Friday, 4 April 2025

Michael Hurley (1941–2025)

Der letzte seiner Art

Zum Tod des einzigartigen Singer-Songwriters Michael Hurley

Foto: Patrick Bunch/Promo

 

 

cw. Hinter dem Schnauzbart, den ausgebleichten Haaren und dem verwitterten Gesicht verbarg sich ein schüchternes Wesen: der amerikanische Folksänger Michael Hurley war ein Eigenbrötler mit sanftem Gemüt. Reden tat er nicht viel und machte kein großes Aufhebens um seine Person. Lieber schraubte er daheim auf dem Land in Oregon an verbeulten PKWs 

herum, als sich im Applaus der großen Bühnen zu sonnen. Am 1. April 2025 ist Michael Hurley im Alter vom 83 Jahren verstorben. 

 

Der Rückzug ins Private fiel Hurley immer schwerer, seit ihn eine junge Generation von Folk- und Rockmusikern entdeckt hatte: Cat Power, Hiss Golden Messenger und Yo La Tengo – sie alle haben Songs von ihm gecovert, Devendra Banhart und Will Oldham haben sich als Fans geoutet und die Folk-Chanteuse Josephine Foster sang sogar auf seinem letzten Album mit.

 

Es ist fast 60 Jahre her, als Hurley zum ersten Mal mit seiner Gitarre in den Folkclubs von New York auftrat, wo er mit den Holy Modal Rounders jammte, den Erfindern des psychedelischen Folk. Er lernte weitere Instrumente: Mandoline, Banjo und Fidel. “Mir gefällt alles, was Saiten und einen Resonanzkörper hat,” sagte er mir in einem Unterview. In den siebziger Jahren nahm er für Warner Brothers zwei Alben auf – ein kurzer Flirt mit der großen Plattenindustrie. Immer wieder nahm er Brotjobs an, ob als Kinoputzer, Bretzelverkäufer oder Automechaniker, um sich nicht als Popmusiker verkaufen zu müssen. 


Michael Hurley – Oh my stars (youtube)  





Vom neuerlichen Rummel um seine Person blieb seine Musik völlig unberührt. Sie klang immer noch so hausgemacht wie vieles in seinem Leben: Hurley braute sein Bier und seinen Most selber, baute sein eigenes organisches Gemüse an samt Hanf und malte, wenn er Zeit und Lust hatte, verschrobene Karikaturen oder skurrile Aquarelle, die auch die Cover seiner Alben schmückten.


Seine Musik war die uneitelste, die man sich denken kann. Vollgesogen mit Blues, Cajun- und Hillbilly-Melodien war sein Stil ein wunderbarer Mix aus den verschiedenen Folktraditionen des alten Amerika: verhalten, locker gespielt, und unprätentiös kam sie daher: Hurley spuckte keine großen Töne! Seine Lieder wirkten so gemächlich wie das Leben, das er führte, während sich die Texte um Dinge drehten, die einem die Welt gelegentlich als einen etwas freundlicheren Ort erscheinen ließen, was einen Sinn für die Tiefen der Existenz nicht ausschloß. Ernsthaftigkeit und Charme prägten die Songs, auch ein verschmitzter Humor blitzte manchmal auf: Michael Hurley eben – der letzte seiner Art.

Wednesday, 2 April 2025

Mehr oder weniger Ellington: Takase & Erdmann in concert

Ellington wagen

 

Das Duo von Aki Takase und Daniel Erdmann beim Jazzclub Singen in der Gems


Fotos: C. Wagner

 

 

Neben Louis Armstrong und Miles Davis ist Duke Ellington (1899–1974) eine der Gallionsfiguren des Jazz. Der amerikanische Pianist, Komponist und Bandleader wird von Traditionalisten wie Avantgardisten gleichermaßen geschätzt. Ehrerbietungen an den Meister gibt es viele. Eine stammt von der Pianistin Aki Takase, die 2012 Ellington ein Album widmete und jetzt mit dem Saxofonisten Daniel Erdmann dem Jazzheiligen abermals huldigte. 

 

Eigentlich gelten Takase und Erdmann als Modernisten, aber wie werden sie Stücke angehen, die noch aus einer Zeit stammen, als Jazz Tanzmusik war? Mit Respekt vor den Originalen, ohne vor Ehrfurcht zu erstarren, lautete die Antwort, die sie im Konzert beim Jazzclub Singen in der Gems vor gutgefüllter Kulisse gaben. Ellington wurde nicht zerhackstückelt oder musikalisch massakriert, sondern als „Remix“ mit akustischen Instrumenten neu belebt, wobei es Takase und Erdmann mit Witz und Charme gelang, neue Funken aus den alten Kompositionen zu schlagen. 

