Monday 29 April 2024

Jazz – das schwarze Kontinuum

Charles Tolliver und seine Oma

Der Jazztrompeter Charles Tolliver (Jahrgang 1942) machte sich Mitte der 1960er Jahren durch die Mitwirkung auf Alben von Jackie McLean einen Namen. Später spielte er mit seinem eigenen Ensemble, aber auch mit Roy Ayers und nahm mit Booker Erwin, Andrew Hill und Louis Hayes richtungsweisende Alben auf. Anfang der 1970er Jahren gründete er das Label Strata-East Records. 

Das Trompetenspiel hat ihm seine Großmutter, eine Saxofonistin beigebracht, die ihm auch ein Instrument beschaffte. Hier ist er im Alter von ca. sechs Jahren mit seinem jüngeren Bruder und seiner Oma zu sehen. Das Foto stammt aus dem Jazzpodium, Mai 1970 und wurde wohl Ende der 1940er Jahre gemacht.


Mit seinem Quartett von 1971 (you tube):



Saturday 27 April 2024

Klassischer Rock von klassischen Rockmusikern

Löffelweise Blues

Werner Dannemann & Friends mit Miller Anderson in Esslingen

Werner Dannemann (links), in der Mitte sitzend (wegen eines Fußleidens): Miller Anderson (Foto: C. Wagner)

Woodstock ist im Pop ein magischer Begriff, der einer ganzen Generation den Namen gab. Musiker, die bei dem legendären Festival aufgetreten sind, zählen automatisch zum Rockadel. Das Esslinger Kulturzentrum Dieselstraße hat in seiner über 40jährigen Geschichte bislang zwei Mal solche Kultfiguren präsentiert: Vor Jahren trat die amerikanische Bluesrockband Canned Heat in der Pliensauvorstadt auf sowie Alvin Lee, der 1969 mit Ten Years After auf dem Woodstock-Festival spielte, zu welchem damals mehr als eine halbe Million Hippies und Blumenkinder pilgerten. 

Jetzt brachte der langgediente Göppinger Rockgitarrist Werner Dannemann eine weitere Woodstock-Legende in die Dieselstraße: Der Schotte Miller Anderson trat einst als Gitarrist und Sänger der Keef Hartley Band auf dem Hippie-Fest auf, das ja damals noch kurzfristig von der Ortschaft Woodstock nach Bethel verlegt werden mußte. 

Die Keef Hartley Band war eine jener Gruppen, die das britische Bluesrevival prägten (neben John Mayall, Alexis Korner, den Rolling Stones, Fleetwood Mac, Chicken Shack, Savoy Brown usw.) aber nie den Durchbruch schafften, wobei Drummer und Bandleader Keef Hartley später bei John Mayall trommelte. Und diese Bluesrock-Tradition ist auch das gemeinsame Erbe, das Werner Dannemann und Miller Anderson verbindet und zusammenführte. 

Beim Auftritt in der Dieselstraße nahm zu Beginn der Göppinger Gitarrist das Zepter in die Hand und leitete mit ein paar flotten Nummern den Abend ein. Sie gaben die Richtung vor und setzten den Rahmen. Nach Dannemanns Opener übernahm Miller Anderson für einige Zeit die Regie und präsentierte sich in ein paar Titeln sowohl als überzeugender Sänger, als auch als exzellenter Slide-Gitarrist. Der Schotte weiß außerdem auf das Vorzüglichste mit dem Wah-Wah-Pedal umzugehen und präsentierte sich ebenfalls als solider Mundharmonika-Spieler.

Die Sound war glasklar (nicht zu laut und nicht zu leise), die Musik überzeugend interpretiert. Die Rhythmusgruppe agierte zuverläßig. Das Zusammenspiel funktionierte ordentlich, wobei die Solos durch ein kurzes Zunicken dem jeweiligen Musiker zugeteilt wurden. Der französische Keyboarder Jean-Pierre Barraqué hatte dabei ebenfalls seine Zeit im Rampenlicht, ob auf der Orgel, dem E-Piano oder dem Synthi. Der Vorsprung, den die Briten noch in den 1970er Jahren hatten, ist längt aufgeholt. Heute begegnet man sich auf gleicher Augenhöhe.

