Mehr darüber: Christoph Wagner - Der Klang der Revolte / Die magischen Jahre des westdeutschen Musik-Underground (Schott Music)
Friday, 31 May 2013
FLASHBACKS: Tangerine Dream in England
Die Berliner Elektronik-Gruppe Tangerine Dream in Leeds (Nordengland), ca. 1973
Mehr darüber: Christoph Wagner - Der Klang der Revolte / Die magischen Jahre des westdeutschen Musik-Underground (Schott Music)
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Tuesday, 28 May 2013
Wednesday, 22 May 2013
Rezension: Harry Lachner im SWR über KLANG der REVOLTE
Buchbesprechung / SWR2, Musikmarkt, 16.5.2013
von
Harry Lachner
Magische Revolte
"Die magischen
Jahre des westdeutschen Musik-Underground" lautet der Untertitel zu
Chrisoph Wagners Untersuchung "Der Klang der Revolte". Gemeint ist
jene Zeit zwischen Mitte der sechziger und Anfang der siebziger Jahre; jene
Zeit also, als die deutsche Rockmusik begann, sich eigenständig zu entwickeln. Wege
zu suchen, die jenseits der klassischen Rock-Schablonen lagen. Wagner, der auf
zahlreiche Interviews zurückgreifen kann, die er über die Jahre mit Musikern
und Veranstaltern geführt hat, zeichnet ein Porträt einer Zeit des Aufbruchs,
des Umbruchs. Dabei richtet er seinen Blick nicht allein auf die Rockmusik, den jazz und die
Liedermacherszene - er stellt auch die engen Bezüge zur politischen und
gesellschaftlichen zur bundesrepublikanischen Wirklichkeit her. Undidaktisch,
aber präzise, faktenreich und nie beliebig.
West-Deutschland
Ende der sechziger Jahre. Die libertären Impulse aus England den USA bahnten
sich den Weg zu einer Jugend, die sich gegen die Enge und Tristesse der frühen
Jahre aufzulehnen begann. Eine Generation, die sich eingeengt fand von
Restriktionen und von Repressalien, die sich an bloßen Winzigkeiten entzünden
konnten: sei es die Länge der Haare, oder das tragen von damals nur schwer
erhältlichen Jeans und Parkas. Ein offenbar bedrohliches Erscheinungsbild - symbolisierte
es doch eine Abweichung von der Norm, die von Alt-Nazis nach Kräften weiter am
Leben erhalten wurde, die unbelangt in allen gesellschaftlichen Bereichen überlebten:
in Verwaltung, Justiz, Polizei, Politik. Ein Freiheitsgedanke war ein
gefährlicher Gedanke, der das Prinzip Zucht und Ordnung in Frage zu stellen
wagte. Kritische Äußerung, eine nicht-konformen Meinung galten als "Nestbeschmutzung",
demonstrierende Studenten als "arbeitsscheues Gesindel". Solcherart
war die Sprache, war das Klima in diesem Land, das jeder Form von Intelligenz
nur mit Diffamierung und Drohgebärden begegnen konnte; ein Land, in dem die
willfährigen Handlanger einer vergangenen Macht immer noch die Meinungshoheit besaßen.
Was wäre da naheliegender als ein Fluchtgedanke?