 

Den Werken von Ellington sowie einer Referenz an den Meister von Charles Mingus (Titel: „Duke Ellington’s Sound of Love“) stellten Takase und Erdmann ihre eigenen Stücke gegenüber, die oft allerneusten Datums waren und sich manchmal mehr, manchmal weniger und manchmal überhaupt nicht auf Ellington bezogen. Solche Eigenkompositionen fielen um einiges radikaler aus und tummelten sich nicht selten in atonalen Gefilden, wobei Takase dann die Tasten des Flügels mit den Fäusten oder dem Ellbogen traktierte, während Erdmann Spalttöne produzierte und sich in Überblastechnik erging. Mit Heftigkeit und ungestümer Kraft wurden die Klänge herausgeschleudert, doch uferten solche freien Improvisationen nie aus, sondern fanden immer wieder zielgenau zum Wesenskern des jeweiligen Stücks zurück.



Einer der bekanntesten Titel von Duke Ellington ist „Caravan“ auf dem Jahr 1936, eine der meist gecoverten Jazznummern überhaupt, den Takase und Erdmann in Passagen fast schon ruppig angingen. Dem gegenüber traten ruhigere Stücke, die balladenhaft eine melancholisch-versonnene Atmosphäre verbreiteten. Mit solchen Stimmungswechseln sorgten die beiden für ein fein ausbalanciertes Konzert zwischen den Polen sanft und ungestüm. Als Zugabe brachte der Ragtime „I Let A Song Go Out Of My Heart“ aus dem Jahr 1938 zusätzlich noch eine Portion Humor ins Spiel. Der Ellington-Song veranlaßte Takase und Erdmann, sich untergehakt, ausgelassen und singend im Tanzschritt über die Bühne zu bewegen, was vom Publikum mit stürmischem Applaus quittiert wurde.


Takase & Erdmann spielen I Let A Song Go Out Of My Heart“ / youtube




Saturday, 29 March 2025

Debut im hohen Alter: Sun-Ra-Bandleader Marshall Allen

Im Zen des hohen Alters

 

Jazzveteran Marshall Allen nimmt mit hundert Jahren sein erstes Soloalbum auf


Foto: Hans Kumpf

  


Jungen Jazzmusikern kann es heute oft nicht schnell genug gehen, ein eigenes Album zu veröffentlichen. Dagegen schlägt Marshall Allen ein anderes Tempo an. Der Saxofonist hat hundert Jahre gebraucht, um seine erste Platte unter eigenem Namen aufzunehmen. Der Afroamerikaner mit Zottelbart und Baseball-Mütze, der immer noch gerne eine raucht, gilt als ältester aktiver Musiker auf der internationalen Jazzszene. Nach dem Tod seines Bandleaders Sun Ra übernahm er vor 30 Jahren die Leitung des legendären Arkestras, dem er sich Ende der 1950er Jahre angeschlossen hatte. Seither hat er mit der Gruppe zahllose Konzerte überall auf dem Globus gegeben und zig Einspielungen gemacht, doch nie ein eigenes Album vorgelegt.

 

Allen kam 1924 in Louisville, Kentucky zur Welt, in einer Zeit, als Bluesmusiker noch auf der Straße sangen, Louis Armstrong im Radio spielte und Boogie-Woogie-Pianisten in der Kneipe um die Ecke. All das hat ihn geprägt. „Die erste Jazzband, die ich live hörte, war Fletcher Henderson, die bei einer Tanzveranstaltung im Gemeindesaal unserer Stadt auftrat,“ erinnert sich Allen. „Sie war der Grund, warum ich mich für Jazz begeisterte.“ 

 

Der Teenager lernte Saxofon und kam 1948 mit einer Militärkapelle nach Paris, um Konzerte in halb Europa zu geben. In der Schweiz nahm er damals ein Album mit Saxofonstar James Moody auf. Zurück in den USA ließ sich Allen in Chicago nieder. Dort hörte er von einer Combo, die sonderbare Musik machte. Sie wurde von einem Esoteriker geleitet, der vorgab, vom Planeten Saturn auf die Erde gekommen zu sein. Allen war fasziniert, nahm Kontakt zu Sun Ra auf und wurde nach einer schier endlosen Probezeit aufgenommen. 


