiten des klassischen Klangerzeugers, dem man ja im Jazz nicht allzu oft begegnet. 

Allerdings ist das Ensemble 11 von Rebecca Trescher auch keine konventionelle Jazzformation, was allein schon die Größe andeutet. Wo sonst Trios und Quartette die Szenerie bestimmen, hat  Trescher ihr Ensemble opulent mit elf Musikern besetzt. Sie bringen ein überaus reichhaltiges Instrumentarium ein, bei dem neben Harfe und diverse Querflöten, auch Cello, Vibrafon und etliche Klarinetten zum Einsatz kommen. Angetrieben von einer Rhythmusgruppe aus Schlagzeug, Kontrabaß und Klavier, kreiert die junge Komponistin, Arrangeurin und Klarinettistin einen höchst individuellen, warmen Ensembleklang, den sie auf fantasievolle und oft überraschende Weise zu nutzen weiß.

Alle Stücke hat die 33jährige Musikerin aus Nürnberg, die in Tübingen aufgewachsen ist, selbst komponiert, wobei keiner der Titel dem üblichen Schema folgen. Klischees versucht Trescher zu umgehen, ausgereizte Formeln zu vermeiden. Im gesamten ersten Teil des Konzerts wurde ein einziges Werk aufgeführt, das als fünfteilige Suite konzipiert war und das Publikum durch abenteuerliche Klanglandschaften führte. Zwischen die manchmal hochkomplexen Tonkonstellationen, die durch den textlosen Scat-Gesang der Vokalistin Agnes Lepp eine schwebend-ätherische Qualität erhielten, wurde Soli eingestreut, bei denen die Mitglieder des Ensembles ihre Meisterschaft unter Beweis stellten. Neben der Bandleaderin an der Klarinette stachen dabei vor allem Altsaxofonist Markus Harm und Pianist Andreas Feith durch große Originalität heraus.

Wenn von den Brennpunkten des deutschen Jazz die Rede ist, wird normalerweise auf Berlin und Köln verwiesen. Vielleicht sollte man sich einmal in Nürnberg genauer umhören.