Man
kann die Musik jener Zeit nicht ganz verstehen, wenn man sich nicht der
besonderen Umstände bewußt ist, aus denen heraus sie entstanden ist. Und gegen
die sie sich letztlich auflehnte: Als utopischer Gegenentwurf zu einer
kleinbürgerlich miefigen Gesellschaft, die ihre überkommenen Prinzipien in
frisch-grauen Nachrkriegsbeton gießen wollte. Welche soziale Sprengkraft eine
Musik haben kann, die selbst nicht vordergründig politisch sein muß, zeigt
Chrisoph Wagner in seinem Buch "Der Klang der Revolte". Tasächlich
waren es neue Klänge. Klänge, die ihren Weg aus der englischen und
amerikanischen Rockmusik rasch auch in die deutsche gefunden hatten. Verzerrte
Gitarrentöne, Rückkoppelungen, Kaskaden ineinanderfließender Klänge, die einen
Gefühls- und Ideenraum öffnen konnten. Die jungen, experimentierfreudigen
Musiker aber begnügten sich nicht mit der reinen Anverwandlung einer von außen
hereingetragenen Haltung. Ob Rock oder Jazz: die neuen ästhetischen Impulse
werden aufgegriffen, zunächst imitiert - doch danach im eigenen Sinne
weiterentwickelt. Man erkennt in vielen Musikeraussagen, die Christoph Wagner
in seinem liebevoll fundierten Buch zusammengetragen und ausgewertet hat, mit
welchem Elan die west-deutschen Musiker sich eine eigene Ästhetik erarbeiteten.
Und welchen internationalen Erfolg sie schließlich damit hatten. Etwas hilflos nannte
man es in Großbritannien "Krautrock": Denn die Musik von Bands wie
Can, Kraftwerk oder Amon Düül verließ gezielt jenes Terrain der Rockmusik, das
von formalen anglo-amerikanischen Stereotypen geprägt war: Anlehung an das
harmonische Schema des Blues, das Beharren auf der einfachen Songform. Stattdessen
schienen andere Bezugspunkte am Horizont der Musiker auf: etwa die
Elektronische Musik oder die freie Improvisation. Die Grenzen der einzelnen
Sphären wurden durchlässig. So war etwa Mani Neumeier, Gründer der Rock-Band
Guru Guru, davor Jazzschlagzeuger, etwa im Globe Unity Orchestra. Holger
Czukay, Mitglied von Can, war Schüler des Komponisten Karlheinz Stockhausen.
Alles schien damals in Bewegung; nichts lag ferner als ein Ordnungssystem, als
Berührungsängste.
Can im Schloß Nörvenich
Christoph
Wagners Ansatz verdeutlicht noch einmal, daß man dieser so überaus lebendige
und experimentierfreudige Szene nicht mit pauschalen Begriffen, nicht mit
vorgefertigten Stilschubladen gerecht werden kann. Das umfangreiche Material -
die Interviews, die Anekdoten, die klugen Analysen - all das ist nicht in ein
schablonisiertes, unterkühlt akademisches Theoriegebilde eingepaßt; Wagner
sucht stattdessen die Erkenntnisse aus dem Zusammenspiel der Details zu
entwickeln. Der Autor, Jahrgang 1956, schreibt aus eigener Erfahrung heraus.
Und gerade in jenen Momenten subjektiven Erzählens und Erinnerns, stellen sich
diese Jahre als ein facettenreiches, auch in sich widersprüchliches Panorama
der Möglichkeiten dar - als eine Verheißung individueller Freiheit,
künstlerischer Originalität und Eigenständigkeit. "Der Klang der
Revolte" ist mehr als eine Sammlung von Betrachtungen zur Musik einer Zeit
als der bundesrepublikanische Beton anfing brüchig zu werden. Das Buch
unterstreicht vielmehr die wechselvolle Beziehung zwischen einer
gesellschaftlichen Realität und einer Musik, die aus ihr heraus und vor allem gegen
sie arbeitet. Denn es gibt schließlich keine reinen, unschuldigen Töne
außerhalb eines sozialen Kontextes.