Sun Ra & His Intergalactic Arkestra mit Marshall Allen (links), Donaueschingen, 1971 (Foto: Jörg Becker)




 

Nicht lange und das Sun Ra Arkestra zog nach New York, mitten hinein in die brodelnde Musikszene. „Als Musiker konnte man überall Arbeit finden. Ich trat zeitweise mit Perez «Prez» Prado auf, dem «King of the Mambo». Auch Highlife-Bands haben mich engagiert, obwohl ich gleichzeitig bei Sun Ra spielte,“ erzählt Allen. „Ich musste Geld verdienen und arbeitete mit jedem zusammen, der mich bezahlte.“

 

Sun Ra ging mit der Zeit. Avantgarde-Klänge hielten Einzug, es wurde frei improvisiert und gleichzeitig weiterhin der alte Bigbandstil gepflegt. 1968 zog die Gruppe nach Philadelphia, wo Allen bis heute mit anderen Bandmitgliedern in einem gemeinsamen Haus wohnt.


Marshall Allen – New Dawn; Promovideo Youtube


 

In der Vielfalt der Stile hat Sun Ra Spuren auf Allens Soloalbum hinterlassen. Die Platte hat der Veteran mit Gästen aufgenommen, von denen der Bassgitarrist Jamaaladeen Tacuma, einst Weggefährte von Ornette Coleman, und die Sängerin Neneh Cherry, Tochter des Jazztrompeters Don Cherry, die prominentesten sind. Allerdings wäre es von einem so Hochbetagten etwas viel verlangt, den Finger immer noch am Puls der Zeit zu haben. Vielmehr gleicht das Album einem Schnelldurchlauf von Allens nahezu 80jähriger Karriere. Es beginnt mit dem Zirpen von Sun Ras Sonnenharfe, dann geht es mit einem handfesten Jumpblues zurück in die Jugend. Auch der Bigbandsound darf nicht fehlen, so wenig wie ein Latin-Stück. Manchmal wird frei improvisiert, dann wieder balladenhaft musiziert, bisweilen schon fast schnulzig. 

 

Natürlich spielt man in einem solchen Alter nicht mehr mit dem Feuer der Jugend. Ab und zu schwächelt Allens Ansatz, die Finger laufen nicht mehr so flink. Aus dem Handicap hat der Senior  eine Tugend gemacht, indem er bedächtiger, singbarer und ruhiger spielt. Marshall Allen ist im Zen des hohen Alters angekommen. 

 

Marshall Allen: New Dawn (Mexican Summer)


Der Artikel erschien zuerst in der Neue Zürcher Zeitung (NZZ)

 

 

 

 

Wednesday, 26 March 2025

WALTHER SOYKA: Schrammelakkordeonist (1965 – 2025)

Zum Tod von Walther Soyka


Manchmal trifft einen die Nachricht vom Tod eines Bekannten mit unvermuteter Wucht, obwohl man ihn gar nicht wirklich richtig gekannt hat. Der Wiener Walther Soyka ist so ein Fall, der jetzt im Alter von nicht einmal 60 Jahren einem Krebsleiden erlegen ist. 

Ich habe Soyka kennengelernt, als ich um 1990 für mein Akkordeonbuch "Das Akkordeon – eine wilde Karriere" recherchierte und mit ihm Kontakt aufnahm, um mehr über die Geheimnisse der Schrammelharmonika zu erfahren. Soyka spielte damals bei den Extremschrammeln von Roland Neuwirth, für die ich extra einmal von Balingen nach München gefahren bin, um sie zu hören und Neuwirth und Soyka zu interviewen. Walther Soyka spielte so geschmeidig, biegsam und einfühlsam auf dem Knopfakkordeon, das es in den hohen Lagen fast psychedelisch klang, ähnlich wie die Orgel von Al Kooper bei Bob Dylans Aufnahme von "Like a Rolling Stone" 1965. Und niemand spielte so wie Soyka. "Als ob ein Chor von Engeln die Wiener anstrudeln wollte,”  so hatte einst ein Kritiker die Musik der Gebrüder Schrammel in ihren Anfängen beschrieben. Wenn man Soyka spielen hörte, glaubte man zu ahnen, was mit dem Satz gemeint war.

