Wednesday 9 December 2020

Simon Steiner: Das kosmopolitische Smyrna und seine Musik


Gastbeitrag von Simon Steiner


Das kosmopolitische Cafe Aman und die Amanes aus Smyrna (Izmir)

 

"Griechenland war und ist musikalisch ein Teil des sog. Orients". (Joannis Zelepos)

 

 


Mit der Zeitmaschine nach Smyrna (Izmir) um 1860

 

Der springende Punkt ist das Kommen und Gehen, das Austauschen von Sprachen und Dialekten, verschiedene Menschen strömen von überall ins Kaffeehaus des Ostens, ins Cafe Aman. Griechen und Türken, Serben und Bulgaren, Armenier, Araber und Italiener, alle tummeln sich im Cafe Aman (Aman: arab.-türkisch = Barmherzigkeit, Mitgefühl oder aus dem Türkischen man = Vierzeiler) und zelebrieren Klagelieder, die Amanes. 

 

Anis - und Walnuss-Säcke lehnen an der Wand, es duftet nach Ouzo und Mokka und qualmende Wasserpfeifen hüllen die Kneipe in Rauch. Manche spielen Karten oder treiben es im Separee frivol. Schurken, Seeleute, Fischer, Marktarbeiter und Händler sitzen zusammen und warten auf den Zauber von Tanz und Musik. Wenn ein Wandermusiker aus Neapel Mandoline spielt, schwingen in ihm die Kantaten seiner Heimat mit, er lauschte Romanzen, Serenaden oder schnappte ein paar Walzertakte auf und er hat kein Problem, sich auf die osmanischen Klänge eines Oud-Spielers einzulassen, der mit einer ganzen Horde türkischer Nomaden herum hängt. Er sitzt hier mit Fez und Fustanella, er riecht nach Kamel und Esel und wartet auf den Einsatz eines Violinisten oder eines Kanun (Zither) - oder Santur (Hackbrett) - Spielers. Ein Gyftos (Gipsy) befeuchtet das Mundstück seiner Klarinette, ein Serbe schleppt eine gigantische Davul-Trommel über den Mosaikboden und ein Grieche spielt Lyra. Eine Gruppe Derwische hat es aus einem Kloster in die Stadt verschlagen und sie warten auf Klänge, die sie in Ekstase treiben. Ein Armenier spielt eine alte Volksweise auf einer Duduk (Holzrohr) und ein Freiheitskämpfer, ein Klefte berauscht sich erst einmal mit Wein. Vornehme Oper und Operette waren keine Fremdwörter, denn nicht Wenige hatten den Zeitgeist und die Musik, die sich nicht aufhalten lässt mitbekommen, egal ob Habanera, rumänische Manea oder Horo aus dem Balkan.... . Im Cafe Aman trifft sich Gott und die Welt, ein buntes Treiben: Araber, Levantiner, Juden mit ihren Klezmer-Songs, Türken, Griechen. Frauen singen und begleiten sich mit Tamburin, Holzlöffel oder Finger-Zimbeln und erregen diese Art Ballroom mit ihrem erotischen Bauchtanz Tsifteteli. Dagegen wirkt der herrische Zeybekiko der Freischärler und Partisanen furchterregend aber die Paar-Tänze Karsilamas, der Metzgertanz Hasapiko und der Kreistanz Kalamatianos fühlen sich geschmeidig an. Die Koexistenz aus Mentalitäten, Religionen, Schichten, Kulturen, Instrumenten und Stile sollte später zur Keimzelle des Rembetiko werden.

