Thursday 2 February 2017

JAZZTHETIK wird 30

Jazz und Anderes

Das Magazin JAZZTHETIK feiert 30sten Geburtstag

JAZZTHETIK-Verlegerin Christine Stephan (Foto: Thomas Kölsch)

cw. Weil es das Musikmagazin, das sie lesen wollte, nicht gab, fasste die Münsteranerin Christine Stephan im Frühjahr 1987 den Entschluss, Verlegerin zu werden. Sie versammelte eine Mannschaft Musikjournalisten, Graphiker und Fotografen um sich, und zusammen hoben sie die Zeitschrift JAZZTHETIK aus der Taufe. “Niemand von uns hatte vom Zeitungsmachen richtig Ahnung,” räumt die Verlegerin ein. “Wir sprangen einfach ins kalte Wasser und schauten dann, nicht unterzugehen.”

Wie der Name der Publikation nahelegt, sollte Jazz den Schwerpunkt bilden, doch wollte Christine Stephan und ihr Redaktionsteam auch über den Tellerrand hinaus schauen. Alle interessante Spielarten aktueller Musik sollten in der JAZZTHETIK vorkommen: Pop, Blues, neuer Folk, Electronica und Weltmusik. Um diesem Selbstverständnis Ausdruck zu verleihen, wurde der Untertitel “Magazin für Jazz & Anderes” gewählt. Denn eines sollte unbedingt vermieden werden: Dogmatisch, engstirnig und eindimensional zu sein. Die JAZZTHETIK sollte mit offenen Ohren durch die Welt gehen und den Geist der Freiheit atmen, wie die Musik, über die sie berichtete.

Christine Stephan hatte Glück. Ende der 1980er Jahre erlebte die Jazzmusik gerade einen Boom, was dem Magazin aus den Startlöchern half. Auch verschoben sich damals die tektonischen Platten des internationalen Jazz, wobei die Musiker aus Europa mehr und mehr an Gewicht gewannen und die amerikanische Szene ihre Vormachtstellung verlor. Jan Garbarek, das United Jazz & Rock Ensemble, Nils Landgren, Nik Bärtsch und das Esbjörn Svensson Trio waren europäische Musiker, die Hallen füllten und dem Jazz zu wachsender Popularität verhalfen. Für Christine Stephan ein Glücksfall: Mitten in Europa war sie plötzlich mit ihrer Zeitschrift hautnah am aktuellen Jazzgeschehen dran.

Jan Garbarek und das Hilliard Ensemble hatten mit „Officium“ 1994 einen Riesenerfolg 

Die Publikation, die anfangs monatlich, heute zweimonatlich erscheint, blies frischen Wind in die Szene und avancierte innerhalb kürzester Zeit zum führende Organ der improvisierten Musik in Deutschland. Musikerportraits, Interviews, aktuelle Nachrichten und Neuigkeiten sowie Platten-, Konzert-, Festival- und Buchbesprechung füllen heute die über 100 Seiten jeder Ausgabe, wobei mit Sachverstand sowohl über etablierte Stars wie über hoffnungsvolle Newcomer berichtet wird. Zu den Inhalten kommt ein attraktives Äußeres: Die JAZZTHETIK besticht durch modernes Layout und Design. “Wir wachsen an den Aufgaben,” erklärt Christine Stephan nach 275 Heften. “Das gilt für das Magazin, wie auch für mich als Verlegerin.”