Später hatte wir immer wieder einmal mit einander zu tun, etwa als ich 2015 eine Sendung für den SWR2 über die Tradition der Wiener Schrammelmusik machte. Soyka, der zeitweise sein eigenes Label betrieb, war immer eine gute Quelle, dazu freundlich und hilfsbereit. Er machte eine Aufnahme von seinen Antworten auf meine Fragen, die ich in Ausschnitten in die Sendung einbaute und die zum Verständnis des Wesens der Schrammelmusik Wesentliches beitrugen. Er war eben ein Kenner der Tradition, mit Wissen beschlagen.

Molden/Resetarits/Soyka/Wirth auf Youtube:

Größere Popularität erlangte Soyka im Quartett mit Ernst Molden, (Gesang, Gitarre), Willi Resetarits (Gesang, Ukulele, Mundharmonika) und Hannes Wirth (Gitarre, Gesang). Eher bescheidener – was die Popularität nicht die Musik betraf – fiel dagegen sein Duo mit der Geigerin Martina Rittmannsberger (1966 – 2023) aus, obwohl niemand sonst die alten "Weana Tanz" so wunderbar anstimmen konnte wie die beiden. 

Ich habe dann mit dem Gedanken gespielt, dieses Duo einmal zu unserem Schlachthof-Festival nach Sigmaringen einzuladen und habe deswegen auch mit Walther telefoniert. Irgendwie kam es nicht zustande. War es zu weit, zu mühsam oder zu wenig lukrativ für nur einen Auftritt von Wien nach Sigmaringen zu kommen? Ich weiß es nicht mehr. Später dann, bei einem Auftritt der Neuen Wiener Concert Schrammeln in Sigmaringen, der vom SWR2 mitgeschnitten wurde, hätte er dabei sein sollen, wurde aber von einem Kollegen vertreten. Schade, dass ich Walther Soyka damals nicht treffen konnte. Jetzt ist er – nicht einmal 60 Jahre alt – in Wien verstorben. 

Zum Hören Rittmannsberger / Soyka Duo auf youtube:



Monday, 24 March 2025

Die CD vom Festival: LAUTyodeln, Vol. 3

 LAUTyodeln, Vol. 3 (Trikont)



LAUTyodeln heißt ein Festival, das – initiiert von der Volksmusik-Abteilung des Münchner Kulturreferats – letztes Jahr zum dritten Mal in der bayerischen Landeshauptstadt stattfand und bisher immer auf einer CD dokumentiert wurde. Gerade ist nun das Album mit den „Live“-Aufnahmen von 2024 erschienen, das – wie schon die beiden Vorgänger – das Jodeln in seiner ganzen Vielfalt zeigt. Dabei kommen diese Mal vor allem Gruppen zum Zuge, die den überschlagenden Gesang in aktuelle populäre Musikstile integrieren. 

 

Als echte Überraschung erweist sich das A-Capella-Ensemble Stimmreise.ch, das aus vier hochkarätigen Schweizer Vokalistinnen besteht. In beeindruckender Manier spannt das Quartett den Bogen von traditionellen Jodelliedern zu modernen Vokalstilen, wobei die Symbiose mit ungeheurer Akkuratesse und viel Kreativität und Fantasie gelingt. 

 

Ernst Molden, begleitet von Maria Petrova am Schlagzeug, setzt andere Akzente. Der Gitarrist ist die österreichische Version eines amerikanischen Singer-Songwriters. Er gibt mit viel Witz, Charme und großer Fabulierkunst einige Jodel-Songs aus der Schatztruhe des amerikanischen Südens zum Besten. Ob Klassiker wie „St. James Infirmary“ oder „Yodeling Songs“ des Hillbilly-Sängers Jimmie Rodgers, in Moldens freien Übertragungen erleben die Songs eine geglückte Wiederauferstehung im „Weaner“ Dialekt.


Ernst Molden und Maria Petrova (Foto: C. Wagner)



Nicht aus der Großstadt, sondern aus den Bergen, kommt die Gruppe Ganes der Schwestern Elisabeth und Marlene Schuen. Begleitet von Violine, Gitarre, Tuba und Schlagzeug, singen die beiden ihre feingewobenen Lieder in ladinisch, einer alten Sprache aus den Dolomiten. Der Titel „La Stria“ entführt in verwunschene Bergwelten, wo Fabelwesen hausen. Mit dem „Hiatamadl“-Lied beweist die Gruppe allerdings auch, dass sie ziemlich kompetent zu jodeln vermag.