 

Ein weltoffener Mix

 

Jeder Wandermusiker steht für eine Tradition: Westeuropäische Weisen la franka, osmanische Klänge ala turka, griechische Verse ala greca und Balkanmusik vermischten sich. Südosteuropa und der Vordere Orient bildeten musikalisch  einen Großraum. "Griechenland war und ist musikalisch ein Teil des sog. Orients". (Joannis Zelepos). Die Cafe Aman als stilvolle Kaffeehäuser entstanden nicht von heute auf morgen: Im Laufe der Zeit entwickelten sich Bretterbuden, Kneipen, Spelunken oder Tavernen zu schicken Salons. Es wurde angebaut, vergrößert und aufgestockt, Bühne und Zuschauerränge wurden gezimmert, reich geschmückt mit Teppichen, Vorhängen, Säulen und Kacheln. Ein Musiktheater in großem Stil, in dem die Kompanias, die ersten Bands dieser Art und später Orchester live auftraten und ein neues Musik Genre entfalteten.

 

                                                         Das Cafe AMAN



 

Amanes beginnen meist mit einem Taximi, einer (kontrolliert) improvisierten Reise auf Viola und anderen Streichinstrumenten oder Santur. Grundlage sind die Straßen oder Wege (gr. dhromoi), wie u.a. Chitzas, Ousak oder Rast. Es wird immer nur eine Melodielinie oder Skala verwendet. Das besondere Merkmal eines Amanes ist der Ausruf "aman aman!" (Gnade), der mit musikalischen Verzierungen anfangs ohne, später mit rhythmischer Begleitung umspielt wird. Die Ausrufe können auch verzweifelte "ach", "och" oder nur ein schmerzhaft in die Länge gedehntes "A", "aaahhh" sein. Verzweifelte Bemerkungen oder Aufmunterungen, teils auf arabisch ("tsimi rimbi giala") können auch von einer zweiten Stimme eingestreut werden, die der Seele befreienden Trost spenden soll. Der eigentliche Melodiebogen, der Makam (arab.-persisch, türk.) enthält per Gesang oder Streichinstrument gezogene Viertelnoten oder Mikronoten und klingt deshalb für nicht wenige West-Europäer "orientalisch", als wäre das Instrument verstimmt. Für Instrumente ohne Bünde, Streichinstrumente wie Geige, Gambe, Cello oder Oud kein Problem. Die angewandten Melismen (griech. melos: Lied, Weise, Gesang) bezeichnen Tonfolgen oder Melodien, die auf einer Silbe oder einem Vokal gesungen werden. Der Musikwissenschaftler Niko Ordoulidis beschäftigt sich mit der Unterscheidung von Makam und dhromoi. Erstaunlich: Ein immer wiederkehrendes Schema, das aus dieser Zeit stammt, wird im Rembetiko bis heute gespielt und fungiert als Widmung und Wiedererkennung. Wie ein Weckruf aus alten Zeiten, der sich für jeden Griechen selbstverständlich anhört (vgl. Musikbeispiel Glykeria ab 0:38). Das Wort Aman ist heute noch alltäglich: "Ach Mann" oder "Oh jeh" oder "Oh Gott!"wären in etwa geeignete Übersetzungen. Für kleinasiatische Amanes gibt es mehrere inhaltliche Kategorien, z.B. erotische Amanes, Gute Nacht Amanes, Gefängnis Amanes, Sultan Amanes, Amanes zu den dhromoi/Makams, Amanes der Hirten und Reisenden, Amanes für Feierlichkeiten, Freude und Tänze, militärische Amanes aber auch Amanes aus der Athener Ära  ... . Verkürzt könnte man vielleicht sagen: Amanes sind griechische Texte in türkischer Musik; gemeinsames kleinasiatisches Gedächtnis von Türken und Griechen, mit  Farbtupfer anderer Kulturen.

Empfindungen wie Verzweiflung und Qual, Elend und Schmerz, Schicksal, Untreue, existentielle Nöte wie Armut, Trunkenheit, Drogenabhängigkeit, Verluste und die allgemeine Ungerechtigkeit des Lebens bilden den inhaltlichen emotionalen Themenkreis der Amanes. Politische Ereignisse wie Krieg und Unterdrückung durch die Osmanische Besatzung, Macht und Herrschaft, Migration, Staatsbankrott, Balkankriege und die Trauer um das Exil stimmen ohnmächtig und finden durch  Amanes Erleichterung.


