Zitherpartie
Die Zither zwischen Volks- und Kunstmusik
CW. Einst verpönte Instrumente aus dem Volkmusikmilieu haben in der zeitgenössischen Musik in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Boden gewonnen. Neben dem Akkordeon gehört die Zither in diese Kategorie. Um eine Imageänderung zu erreichen, bedarf es üblicherweise ein paar herausragender Solisten, die neue Kompositionen in Auftrag geben, welche als innovative Anstöße nachhaltige Wirkung entfalten.

Vier Komponisten haben Werke geliefert, die der Gruppe auf den Leib geschrieben sind. Helga Pogatschar hat mit “Underground Surround” ein Stück entworfen, das sich mit dem Mythos “Der dritte Mann” auseinandersetzt, dem Film Noir aus der Nachkriegszeit, in welchem die Zither ihren letzten großen Auftritt hatte. O-Ton-Erinnerungsfetzen an den Film, Einblendungen und Kommentare überlagern sich collagenhaft mit Melodienzitaten, die dann auf fantasievolle Weise mehr und mehr ihre eigenen Wege gehen.

Burkhard Friedrich verwandelt dann die Zither mittels elektrischer Verstärkung in ein Hardcore-Instrument. In der Komposition “(D)evil Song” lotet er in höchst originelle Manier Nachhall- und Feedback-Effekte aus und verdichtet zum Finale das Spiel mit akustischen und elektrischen Tonüberlagerungen zu einem mächtigen Crescendo.
Das Trio Greifer entwirft die Vision einer neuen Klangwelt der Zither auf so vielfältige, schlüssige und überzeugende Weise, dass man sich fragt, warum es bestimmte Vorbehalte eigentlich überhaupt jemals gegeben hat. Am Instrument kann es nicht gelegen haben.
Aktuelles Album:
Greifer (Reinhilde Gamper / Leopold Hurt / Martin Mallaun): Neue Musik für 3 Zithern
(Idyllic Noise IDNO 0008)
Die Besprechung erschien ursprünglich in NEUE ZEITSCHRIFT FÜR MUSIK (Schott Verlag).
Die Besprechung erschien ursprünglich in NEUE ZEITSCHRIFT FÜR MUSIK (Schott Verlag).
No comments:
Post a Comment