 

Vor Vitalität strotzt Opas Diandl aus Tirol, ein Quintett, dessen Musik von großer Originalität zeugt. Am deutlichsten kommt diese Eigenart der Gruppe im mehrstimmigen Gesang und der kraftvollen Begleitung durch die Saiteninstrumente zum Ausdruck, was einem Jodel-Song wie „Honde N-Da-Da“ einen ziemliche Wucht verleiht.  

 

Eingerahmt wird das Ganze von zwei Songs der Gruppe Vue Belle, einem Ensemble von Geflüchteten, das zusammen mit der Vokalistin Anna Veit den Brückenschlag zwischen afrikanischem Highlife-Musik und alpinem Gesang wagt, wobei sich das Jodeln abermals als äußerst flexibles musikalisches Medium erweist.

Opas Diandl 'live' beim LAUTyodeln 2024:




Thursday, 20 March 2025

Katzenmusik?

Woher kommt das Schimpfwort 'Katzenmusik'? 

1979 trug ein Album von Michael Rother (Kraftwerk, Neu!, Harmonia) diesen Titel. Im Englischen gibt es den Begriff nicht, dort ist von "Rough Music" die Rede – "a rude cacophony". In Frankreich wird das Phänomen "Le Charivari"genannt.  Der Historiker Edward P. Thompson hat darüber einen längeren Essay geschrieben. Er beschreibt darin die "Rough Music" als ein Mittel der sozialen Kontrolle in einer agrarischen Gesellschaft, mit der einst Leute sanktioniert wurden, die gegen die Normen und Bräuche verstießen. In Bayern gibt es ähnliche Rituale, die dort als "Haberfeld-Treiben" bezeichnet werden.




Monday, 17 March 2025

Zum Tod des Schweizer Schriftstellers Peter Bichsel (1935 – 2025)

PETER BICHSEL über DAS AKKORDEON

1993 schrieb der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel eine Besprechung meines Buchs  „DAS AKKORDEON – EINE WILDE KARRIERE“, die in der Literaturbeilage der WOCHENPOST Nr. 50 vom 9. Dezember 1993 erschien. Jetzt ist Bichsel im Alter von fast 90 Jahren verstorben.

Sunday, 16 March 2025

Keramik und freier Jazz: Elizabeth Fritsch und Lol Coxhill


Von Jazzimprovisationen beeinflußt

Die englische Keramikerin Elizabeth Fritsch 

Elizabeth Fritsch – Jazz Piano Pot I


In einer Ausstellungen in den Barbara-Hepworth-Gallery im Wakefield (Nordengland) begegnete ich – geistweise – zu meiner großen Überraschung einem alten Bekannten, dem englischen Sopransaxofonisten Lol Coxhill, den ich früher immer wieder mal in London besucht hatte und der 2012 verstorben ist. Coxhill war eine der führenden Figuren der Londoner Impro-Szene, der sich in den frühen 1970er Jahren im Umkreis der sogenannten Canterbury-Szene bewegte hatte und in der Band Whole World von Kevin Ayers spielte (mit einem gewissen Mike Oldfield an der Bassgitarre). 

Lol Coxhill in seiner damaligen Bleibe im Künstlerhaus Digswell House, Welywn Garden City, Hertfordshire im August 1983, wo auch Elizabeth Fritsch wohnte



Die Keramikerin Elizabeth Fritsch (Jahrgang 1940), deren Ausstellung in Wakefield zu sehen war, gilt als bedeutende britische Kunsttöpferin, die in den 1970er Jahren die Keramik als Kunstform revolutionierte durch ihre Vasen und Gefäße, die so angelegt sind, das diese dreidimensionalen Tonskulpturen dem Betrachter als zweidimensional erscheinen. 

Elizabeth Fritsch


Mitte der 1970er Jahre begegnete Fritsch, die zuerst Musik (Harfe) studiert hatte, bevor sie zur Töpferei fand, Lol Coxhill und ließ sich von dessen spontanem, freien Improvisationsspiel für ihre Tonkunst beeinflussen. Eines ihrer "außerweltlichen Gefäße" – so der Titel ihrer Ausstellung –  trägt den Titel "Jazz Piano Pot I".




Die Ausstellung läuft noch bis im Frühjahr 2026:

Thursday, 13 March 2025

Dauerklavierspiel vor 100 Jahren

WELTREKORD im DAUERKLAVIERSPIEL

Auf meinen gelegentlichen Exkursionen durch die Labyrinthe der Historie bin ich neulich in der BADISCHEN PRESSE vom 31. Juli 1925 auf einen interessanten Hinweis gestoßen. Er hat mich an das ewiglange Stück von Erik Satie "Vexations" erinnert, das vor ein paar Monaten in der Tübinger Stiftskirche aufgeführt wurde – zwölf Stunden lang immer die gleiche Melodie, die 840 Mal wiederholt wurde, wobei sich die Pianisten abwechselten. 

Vor hundert Jahren waren offenbar die Klavierspieler noch aus anderem Holz geschnitzt, wie der BADISCHE PRESSE zu entnehmen ist. Dort kündigt der Engländer Albert Kemp (in einer anderen Werbeanzeige wird er Kenys genannt) einen Auftritt im DAUERKLAVIERSPIEL in Karlsruhe in der Kellerwirtschaft Hoepfnerbräukeller an: zwölf (in Zahlen: 12) Stunden ohne Unterbrechung. Vielleicht haben solche Marathonmusiker Erik Satie einst auf die Idee für "Vexations" gebracht?


Daraus entspann sich ein internationaler Wettbewerb um den Weltrekord im Dauerklavierspiel, der am 24. April 1929 im Karlsruher Tagblatt gewürdigt wurde, als der Pianist Geza Ledofsky in Wien den Weltrekord von Alber Kemp, der jetzt als Deutschamerikaner bezeichnet wurde, übertraf.


Die Sache nahm 1950 eine Fortsetzung mit einem Weltmeisterschaftsversuch in Heidelberg, wie die Ettlinger Zeitung vom 16. Juni 1950 berichtete. Der Düsseldorfer Heinz Arntz wollte 125 Stunden Dauerspielen. Jetzt hatten sich allerdings die Regularien verändert. Der Pianist konnte pro 24 Stunden 60 Minuten Pause machen.



Ein Versuch, den Rekord zu brechen, wurde ein paar Monate später unternommen – ohne Erfolg, wie im Offenburger Tagblatt vom 22. Juli 1950 zu lesen war: Der Herausforderer schlief nach 61 Stunden Dauerspiel am Klavier ein.


Und der Rekord wurde immer mehr nach oben geschraubt, wie das Heidelberger Tagblatt vom 4. September 1950 berichtete.


Einen Monat später nahm die Sache noch einmal eine neue Wendung mit dem Eintritt von Heinz Rodenbusch in die Rekordjagd, der nicht nur im Klavierdauerspiel einen neuen Rekord aufstellen wollte, sondern den Rekord mit dem Dauerspiel auf sechs Instrumenten brechen wollte, darunter das Akkordeon und die singende Säge. Badische Neuste Nachrichten 3.10.1950:


Ein Artikel aus der Badischen Allgemeinen Zeitung vom 8. März 1951 gibt Einblick in die Lebensumstände des Weltmeisters im Dauerklavierspiel, der sich nicht als Pianist, sondern als Artist bezeichnete. Seit 1929 hatte er aus der Rekordjagd ein Geschäftsmodell gemacht, mit dem er seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte, weil das Spektakel bei jedem neuen Rekordversuch Massen von Schaulustigen anzog.



Saturday, 22 February 2025

Scheibengericht Nr. 38: Orange Radio – Through The Dust

Psychedelisches aus der Schweiz


Orange Radio - Through The Dust



Orange Radio ist eine Band aus der Schweiz, deren Mitglieder sich in Gruppen wie Weird Beard, District Five, The Jazz Trio, True oder Le Rex einen exzellenten Ruf erworben haben. Das „laid-back“ Power-Trio mit doppelter Perkussion, das also ein Quartett ist, besteht aus Vojko Huter (git), Florian Egli (b), Rico Baumann (dr) und Farida Hamdar (perc) und spielt eine Instrumentalmusik, die auf einfachen Motiven und erdigen Grooves basiert und aus dem Wechselspiel von Repetition und Variation Funken schlägt. „Neo psychedelic music with jazz attiude“ nennen sie ihren Stil. 