Quay von Smyrna

 

 

 

Smyrna zwischen 1870 und 1922                                           


Karawanen, Schiffe fränkischer Kaufleute und die Eisenbahn verbanden die Handelsmetropole Smyrna seit dem 17. Jahrhundert mit Europa. Das wohlhabende Smyrna der Belle Epoque hatte sich herausgeputzt, Geschäfte und Handel florierten und ermöglichten ein Dolce Vita! Die alten Postkarten in Pastelltönen wirken heiter. Der Quai bildete Smyrnas europäische Fassade: An der Promenade stand das berühmte Cafe de Paris, das Cafe de Boston, das Cafe John Bull, der griechischen Club Cercle levantin und Brauereigaststätten. Orchester mit Absolventen europäischer Konservatorien, Chöre, Buchverlage, Clubs und Casinos, die Vereine Panionios und Apollo, das Theater Efterpi, in dem französische und italienische Melodramatruppen auftraten, 11 Zeitungen (3 türkische, 3 griechische, 4 französische, 1 spanische) und zwei Magazine (griechisch, armenisch) hüllten Smyrna in eine kosmopolitische Atmosphäre.

Vor der Kleinasiatischen Katastrophe 1922 hatte Smyrna ca. 350 000 Einwohner, die Hälfte waren Griechen, ca. 80 000 waren Osmanen, ca. 55 000 Juden, ca. 40 000 waren Armenier und 6 000 Levantes, d.h. Europäer, die sich niedergelassen hatten, wie z.B. Italiener, die die Oper und neapolitanische Lieder und Kantaten mitbrachten. Die sog. Franken lebten in einem Viertel unmittelbar am Hafen, orthodoxe Griechen und Armenier siedelten in eigenen Quartieren ebenfalls in der Unterstadt und die steilen Hänge hinauf zog sich der jüdische und der von Türken bewohnte muslimische Stadtteil. Die Nichtmuslime stellten die Mehrheit der Bevölkerung, weshalb die Türken vom ungläubigen Smyrna sprachen. Während Musik die Menschen verbinden konnte, wurden im Alltag viele Levantiner als Halborientale verunglimpft. Ihre mit französischen, italienischen und türkischen Worten durchsetzte Sprache wurde als Bastard-Sprache benannt. Eine weitere Barriere: Griechen und Türken standen sich seit dem griechischen Aufstand von 1821 mit Misstrauen gegenüber, die aber von gemeinsamen Geschäftsinteressen überlagert wurden. 

 

 

Einflüsse aus Spanien und Italien

 

Das Estudiantina Ensemble bestand aus spanischen Universitätsstudenten. Sie stellten ihr Programm 1886 in Konstantinopel Sultan Abdülhamid II. vor. Das kleine Orchester weilte einige Zeit in Konstantinopel und Smyrna und beeinflusste die dortige Musikszene. Die typische Zusammensetzung der spanischen Estudiantinas bestand vorrangig aus Gitarren, italienischen Mandolinen und manchmal auch Bläsern. Die erste bekannte griechischsprachige Estudiantina wurde von Aristidis Peristeris und Vasilios Sideris gegründet. Sie nannten ihr Orchester Ta politakia, die Jungs aus Konstantinopel. Im Geiste der alten Orchester wurde das Estoudiantina Neas Ionias 1999 von einer Gruppe von 20 jungen Musikern in Volos gegründet.

