Math-Rock als Modern-Jazz gespielt
Anna Webber im Simple Trio
Stillstand kennt Anna Webber nicht. Die New Yorker Jazzmusikerin steuert mit jedem neuen Album neue Ziele an. Sie mag Herausforderungen, stellt sich knifflige Aufgaben, die sie dann kompositorisch löst. Ihr Metier sind hochkomplexe Tonkonstrukte, die aber paradoxerweise gar nicht diffizil wirken. Kopfmusik, die nicht verkopft klingt – ein Kunststück sondersgleichen.
Der Name des simpletrio2000 mit Matt Mitchell (Piano) und John Hollenbeck (Schlagzeug) kann nur als Witz verstanden werden: Denn die Musik ist alles andere als simpel. Webbers Musik klingt wie Math-Rock als Jazz gespielt, wobei die Strenge und Disziplin der Durchführung beeindruckt.
Auf diesem zweiten Album widmet sich Webber der Erkundung ungerade Metren, die sie in jedem Stück mit einem anderen Klangphänomen koppelt. Tenorsaxofon sowie Querflöte wechseln sich mit dem Piano in der Führungsstimme ab, während das Schlagzeug für ein solides rhythmisches Fundament sorgt, das den jeweiligen Stücken eine Basis gibt und sie zusammenhält.
Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Jedes Stück ist bis ins kleinste Detail durchkomponiert. Nur an vereinzelten Stellen ergeben sich improvisatorische Freiräume. In einem Stück hat das Schlagzeug einen Soloauftritt, ein anderes ist als Saxofonsolo konzipiert. Wer meint, im Jazz passiere nichts Neues, hat offensichtlich Anna Webber noch nicht gehört.
Zum Reinhören auf bandcamp: