Thursday 8 September 2016

50 Jahre "SUNNY" - die Bobby Hebb-Story



Nicht nur sonnig!

Kein Song wurde öfters gecovert als “Sunny” - jetzt feiert der Hit 50jähriges Jubiläum

cw. Der Name seines ursprünglichen Interpreten ist nur noch ein paar Spezialisten bekannt. Doch kommt die Rede auf seinen Song, trällern alle sofort die Melodie. Das Lied ist zum Gassenhauer geworden, während sein Komponist nahezu in Vergessenheit geraten ist. Oder wer kennt heute noch Bobby Hebb, der vor 50 Jahren “Sunny” geschrieben und gesungen hat?

Manche behaupten sogar, der Song wäre das am meisten gecoverte Lied des Pop. Sicher ist: Von James Brown, Marvin Gaye und den Four Tops bis zu Dusty Springfield, Ella Fritzgerald und Shirley Bassey reicht die Liste der Stars, die “Sunny” schon gesungen haben. Sie alle haben den Titel zu einem wahrhaft universellen Evergreen gemacht.

Wenn man als Afroamerikaner vor dem 2. Weltkrieg im amerikanischen Süden geboren wurde, war das Leben kein Zuckerschlecken: Unterdrückung, Rassismus und Gewalt waren an der Tagesordnung. Das musste Bobby Hebb schon früh erfahren. Da beide Eltern blind waren, blieb zum Überleben nur die Musik: Hebb’s Kitchen Cabinet Orchestra hieß die Combo, mit der die Familie versuchte, über die Runden zu kommen. Für die Kinder bedeutete das von kleinauf zum Lebensunterhalt beizutragen: Faulenzen war nicht drin, sonst wäre man nichts weiter als ein unnützer Fresser gewesen!

Gerade mal drei Jahre war der Kleine alt, als er mit seinem älteren Bruder als Teil eines Tanztrios mit der Vaudeville-Truppe Jerry Jackson & The Hepcats auf Tournee durch die amerikansche Provinz geschickt wurde. Das Publikum war begeistert, konnte von den putzigen Tanzschritten der Pimpfe nicht genug bekommen.

Mit zwölf Jahren gelang Hebb ein Coup. Er ergatterte einen regelmäßigen Auftrittsplatz im Programm eines Radiosenders in Nashville. Countrystar Roy Acuff wurde auf den Teenager aufmerksam und holte ihn in seine Band, was damals gegen alle Regeln verstieß. Als einziger Schwarzer in einer weißen Countrygruppe den amerikanischen Süden zu bereisen, war nicht ohne Risiko. Doch Acuff nahm den Teenager unter seine Fittiche, sorgte dafür, das er anständig behandelt wurde, und ließ ihn im Ernstfall im selben Hotelzimmer wie seine Familie übernachten. Bei Auftritten mit den berühmten Smokey Mountain Boys versetzte der Knirps durch sein Solo mit trommelnden Löffeln die Zuhörer in Begeisterung.
                                                                                                                       Foto: Harald Hoffmann

Bobby Hebb war darauf erpicht, sein musikalisches Können zu erweitern. Er lernte Gitarre spielen, schrieb eigene Songs, veröffentlichte sogar ein paar Singles unter eigenem Namen. Seine Ambitionen brachten ihn nach New York. Probeaufnahmen wurden gemacht, bei Plattenfirmen vorgesprochen. Als er eines Morgens spät nach Hause kam, inspirierte ihn der Sonnenaufgang über der New Yorker Skyline zu einem Song: “Sunny” wurde Hebbs Sechser im Lotto!

Die Single zündete und stand bereits im Frühjahr an der Spitze sämtlicher Hitparaden. Nun öffneten sich für Hebb plötzlich alle Türen. Im Vorprogramm der Beatles nahm er an deren letzter US-Tour teil. Ein Album folgte. Andere Musiker coverten seine Songs. Mitte der 1970er Jahre gründete er sein eigenes Plattenlabel, Crystal Ball Records, was sich jedoch als Fehlschlag erwies. 1976 entstand noch eine Disco-Version von “Sunny”, doch die große Zeit war unwiederbringlich vorbei. Sorgen musste sich Hebb allerdings keine machen. Die Tantiemen von “Sunny” sicherten ihm ein bequemes Leben.

Vor einigen Jahren stöberte Rüdiger Ladwig vom Hamburger Trocadero-Label das “One-Hit-Wonder” in Ann Arbor, Michigan auf. Die Idee war, einen Sampler mit verschiedenen Versionen von “Sunny” zusammenzustellen. Der Song war mittlerweile zum Dauerbrenner geworden. Zum 50jährigen Jubiläum des Lieds ist die Compilation jetzt erschienen.

   

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