 





Ta politakia

 

 

Amanes und das Cafe Aman in Athen

 

Fahrende Musikanten, auch als orientalische Musiktruppen aus Kleinasien bezeichnet, brachten die Klagegesänge nach Griechenland. Jeden Sommer wanderten sie vom östlichen Mittelmeer nach Athen und Piräus und lagerten auf Plätzen. Die langsamen und traurigen Weisen kamen nicht überall gut an. Dem kultivierten Athener Establishment, das raffinierte westeuropäische Musik bevorzugte und von einem dem Westen zugewandten griechischen Nationalstaat träumte, waren diese Klänge zu orientalisch. Trotzdem eröffneten Ende des 19. Jahrhunderts auch in Athen Cafe Aman, denn die Wandermusiker brachten nicht nur türkische, arabische, jüdische oder armenische Weisen mit, sondern auch griechische Volkslieder wie Gianniotika, Kleftika und Moraitika. Amanes waren überall zu hören: In den Bergen, am Meer, in Villen, in der Kirche oder in Theatern. Zeitungen meldeten Auftritte von Musikgruppen aus Kleinasien: Im Panathon, im Odiki, in der Höhle der Nymphen, im Cafe Santour, im Garten der Musen und am 27.5.1898 spielte auch die "Erste Geige des Ostens", Giovanikas aus Smyrna in Begleitung einer Santur.

Die AKROPOLIS ZEITUNG meldet am 25.8.1891, dass sich Piräus vulgär orientalisiert und der Massenmob den Nachttau bei östlichen Lieder und Tänze in glücklichster Faulheit genießt. Die Seufzer hallen durch die Straßen und die Passanten klagen mit: "Ah, aman!" Enttäuschte Athener beklagen mit gebrochenem Herzen die hasserfüllten Seufzer der türkischen Lieder. "Es inspiriert dich nicht aber es erniedrigt dich und macht dich zum Sklaven abscheulicher Leidenschaften", ist in der Zeitungsmeldung zu lesen.

 

 

Schallplattengesellschaften stürzen sich auf Amanes


Aus subkultureller Sicht entwickelten sich aus spontanen Underground-Sessions einstudierte Amanes Kompositionen. Sie wurden unterschiedlich arrangiert und von Solisten oder Formationen interpretiert. Schließlich wurden sie von internationalen Schallplattengesellschaften vermarktet. Wie fast immer entwickelte sich ein neues, populär gewordenes Genre aus Gehegen und Verflechtungen der Subkultur, denn die eigentliche Entstehung basierte aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Zusammenspiel von Wandermusiker aus vielerlei Territorien. Einzelne Melodieteile und Schemen tauchen immer wieder auf und sind Ergebnis stundenlanger interkultureller Sessions. Aus der Underground-Ära liegen keine Quellen vor, da es weder Live-Mitschnitte noch Fotos gibt. Übrig bleibt eine Schallplatten-Elite.

Ab 1905 erscheinen in Smyrna die "sprechenden Maschinen", die Grammophone und in Istanbul öffnen die Plattenfirmen Zonophone, Gramophone, Odeon und Favorite. Masterkopien wurden im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts mit mobilen Crews in Theater, Kinos und Hotelzimmer in Smyrna, Konstantinopel und Thessaloniki und danach in Athen von besuchenden Ingenieuren aufgenommen, die Discs in England und Deutschland hergestellt und dann in den Nahen und Mittleren Osten exportiert. Die Aufnahmen in Griechenland begannen erst um 1920 in temporären Studios, darunter im Hotel "Tourist" und  im "German Club" in Athen und die Tonmeister wurden zur endgültigen Herstellung nach Europa geschickt. Bereits 1896 werden die ersten Aufnahmen mit griechischen Amanes in Amerika gemacht. Die zweite Welle erfolgte nach der Kleinasiatischen Katastrophe 1922, der gewaltsamen Ausbürgerung und der Flucht nach Griechenland und Amerika.