 

Dreizehn Stücke enthält das Album, bei denen fast immer ein handfester Rhythmus dominiert. Die Nummern sind knapp gehalten, die längste kaum 4 ½ Minuten lang. Häufig wird zwischen Thema und Improvisation ein wuchtiges Riff geschoben, das – unisono gespielt – wie ein Glutpunkt die Lautstärke kurz aufklimmen läßt. Ansonsten ist die Dynamik aufs Feinste abgestimmt. Flötenmelodien, Choreinblendungen und Synthi-Sounds bereichern den Mix. Solistische Ausflügen kommen selten vor, Vorrang hat der kollektive Gruppensound, der verwaschen, hallig, verzerrt, verhangen oder auch übersteuert klingen kann und auf den die Gruppe in der Post-Production wohl die größte Sorgfalt gelegt und die meiste Zeit verwendete hat. Erinnerungen an die Ära des psychedelischen Rock werden wach, als Gruppen wie Guru Guru oder Quicksilver Messenger Service den Ton angaben. Und doch klingt die Musik irgendwie anders: Der rauhe Sound weht aus der Zukunft herüber. Auch J.J. Cale kommt einem in den Sinn. So abgehangen und unaufgeregt klingt es aus dem orangefarbenen Radio. 

 

Orange Radio: Through The Dust (Orange Radio, bandcamp)


Zum Reinhören:


https://orangeradio.bandcamp.com/album/through-the-dust




Thursday, 6 February 2025

Guest article by Clive Bell about contemporary 'early music'

G O M B E R T  played by Apartment House

by Clive Bell

Der Renaissance-Komponist Nicolas Gombert (c. 1495 – 1560)
 

This is a story involving three people and an ensemble. First a composer thrown into jail, his career derailed by a scandal involving alleged sexual violence. Second, a producer and label boss - after receiving a memento mori in the form of a cancer diagnosis, Simon Reynell is on a mission with a highly personal project that challenges how we listen to early music. Thirdly another composer, this time with one foot in the contemporary and another in the Renaissance: James Weeks. And an ensemble - Apartment House - whose close relationship with the Another Timbre label has led to one of the least expected and most beautiful records we're likely to hear this year.

 

Simon Reynell has run Another Timbre pretty much single-handed from Sheffield in the UK for nigh on two decades. His first release, Tempestuous, was John Butcher, Xavier Charles and Axel Dörner live at the 2006 Huddersfield Festival. Quiet wind explorations inside a church during a proper Yorkshire storm. "The title of this 51 minute improvisation," wrote Barry Witherden in The Wire, "refers to the weather buffeting and rattling the windows of the church where the gig took place." Starting from free improvisation, Reynell moved gradually sideways into releasing albums of reductionist composition - Cage, Wandelweiser guys like Michael Pisaro, then Morton Feldman, Marcus Granberg and Catherine Lamb - always following his own instincts.

 

I talk to Reynell over a Zoom link: "Fairly early on in running Another Timbre, Michael Pisaro said to me, 'What you're doing is of value especially because it's reflecting your personal taste. You shouldn't be releasing things because you feel, oh, I ought to do this. And perversely that will be what other people value in it.' And I took that to heart."

 

In 2023 Reynell received a cancer diagnosis and spent months waiting for surgery. In a public conversation with composer James Weeks, he recalls: "I inevitably had some end-of-life-type thoughts - ‘Are there any things that I’d like to do but haven’t yet done?’ With regard to music the main thought was it would be interesting to see what happened if I took some of the early music I love and asked Apartment House to record it: how might it be different from existing realisations by early music groups? Would they find something new in the music?"

 

Apartment House, the contemporary group founded by cellist Anton Lukoszevieze three decades ago, have a very close association with Another Timbre. It works both ways: AT brings projects to AH, and vice versa. However, AH also have their own thing going, pieces that probably wouldn't float Reynell's boat. Last time I saw them live, they tackled a song by Mark E. Smith's The Fall, and their 2024 shows included Nico and John Cale's The Marble Index.


Apartment House



 

In spite of this broad range of repertoire, the Apartment House musicians may have done a double take when Reynell announced his current wheeze: an album of five hundred year old vocal scores by Flemish old master Nicolas Gombert. I speak to Apartment House viola player Bridget Carey: "This was entirely curated by Simon, and he had very clear ideas. It's rather wonderful! He's curated something for the first time, and we want to support him being a creative artist."

 

A long-term fan of early music, Reynell has some critical ideas on how it's currently performed and packaged. And he's totally had it with blissful angels on album covers. "Some early music CDs I don't listen to, especially the large choirs. When they get too self-consciously spiritual - that earnestness, it jars with me. It's already beautiful music, you don't need to wrap it up in a chill-out ethos." You're objecting to the otherworldly atmosphere, I suggest; you believe that music is always involved in everyday life? "Yes - it's slightly perverse," he replies, "because I do think listening to music can be a transcendental thing, and I enjoy that about it. I'm emphasising that in the contemporary releases I do, but I definitely wanted to de-emphasise it here, because the customary context in early music practice is to over-egg that side of it. I wanted to quietly rebel against that."