Christoph Wagner: "Der Klang der Revolte. Die magischen Jahre des westdeutschen Musik-Underground"
Schott Verlag, Mainz, 388 Seiten, € 24,95
Tuesday, 21 May 2013
Tribut an HENRY THREADGILL - Jazzmeister
Gastbeitrag von HERBERT BRAUN:
Eine kurze Konzertbesprechung und ein kleines Tribut an
Henry Threadgill's Zooid
Rüsselsheim, 7. Mai 2013
Fotos: Herbert Braun
Prompt mal wieder ein phantastisches "Jazz"-Konzert erlebt. Das sprach mich voll an: Musik im Grenzbereich improvisierter und notierter Musik. Es war einfach phantastisch : Henry Threadgill, der sich vor dem Mikro ausnahm wie ein schüchterner Pennäler, aber dann den Meister auf der Quer- und Bassflöte sowie dem Altsaxofon hervorkehrte, dazu eine Band, die einfach irre gespielt hat, vor allem Joe Davila (gestopfte Posaune, Tuba), dann der Gitarrist, aber auch der Cellist und ein hochgradig sensibel spielender Schlagzeuger, der zudem sein dezentes, absolut untrashiges Spiel mit wundervoller Mimik begleitete. Wie er die Becken "gestreichelt" und (Nach-)Hall produziert hat, auch mit bloßen Händen gespielt hat. Das war weit entfernt von jeder Effekthascherei, einfach nur großartig.
Henry Threadgill ist eine echte Rarität (selbst innerhalb des Jazzidioms), als er seine Kunst weit über seinen Namen stellt. Für ihn zählt allein die Musik, was auch daran zu erkennen ist, dass er nur ein relativ schmales Oeuvre vorweisen kann, kein Wunder, wenn man sich nicht selber ständig reproduziert, sondern immer auf der Suche ist.
Herbert Braun
Eine kurze Konzertbesprechung und ein kleines Tribut an
Henry Threadgill's Zooid
Rüsselsheim, 7. Mai 2013
Fotos: Herbert Braun
Prompt mal wieder ein phantastisches "Jazz"-Konzert erlebt. Das sprach mich voll an: Musik im Grenzbereich improvisierter und notierter Musik. Es war einfach phantastisch : Henry Threadgill, der sich vor dem Mikro ausnahm wie ein schüchterner Pennäler, aber dann den Meister auf der Quer- und Bassflöte sowie dem Altsaxofon hervorkehrte, dazu eine Band, die einfach irre gespielt hat, vor allem Joe Davila (gestopfte Posaune, Tuba), dann der Gitarrist, aber auch der Cellist und ein hochgradig sensibel spielender Schlagzeuger, der zudem sein dezentes, absolut untrashiges Spiel mit wundervoller Mimik begleitete. Wie er die Becken "gestreichelt" und (Nach-)Hall produziert hat, auch mit bloßen Händen gespielt hat. Das war weit entfernt von jeder Effekthascherei, einfach nur großartig.
Henry Threadgill ist eine echte Rarität (selbst innerhalb des Jazzidioms), als er seine Kunst weit über seinen Namen stellt. Für ihn zählt allein die Musik, was auch daran zu erkennen ist, dass er nur ein relativ schmales Oeuvre vorweisen kann, kein Wunder, wenn man sich nicht selber ständig reproduziert, sondern immer auf der Suche ist.
Herbert Braun
Thursday, 16 May 2013
Geburtstagständchen: Achim 'Trikont' Bergmann wird siebzig!
Achim Bergmann, die treibende Kraft hinter Trikont-Schallplatten, wird siebzig!
SCHWARZWÄLDER BOTE / 16. Mai 2013
Mehr Infos: www.trikont.de
SCHWARZWÄLDER BOTE / 16. Mai 2013
Mehr Infos: www.trikont.de
Wednesday, 15 May 2013
Tuesday, 14 May 2013
AUGEundOHR: Griechische Schellackplatte
Griechische Schellackplatte, Rembetika-Musiker und Sängerinnen, amerikanisches Label für griechische Musik, ca. 1930
Saturday, 11 May 2013
Alte Musik: ENSEMBLE OFFICIUM spielt Leonhard Lechner ein
Alte Musik ganz neu
Das
Ensemble Officium widmet sich mit einer neuen Einspielung dem Renaissance-Komponisten Leonhard Lechner
cw. Für eine
Stilgattung namens “Alte Musik”, klingt es ziemlich frisch. Seit ein paar
Jahrzehnten erlebt die Musik aus der Zeit vor dem Barock im klassischen
Musikbetrieb einen Boom. Zahllose Platteneinspielungen haben die Töne des 16.
und 17. Jahrhunderts ins Blickfeld gerückt, wobei eine
faszinierend-verschlungene Klangwelt zum Vorschein kam.