 

  

Nach der megali idea und der Katastrophe 1922

 

Nach der gescheiterten Idee eines Groß-griechischen Reiches und der Kleinasiatischen Katastrophe, dem Massaker von Smyrna und dem organisierten Bevölkerungsaustausch nach religiöser Zugehörigkeit flüchteten 1,5 Millionen Griechen aus Kleinasien nach Griechenland. Unter den Geflüchteten befanden sich viele Musiker und Sängerinnen des Cafe Aman Genres. Die 20er Jahre waren in Athen und anderen Städten, in die die Geflüchteten zogen, vom Smyrna-Stil, den Smyrneika geprägt und viele geflüchtete Musiker waren auch in den folgenden Jahren erfolgreich. In den 30er Jahren dominierte allerdings das Piräotische Quartett (aus Piräus) mit Markos Vamvakaris, genannt "der Franke", aus Smyrna kam "Artemis" Anestis Delias,  "O Magkas" Giorgos Batis aus Methana und "Faulpelz" Stratos Pagioumtzis kam aus Ayvalik, Kleinasien. Hauptinstrumente waren die Bouzouki und der griechische Baglamas. Gespielt wurde seltener in den ala turka dhromoi (Tonleitern), die eigene Piräotischen Tonleiter wurde bevorzugt. Die Musiker würdigten die kleinasiatischen Wurzeln und nannten sich neckisch "ach mein Mechmet" oder nahmen die alten Zwischenrufe "aman aman" "och, ach" wieder auf. Der historische Ort der 30er Jahre war nicht mehr das Cafe Aman sondern der Tekes, eine Haschisch-Höhle, in der sich die Magkes, die Vagabunden, Knast-Brüder und Szene-Kerle herumtrieben. Subkultur wurde frenetisch gefeiert und vom Mainstream aufgesaugt und vermarktet. Gefängnis-Lieder, das Schäbige und Verruchte gehörte zum guten Geschmack, denn das Establishment wollte nichts verpassen. Es entstand eine neue musikalische Epoche, in der das orientalische Flair aus Kleinasien in den Hintergrund rückte.

Roza Eskenazi, geboren in Konstantinopel, begann ihre Karriere als Tänzerin im Cafe Aman. Sie und Rita Abatzi, geboren in Smyrna, sangen, wie alle Sängerinnen des Smyrna-Stils, Smyrneika und Amanes und wurden in Griechenland die Stars der 30er Jahre.

Die wichtigsten männlichen Cafe-Aman Vertreter sind Andonis Diamandidis, Spyros Peristeris, Stellakis Perpiniadis, Kostas Roukounas, Lefteris Menemenlis und Giannis Tsanakas. Bekannte Cafe-Aman-Instrumentalisten sind der Oud-Spieler Agapios Tomboulis, der Lyra-Spieler Lambros Leondaridis und der bekannteste griechische Geiger ala turka, Dimitrios Semsis. 

 

Griechische Einwanderer aus Kleinasien und Griechenland nahmen in Amerika zahlreiche Schallplatten auf. Dazu gehörte Marika Papagika. Sie war Inhaberin und Sängerin des ersten Cafe Aman, das 1925 in New York eröffnete. Eine sehr beliebte Sängerin im Cafe Aman Stil in Amerika war Mrs. Koula oder Kyriaki Giortzi Antonopoulou (ca. 1880-1954). Die wichtigsten männlichen Musiker des amerikanischen Cafe Aman Stils waren Achilles Poulos aus Istanbul, der Kreter Charilaos Piperakis, der armenische Oudist Marko Melkon Alemsherian und der Gitarrist und Sänger Georgios Katsaros.

                                                Marika Papagika 


Quellen und Beispiele

 

Auf den Seiten des Griechisches Musikarchiv Εικονικο Μουσειο Αρχειου Κουναδη findet man u.a. Amanes, Postkarten und traditionelle Lieder aus Smyrna.

Ein typisches Aman-Stück von Giannis Tsanakas, Smyrna, 1910, in der Tonfolge Usak Gazel: https://www.vmrebetiko.gr/item/?id=5041

Die 12-seitige Sammlung der Αμανές:

https://www.vmrebetiko.gr/item/?id=5040

mit Lefteris Menemenlis und einer typischen Aman-Begleitung, die sich durch Hunderte Amanes zieht.