Manche Titel stachen heraus. Wenn etwa alte Schlachtrösser wie "Spoonful" hervorgekramt wurden, ging ein Raunen durchs Publikum von Grauhaarigen. "Spoonful" ist eines dieser Evergreens aus den Anfangstagen des Bluesrock, das ursprünglich vom Chicagoer Bassisten Willie Dixon stammt, von Howlin' Wolf zuerst aufgenommen wurde, bevor es Gruppen wie Cream und Ten Years After weltweit populär machten. Als Alexis Korner in den 1970er Jahren häufig durch Südwestdeutschland tingelte, hatte er ebenfalls "Spoonful" im Repertoire. 

"Classic Rock" wird solche Musik in den USA genannt und so auch von Werner Dannemann und Kumpanen verstanden und aufgeführt: als klassische Rockmusik gespielt von klassischen Rockmusiker, die mit Können, Routine und Einfühlungsvermögen agieren und damit dem Stil immer wieder frisches Leben einhauchen. Was für Klassik-Freunde Bachs Johannespassion ist bzw. für Jazzfans Swing oder Bebop, ist für Blues- und Rockenthusiasten "Spoonful"– historische Musik, immer wieder neu interpretiert.

Sunday 21 April 2024

Jim Kahr & Allstars + BRTHR in Sigmaringen

Freikonzert  – Blues, Folk, Soul und Country

JIM KAHR & ALLSTARS + BRTHR 


Alter Schlachthof, Sigmaringen / Samstag, 27. Juli 2024, 17 Uhr

 

Eintritt: frei!!!!!!!


Bluesgitarrist der Extraklasse: Jim Kahr 

 

BRTHR (=Brother) ist eine der angesagtesten Bands aus dem Südwesten. Ihr drittes Album „High Times For Loners“erschien 2020, gefolgt 2022 von einer 12-Inch mit dem Titel „Be Alright“. Die Einspielungen wurden von den Medien mit viel Beifall aufgenommen, wobei sich die Single „Speak low“ sogar zu einem Radiodauerbrenner entwickelte. Die Band um Sänger-Gitarrist Philipp Eissler und Lead-Gitarrist Joscha Brettschneider spielt einen entspannten Südstaatenrock (sie sind ja auch aus dem deutschen Süden!), der sich bei Folk, Soul, Country und Gospel bedient und Einflüsse von JJ Cale, The Band und Neil Young verrät, dabei trotzdem einen ganz eigenen Klang besitzt. Ihre Songs sind von einfühlsamer Melodik und unaufgeregter Flüssigkeit, wobei Brettschneiders sensibles Gitarrenspiel aufhorchen lässt, das nie kreischend auf billige Effekte zielt. Dazu kommt ein zweistimmiger Harmoniegesang, der direkt ins Herz geht.


BRTHR – Südstaatenrock aus Schwaben 

 

Ebenfalls ein Meister der elektrische Gitarre ist JIM KAHR. Der Mann aus Chicago ist auf schwarzen Rhythm & Blues spezialisiert, den er mit Soul- und Funk-Einflüssen anreichert. Im Laufe seiner Karriere hat Kahr mit Größen wie Joe Cocker, Johnny Guitar Watson und Buddy Guy gespielt. Doch seine bemerkenswerteste Phase erlebte der Ausnahmegitarrist Mitte der 1970er Jahre, als er ein paar Jahre Leadgitarre in der Band von John Lee Hooker spielte. Von der Blueslegende hat er viel für sein Gitarrenspiel gelernt, das er mit erstaunlicher Lockerheit aus dem Ärmel schüttelt, wobei er gleichzeitig mit exzellentem Spiel auf der Slidegitarre Titeln wie „Little Red Rooster“ eine ganz eigene Note gibt. Begleitet wird Kahr von den Allstars, eine ausgefuchsten Rhythmusgruppe aus Baß und Schlagzeug, sowie dem Saxofonisten Ian Fullwood, der sich durch die Zusammenarbeit mit Jools Holland, Rick Astley und The Specials einen Namen gemacht hat.


Freikonzert  – Blues, Folk, Soul und Country

Jim Kahr & Allstars + BRTHR 

Alter Schlachthof, Sigmaringen / Samstag, 27. Juli 2024, 17 Uhr

 Eintritt: frei!!!!!!!