Eine der
führenden Gruppen dieser Szene ist das Ensemble Officium, das sich auf
geistliche Musik der Renaissance spezialisiert hat. Der Solistenchor hat seinen
Sitz in Tübingen, wo der Leiter der Gruppe, Wilfried Rombach, als Kantor an der katholischen Pfarrkirche St.
Johannes wirkt.
Nach zahlreichen hochgelobten CD-Produktionen, die sogar international für Aufsehen sorgten, hat
sich Rombach mit seiner Gruppe jetzt einem Komponisten des 16. Jahrhunderts
zugewandt, der enge Verbindungen zu Hechingen und Stuttgart hatte. Leonhard
Lechner (1553 - 1606) gilt als einer der glänzensten Namen der deutschen
Musikgeschichte der Renaissance.
Geboren 1553 in Südtirol, kam Lechner zuerst als Sängerknabe nach
Landshut, dann an die Münchner Hofkapelle, wo er Schüler des bedeutenden
Komponisten Orlando di Lasso war. Nach einer Zeit in Nürnberg, kam er 1584 an
den Hof des Grafen Eitelfriedrich von Hohenzollern nach Hechingen. Nach
anfänglich harmonischer Zusammenarbeit muss es irgendwann zu einem Zerwürfnis
zwischen dem Hofkapellmeister und seinem Patron gekommen sein. Im Sommer 1585
machte sich Lechner in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus Hechingen davon. Der
Graf hatte sich wegen einer Reise gerade nicht am Hof aufgehalten. Lechner floh
nach Tübingen auf württembergisches Terrain. Voller Wut setzte sein früherer
Arbeitgeber, der Hechinger Zollerngraf, alle Hebel in Bewegung, um eine
neuerliche Verpflichtung von Lechner anderswo in höfischen Diensten zu
verhindern. Trotzdem fand Lechner schließlich an der Hofkapelle in Stuttgart eine
Anstellung, wenn auch am Anfang nur als Tenorsänger, was eigentlich unter
seinem Rang war. Erst nach zehn Jahren Dienst wurde er vom württembergischen
Herzog 1595 zum Hofkapellmeister ernannt.
Im Mittelpunkt der neuen Einspielung des Ensemble Officium, die auf dem
Label Christophorus erschienen ist, stehen zwei Werke geistlicher Festmusik,
die Lechner 1582 in Nürnberg komponiert hatte. Eines der Werke schrieb er für
die Hochzeit der Nachkommen zweier reicher Kaufmannsfamilien. Diese Messe war
opulent gehalten und darauf ausgelegt, der Vermählung den nötigen Glanz zu
verleihen. Noch aufwendiger ist das 24-stimmige Werk ‘Quid Chaos’ gehalten, das
von drei je achtstimmigen Chören in Szene gesetzt wird, die bei Aufführungen im
16. Jahrhundert oft an unterschiedlichen Stellen im Kirchenraum positioniert
waren. Dadurch sollte ein besonders
intensiver Raumklang erzeugt werden – eine Art Surround-Sound des 16.
Jahrhunderts.
Rombach gelingt es mit dem Ensemble Officium die Werke in ihren ganzen
Pracht aufleben zu lassen. Er hat dazu nicht nur eine Reihe höchstkompetenter
Vokalisten herangezogen, sondern sich darüber hinaus der Unterstützung des
Instrumentalensembles Gabinetto Armonico versichert. Mit Renaissance-Posaunen, historischen
Holztrompeten und einem Dulzian (einem Vorläufer des Fagotts) fügen die Musiker
interessante Klangfarben hinzu und geben der Musik mehr Fülle und Wucht.
