Friday, 22 December 2017

The Return of Spider John Koerner

Spider John Koerner

    Das Comeback eine Folklegende


„Bluestitel waren interessant für mich, weil sie oft eine Poesie besaßen, die sehr treffend war.“


Letzte Woche sah ich die LP auf dem Flohmarkt in Hebden Bridge, auf Electra erschienen, 1965. Der Händler wollte £ 20 dafür. Das war mir zuviel: Sie war nicht in einwandfreiem Zustand! Diese Woche hat er sie mir für £ 12 überlassen – eine Art Weihnachtsgeschenk, kurz vor der Bescherung. Darauf hab ich nochmals den Artikel herausgekramt, den ich vor einiger Zeit für den FOLKER über SPIDER JOHN KOERNER geschrieben hatte, ein früher Kompagnon von Bob Dylan.

Für altgediente Folkfans ist Spider John Koerner ein Begriff. Der Gitarrist und Sänger wurde in den sechziger Jahren mit dem Trio Koerner, Ray & Glover bekannt, dessen mitreißende „Blues, Rags & Hollers“ (so ein Plattentitel von 1963) einen großen Einfluß auf viele Folkmusiker ausübten. Die Gruppe war eine der wenigen weißen Bands, die schwarzen Blues überzeugend präsentieren konnten. Lange Zeit war es ziemlich ruhig um den Veteranen geworden. Jetzt ist er wieder mit seiner Gitarre unterwegs und hat ein neues Album im Gepäck, das an die großen alten Zeiten anknüpft, als selbst Bob Dylan sich von ihm inspirieren ließ.

Will man mehr über Spider John Koerner erfahren, liefern die ‚Chronicles’ reichlich Material. Bob Dylan hat in sener Autobiographie Koerner mehrere Seiten bewidmet und ihn als einen der wichtigsten Einflüsse seiner formativen Jahre bezeichnet: „Ich war auf der Suche nach anderen Musikern mit ähnlichen Interessen. In einem Beat-Café saß der erste Geistesverwandte herum, den ich in Minneapolis kennenlernte. Es war John Koerner und auch er hatte eine akustische Gitarre dabei,“ schreibt Robert Zimmerman. „Wir verstanden uns auf Anhieb. Er beschäftigte sich schon ein paar Jahre länger als ich mit Folk. Aber er spielte auch viel Blues. Er sprach mit leiser Stimme, sang aber so laut wie ein Feldarbeiter. Koerner war ein mitreißender Sänger und von da an machten wir oft zusammen Musik. Ich lernte viele Songs von ihm.“



Bob Dylan war nicht der einzige, der John Koerner von seinem Ingenieurstudium abhielt. Auf einer Party traf Koerner den Gitarristen Dave Ray, der Countryblues à la Leadbelly spielte. „Dave brachte seinen Freund Tony Glover mit, einer Mundharmonikaspieler, und wir gründeten das Trio Koerner, Ray & Glover,“ erzählt Koerner. „Damals begann ich mich leidenschaftlich für Blues zu interessieren.“

Ihr Songmaterial fand die Gruppe auf alten zerkratzten Schellackplatten. Darüber hinaus traten jetzt Bluessänger wie Josh White, Jesse Fuller oder Big Joe Williams in ihren Gesichtskreis. Konzerte boten die Gelegenheit, den schwarzen Musikern genauer auf die Finger zu gucken. Aus all diesen Einflüssen entwickelten die drei mit der Zeit ihren eigenen Stil.

In Amerika kam Anfang der sechziger Jahre das Folkrevival allmählich in Fahrt. Oft dienten Coffeehouses in Universitätstädten als Startrampe für junge Talente. “Irgendwo in einer Ecke gab es meistens ein kleines Podest“, erzählt Koerner. „Abends stieg jemand auf die Bühne und gab ein paar Songs zum Besten.“

Anfangs spielte Koerner mit seinen Freunden nur traditionelle Bluesnummern nach. „Dann fing ich an, eigene Songs zu erfinden. Bluestitel waren interessant für mich, weil sie oft eine Poesie besaßen, die sehr treffend war.“ Koerner veröffentlichte ein erstes Soloalbum und trat auf dem Newport Folk Festival auf.  

1972 geriet er in eine Schaffenskrise. Er gab das Musikmachen auf und verschenkte seine Gitarre. „Ich hatte intensiv versucht, wie ein schwarzer Bluessänger zu klingen, was mir mit der Zeit immer problematischer vorkam,“ erklärt er das Problem. „Als ich nach einem Jahr auf die Szene zurückkehrte, war das Publikum etwas irritiert, weil ich nun statt Bluesnummern vermehrt Folksongs spielte.“

Dabei ist es bis heute geblieben. Auf seiner aktuellen Einspielung breitet Spider John Koerner mit Hilfe des Fiddlespielers Chip Taylor Smith, der auch zweite Stimme singt, ein Repertoire aus, das hauptsächlich traditionelle Folksongs umfasst. Die eine oder andere Bluesnummer ist auch darunter, dazu ein paar eigene Lieder. Ein paar Songs werden unbegleitet gesungen, begleitet nur vom rhythmischen Klappern der ‚Bones’.

Von seiner Vitalität hat der heute 75jährige kaum etwas eingebüßt. Noch immer überzeugt er mit einem „unbelievably funky guitar style“, wie Gitarrekollege Martin Simpson schwärmt. Und der ‚New Yorker’ meinte neulich, John Koerner sei wohl das Näheste, wie man heute Charlie Patton nahe kommen könnte.

Spider John Koerner with Chip Taylor Smith: What’s Left Of Spider John (Hornbeam Records)

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