Sunday 14 April 2019

London Jazz Night - wo die Frauen den Ton bestimmen

Wo Frauen den Ton angeben

Die 32. Internationalen Theaterhaus Jazztage stellen über Ostern führende Musikerinnen aus England vor
  
Nubya Garcia
cw. In der Londoner Jazzszene tut sich etwas: Junge Frauen drängen nach vorne! Die Gruppe Kokoroko der Trompeterin Sheila Maurice-Greyund das Ensemble der Saxofonistin Nubya Garcia sind zwei davon. Sie werden sich am Sonntag, den 21. April bei den 32. Internationalen Theaterhaus Jazztagen in Stuttgart  im Rahmen einer „London Jazz Night“ zum ersten Mal in Südwestdeutschland vorstellen. Ein Leckerbissen für alle Fans des modernen Jazz, wobei beide Gruppen auch Elemente afrikanischer bzw. karibischer Musik einbeziehen. 

Im Londoner Septett Kokoroko geben die Frauen den Ton an. Die Gruppe wird von einer weiblichen Bläsersektion angeführt und von der Trompeterin Sheila Maurice-Grey geleitet. Die junge Bandleaderin schreibt die Kompositionen, die jazzigen Improvisationen Raum geben, in denen aber auch westafrikanischer Highlife und nigerianischer Afrobeat anklingt. 

Ein Förderprogramm für junge Talente namens „Tomorrow’s Warriors“ half Sheila Maurice-Grey auf den Weg. Die Trompeterin war dort Mitglied im „Female Collective“, einer losen Formation, aus der später die Gruppe Nérija hervorging: eine siebenköpfige, rein weibliche Jazzcombo. Mit Kokoroko rief Maurice-Grey dann ihre eigene Band ins Leben, die seither in London Furore macht. Daneben ist die Trompeterin auch in der britischen Grime- und Hiphop-Szene präsent, wo die gefragte Sessionmusikerin mit Stars wie Kano und Little Simz gearbeitet hat. „Es ist ermutigend wie in der Grime-Szene ein neues Interesse an Jazz erwacht ist,“ freut sich die Bandleaderin.

Kokoroko

Wie Sheila Maurice-Grey haben die meisten der jungen Musikerinnen und Musiker von Kokoroko als Teenager den „Tomorrow’s Warriors“-Workshop besucht. Die Bildungsinitiative war einst vom Saxofonisten Gary Crosby ins Leben gerufen worden, um junge Talente mit afrikanischen Wurzeln zu fördern, ins besonders junge Jazzmusikerinnen. Auch die Saxofonistin Nubya Garcia hat die Talentschmiede durchlaufen. Sie ist eine andere schillernde Figur, die in mehreren Gruppen aktiv ist. So läßt sie ihr Saxofon im Trio von Theon Cross ertönen, auch im Frauenensemble Nérija, wo sie Sheila Maurice-Grey begegnete, obwohl ihr Hauptaugenmerk natürlich ihrem eigenen Ensemble gilt.

Die junge Bandleaderin stammt aus einer musikalischen Familie, in der jedes der vier Geschwister ein anderes Instrument erlernte. Jeden Samstag fuhr Nubyas Mutter sie zu den Unterrichtsstunden ins nahe Kulturzentrum. Als Kind spielte Nubya zuerst Geige, bevor sie zum Saxofon wechselte, dem sie sich dann mit Leidenschaft und Ausdauer widmete. Mit ihrem Ensemble spielt die 28jährige heute einen modernen Jazz wie er einst vom Saxofongiganten John Coltrane geprägt wurde, wobei Nubya Garcia außerdem noch Einflüsse aus der Karibik einbezieht sowie elektrische Instrumente z. B. ein E-Piano. Der seelenvollen Ton ihres Tenorsaxofons überstrahlt alles. Mit ihm bringt sie ihre Gefühle, ihre Stimmung und ihre Gemütslage zum Ausdruck, was in Balladen versonnen und in temporeichen Stücken auch schon mal aufbrausend bis explosiv klingen kann. Im bekannten DJ und Plattenproduzenten Gilles Peterson hat Nubya Garcia einen einflußreichen Förderer gefunden, der dafür sorgte, dass ihr Talent in den letzten Jahren immer deutlicher zum Vorschein kam. Jetzt kommt sie zum ersten Mal nach Südwestdeutschland.

Infos: www.theaterhaus.com


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