Eine solch aufwendige Produktion mit so vielen Beteiligten heute zu
realisieren, ist alles andere als ein Kinderspiel. Allein die Terminkalender von
24 professionellen Sängern und Sängerinnen auf einander abzustimmen, kann zum
Alptraum werden, von den finanziellen Erfordernissen ganz zu schweigen. Rombach
hat das dadurch gelöst, dass immer wenn ein paar reguläre Konzerte mit dem
Ensemble anstanden, er noch einen Aufnahmetermin anhängte. Dann versammelten
sich meistens die Sänger und Sängerinnen um die Mikrofone in der Mössinger
Peter und Pauls-Kirche - wegen ihrer exzellenten Akustik. Draußen stand dann
ein Aufnahmewagen des SWR und schnitt mit, wobei man sich Sequenz für Sequenz
durch das jeweilige Werk arbeitete. Entstanden ist ein faszinierendes Zeugnis
früher Klangkunst, das Leonhard Lechner und dem Ensemble Officium alle Ehre
macht.
Ensemble Officum / Wilfried Rombach:
Leonhard Lechner- »Geistliche
Festmusik 1582« / Missa Domine, Dominus Noster & Motetten
(Christophorus Records)
Sunday, 5 May 2013
Flashbacks: Mani Neumeier bei den Essener Songtagen 1968
Open-Air Trommelsession mit Mani Neumeier von Guru Guru bei den 'Internationalen Essener Songtagen 1968', 25. - 29. September 1968
Mehr über die 'Songtage' in: CHRISTOPH WAGNER - DER KLANG DER REVOLTE / DIE MAGISCHEN JAHRE DES WESTDEUTSCHEN MUSIK-UNDERGROUND. Schott Music 2013. 388 S., mehr als hundert S/W-Fotos. Preis: 24.95 Euro
.
Mehr über die 'Songtage' in: CHRISTOPH WAGNER - DER KLANG DER REVOLTE / DIE MAGISCHEN JAHRE DES WESTDEUTSCHEN MUSIK-UNDERGROUND. Schott Music 2013. 388 S., mehr als hundert S/W-Fotos. Preis: 24.95 Euro
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Saturday, 4 May 2013
Zappa-Tribut: Grandmothers of Invention
Ikone des Underground
Die Grandmothers of Invention
präsentieren sich als virtuose Erbverwalter von Frank Zappa
cw. Zwanzig Jahre nach Frank Zappas Tod
hat seine Musik kaum an Aktualität eingebüßt. Etliche Bands aus ehemaligen
Musiker seiner Gruppen sind inzwischen unterwegs, die das musikalische Erbe des
amerikanischen Gitarristen und Komponisten verwalten. Zappa war Ende der 60er
Jahren zu einer Ikone des Underground aufgestiegen, der die Rockmusik auf ein
anderes Niveau hob. Neben der Gruppe “Banned from Utopia” zählen die
Grandmothers of Invention zu den kompetentesten Tributbands. Im Tübinger
Sudhaus absolvierten sie vor nahezu ausverkauftem Haus und Hunderter
begeisterter Fans einen absolut fulminanten Auftritt.
Zwei Musiker der “Grandmothers”
garantieren die Authentizität. Da ist zum einen Don Preston, der bei den
“Mothers” von 1967 bis 1974 spielte und jetzt von den Keyboards aus so dezent
wie souverän die Fäden zieht. Bei dem Tastenvirtuosen aus Los Angeles, dem man seine
80 Jahre nicht im geringsten ansieht, laufen die Nervenstränge der Gruppe
zusammen. Er ist musikalischer Direktor, Dirigent und Bandleader in einer
Person.
Noch mehr im Rampenlicht steht
Napoleon Murphy Brock. Als Sänger und Saxofonist war er von Mitte der siebziger
bis in die achziger Jahre hinein in diverse Bandprojekte von Zappa involviert.
Der schwarze Musiker im hellen Anzug und neckischem Käppi gibt den quirrligen
Entertainer und energiegeladenen Zeremonienmeister auf der Bühne, der mit kraftvoller
Stimme, mächtigem Saxofonspiel und diversen Tanz- und Showeinlagen die
Aufmerksamkeit auf sich zieht und für kurzweilige Unterhaltung sorgt.
