TOMEKA REID QUARTET: 3+3
(Cuneiform Records)
Das Cello ist kein typisches Jazzinstrument, eher in der klassischen Musik zuhause. Dennoch gab es immer wieder Musiker und Musikerinnen, die dem Streichinstrument im modernen Jazz zu Prominenz verhalfen, angefangen bei Oscar Pettiford und Fred Katz über Diedre Murray, Abdul Wadud und Tom Cora bis zu Ernst Reijseger, Hank Roberts und Erik Friedlander. Seit ihrem Schallplattendebut 2002 auf Nicole Mitchells „Afrika Rising“ hat sich Tomeka Reid (Jahrgang 1977) als eine der neuen Stimmen des Cellos im aktuellen Jazz etabliert. „3+3“ ist das zweite Album ihres Quartetts mit Mary Halvorson (Gitarre), Tomas Fujiwara (Schlagzeug) und Jason Roebke am Baß.
Tomeka Reid kam relativ spät zum Cello (in ihren Teenager-Jahren) und noch später zum Jazz (am Ende ihres Musikstudiums). Seither hat sie sich in die improvisierte Musik vertieft und auf einer Vielzahl von Alben ein eigenes Profil entwickelt. Ob im gezupften Pizzicato-Spiel, ob mit gestrichenem coll‘arco oder mit getupften Flageolets – immer erweist sich die Chicagoerin als souveräne Meisterin ihres Instruments, wobei sie in letzter Zeit zunehmend elektronische Klangmanipulatoren in ihre Ausdruckspalette einbezieht.
Drei längere Stücke machen das Album aus, das als Suite konzipiert ist. Manchmal klangmalerisch in Szene gesetzt, dann wieder durchkomponiert mit Führungsmelodie und rhythmischer Begleitung, bewegen sich die Kompositionen durch unterschiedliche Klangsphären. Sogar elegische Passagen, ja selbst Singbares findet in diesem abwechslungsreichen Mix seinen Platz. Oft agieren Cello und E-Gitarre in fein ziselierter, kontrapunktischer Manier, wobei die beiden mit einfallsreichen Soli glänzen. Unisono-Passagen fungieren als Knotenpunkte, in denen sich die improvisatorischen Linien verflechten. Das Rhythmusgespann sorgt mit Swing und Elastizität für einfühlsame Begleitung, indem es auf die Einfälle und Geistesblitze der Solisten in kongenialer Weise reagiert.