 

Eines der bekanntesten Lieder ist das kleinasiatische Tha spaso koupes - Ich werde Becher zerschlagen. (Paradosiako = Traditionell)

https://www.vmrebetiko.gr/item/?id=9399

oder

https://www.youtube.com/watch?v=tSERTUuG2Yw

 

1984 katapultierte die Griechin Eleftheria Arvanitaki diese uralte Weise zum Hit, der seitdem von vielen griechischen Sängerinnen, wie z.B. Glykeria interpretiert wurde und auf youtube in Pop-Versionen millionenfach angeklickt wird.  Beeindruckend: Das griechische Phänomen, Lieder mit  traurigem Inhalt zu feiern, tanzen und mitzusingen!

Hier ein sensationelles Live Beispiel der Arvanitaki:

https://www.youtube.com/watch?v=RlXyudzXLmA

und die Popversion: Μαρίνα Σάττι - Κούπες | (Θα Σπάσω Κούπες)

https://www.youtube.com/watch?v=l55LUEfnbX8

Die Version von Glykeria: Ab Minute 0:38 hören wir das typische Begleitschema der Smyrneika!

https://www.youtube.com/watch?v=2he5c1W8eTA

 

 

ICH WERDE BECHER ZERSCHLAGEN


Ich werde Becher zerschlagen für deine Worte
und Gläschen für die bitteren Wörtchen
αμάν αμάν - mein Gott, hör endlich auf zu weinen, Kleines
αμάν αμάν - mein Gott, du hast, was du willst

Ich zerschlage Teller

für deine beiden schwarzen Augen

Gestern Abend sah ich im Traum,
dass du deine Haare um meinen Hals gelegt hast
αμάν αμάν  - mein Gott, hör endlich auf zu weinen, Kleines
αμάν αμάν - mein Gott, du hast, was du willst

Ich zerschlage Teller

für deine beiden schwarzen Augen

 

The Eastern Piano Project

http://www.eastern-piano.com/

 

 

Ein Schwerpunkt der Forschung und spielerischen Anwendung des Eastern Piano Projektes ist, neben vielen anderen Exkursen, die Erinnerung an Smyrna, die historische Entstehung und Entwicklung der Amanes im entsprechenden Ort, dem Cafe Aman in Kleinasien, bzw. der Quellen. Das Eastern Piano Project konzentriert sich auf urbane populäre und volkstümliche Repertoires und pendelt zwischen Ost und West. Der Schöpfer des Eastern Piano Project, Nikos Ordoulidis spielt eine zweifache Rolle: als Performer / Künstler sowie als Musikwissenschaftler / Forscher (siehe auch www.ordoulidis.gr ). Das Klavier, ein Instrument, das für den Westen von wesentlicher Bedeutung ist, dient ihm als Dreh - und Angelpunkt für beide Pole: Ost und West. Ordoulidis entdeckt Melodien, die in verschiedenen Kulturkreisen gespielt werden, z.B. in jüdischen, griechischen, türkischen. Er sammelt historische Fotos und  Klaviermusik aus östlichen Ländern, die er mit verschiedenen Künstlern aufführt. Originalstücke werden zitiert aber auch weitgehend dekonstruiert. So erfahren manchmal melancholische Kompositionen luftig-leichte Ausflüge in eigenwillige Improvisationen und individuelle Gestaltungen, deren hohes Niveau über beliebige Pop-Spielereien der Postmoderne hinaus gehen. 



                             The Eastern Piano Project



 

Dankeschön:

Persönlicher Kontakt mit Dora Spetsioti und Niko Ordoulidis vom Eastern Piano Project, Rembetiko-Foren (rebetiko.sealabs.net, rebetiko.gr, rembetiko.gr  u.a.) und die gängige Rembetiko-Literatur, Roderick Conway Morris, George Kokkonis, Herbert Höffer und Vasilis Alexiadis.

Film: Smyrna - the destruction of a cosmopolitan city, by Maria Iliou, Athen, 2012

 


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