Komplettiert wird die Gruppe von
drei hochversierten Sessionmusikern. Gitarrist Mike Miller, lange Jahre in den
elektrischen Gruppen von Chick Corea aktiv, kommt dabei die undankbare Aufgabe
zu, den Gitarristen Zappa vergessen zu machen, der einer der originellsten
Saitenzupfer der Rockgeschichte war.
Das Quintett tänzelt gekonnt durch
die musikalische Biographie Zappas. Kompositionen aus den verschiedenen
Schaffensperioden werden in makelloser Ausführung präsentiert, wobei auch die
Zusammenarbeit von Zappa mit Captain Beefheart nicht ausgespart wird. Den fünf gelingt es, die vertrakten und
komplizierten Arrangements äußerst virtuos in Szene zu setzen und für
zappaeskes Feeling zu sorgen. Rasante Unisono-Passagen, ungerade Metren,
abrupte Taktbrüche, plötzliche Szenenwechsel und virtuose Soli wechseln sich in
schneller Folge ab. Diese Stilelemente gelten als Markenzeichen von Zappa, die
seinen Ruhm begründeten.
Beeinflußt vom Erfinder der
Zwölftonmusik, Arnold Schönberg, und vom Neutöner Edgar Varèse, spannen Zappas
Kompositionen einen weiten Bogen. Die Bandbreite reicht von zeitgenössischen
Avantgarde-Klängen bis zu Blues und Rock ‘n’ Roll, wobei vielfach ein
untergründig parodistisches Element ins Spiel kommt: Mit sarkastischen Versen
werden die Irrungen und Wirrungen der
Gegenwart auf die Schippe genommen – Zynismus, ätzende Ironie und lakonische
Scherze waren bei Zappa Trumpf!
Ein Saal voller begeisterter Fans
zeigte wie groß die Verehrung des Meisters bis heute ist. Sein Werk hat sich
mittlerweile in fast klassische Musik verwandelt, die wohl noch lange gepflegt
werden wird. Hoffentlicht immer so überzeugend, wie es die Grandmothers
vormachten.
IN DER JULI&AUGUST-AUSGABE DER ZEITSCHRIFT JAZZTHETIK ERSCHEINT EIN INTERVIEW, DAS CHRISTOPH WAGNER MIT DON PRESTON IM APRIL 2013 GEFÜHRT HAT, WOBEI PRESTON VOR ALLEM ÜBER SEINE JAHRE ALS ELEKTRONIK-PIONIER UND SEINE ZUSAMMENARBEIT MIT MEREDITH MONK UND FRANK ZAPPA SPRICHT. AUCH VON WICHTIGEN BEGEGNUNGEN MIT HARRY PARTCH, ROBERT MOOG, BERNIE KRAUSE, STEVE REICH UND BETTY FREEMAN BERICHTET DER AVANTGARDE-VETERAN. DIE JULI&AUGUST-AUSGABE DER JAZZTHETIK ERSCHEINT ENDE JUNI 2013.
(jazzthetik.de)
IN DER JULI&AUGUST-AUSGABE DER ZEITSCHRIFT JAZZTHETIK ERSCHEINT EIN INTERVIEW, DAS CHRISTOPH WAGNER MIT DON PRESTON IM APRIL 2013 GEFÜHRT HAT, WOBEI PRESTON VOR ALLEM ÜBER SEINE JAHRE ALS ELEKTRONIK-PIONIER UND SEINE ZUSAMMENARBEIT MIT MEREDITH MONK UND FRANK ZAPPA SPRICHT. AUCH VON WICHTIGEN BEGEGNUNGEN MIT HARRY PARTCH, ROBERT MOOG, BERNIE KRAUSE, STEVE REICH UND BETTY FREEMAN BERICHTET DER AVANTGARDE-VETERAN. DIE JULI&AUGUST-AUSGABE DER JAZZTHETIK ERSCHEINT ENDE JUNI 2013.
(jazzthetik.de)
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