 

Reynell's rebellion consists of eight vocal motets by Gombert (c.1495 – c.1560), but recorded with no voices. Instead, Gombert's imitative counterpoint, of which he was regarded in his day as the pre-eminent exponent, is assigned to a dark-hued, low-pitched ensemble of cello, violas, violin, bass clarinets and bass flutes, plus - a surprise decision - a trumpet. Vibrato or excessive expression are avoided - "We don't emote," confesses Carey - and there are no echoing cathedral reverbs. The task of dishing out the individual parts, deciding whether bass clarinet or cello carries the bass line, who carries the top melody, and also conducting the whole performance, fell to James Weeks, a composer who lives and teaches in Durham. Weeks already has a pair of his own albums on Another Timbre: his Windfell is a solo for AH's violinist, Mira Benjamin, while Summer is a sexy hovering by Explore Ensemble around Siwan Rhys's patient piano chords. But the shimmering loveliness is given a spicy element by Weeks's liking for microtonal tunings, so that long clarinet 'off' note disrupts the harmony we expect.  

 

For the new album, G O M B E R T, Weeks has composed five interludes. A whole CD of Gombert's dense polyphony might cause aural indigestion, so now and then we switch into Weeks's world of pure electronic sine tones, piano and microtonality.




 

As an ex-chorister and the director of vocal group EXAUDI, Weeks feels utterly at home within both contemporary and early music. Over Zoom from Durham, he explains his composing strategy for his interludes: "I was trying to work with the same sort of modality as Gombert. But I decided to colour it, or discolour it, in some way. All the microtones are very deliberate 'out of tune' versions of the modal notes from the Gombert. We wanted to move the overall timbre away from the Gombert. Simon knew a whole disc of Gombert would just be relentless - it's like this great thick wall of polyphony. He said, 'I want a contrast, much sparser and more still.' And so, he's like the patron giving his shopping list of things he wants in the piece [laughter]. Sometimes you think, 'No! I'm the composer!' But in this case I have massive respect for Simon, and they're good ideas anyway. There's a couple of moments when the clarinet plays almost the same timbre as the sine tone, but it's about two hertz flat, and out of nowhere comes this unearthly beating. I have to say, it's brilliant playing!"

 

Nicolas Gombert is part of the so-called 'lost generation' - a lesser-known gang of sixteenth century composers, writing polyphony between the innovative Josquin des Prez and the later Renaissance big beasts: Palestrina and William Byrd. Gombert's contemporaries were especially intriguing, in Reynell's words, "pushing things to the limit, so that the polyphonic weave becomes really dense and complex." An example is the album's opener, "Mille Regretz". Gombert has added two voices to Josquin's original setting of this chanson, creating a six-part polyphony with no rests - relentless indeed. And those two extra parts are low voices, so everything is darker. Give it to a choir in a big church acoustic, and you're got the familiar Renaissance choral sound. But Reynell de-familiarises the Gombert, not by tweaking or re-working, but simply by giving it to a six-piece instrumental group to play in a straightforward manner. No expensive reverbs to evoke the heavenly host. As Carey puts it, "It's conversational music. It's a plain harmony exercise, and it was rather joyous from my point of view."

 

A trope beloved of Gombert's generation of composers was the false relation - a salty crunch of harmonies at the end of a line, making the ear wince (or leap in pleasure). Weeks explains it to me as that moment when two versions of a modal solution are presented at the same time. To me it sounds like showing off - a composer taking a corner on two wheels. Audiences should maybe punch the air, or give that special head-shake that Indian listeners bestow on a musician who has just ripped out a classy phrase. Plenty of false relations to savour on this disc.

 

Weeks also tells me that playing vocal scores on instruments was perfectly acceptable practice back in the day: "Not only homogenous groups like viol consorts, but also broken consorts, where whoever was available would play the music." Carey: "We're a bit like the village church orchestra, where you've got a bassoon and a rackety old viola player and an oboist or whatever. It's got that spontaneity about it, which I quite like." Back to Weeks: "As a concept I was totally behind it; I didn't even think it would be weird or leftfield, I just thought it would be lovely."

 

The music may be five hundred years old, but contemporary resonances are everywhere on this disc, starting with the cover. It's a detail from a painting called The Massacre Of The Innocents by Pieter Brueghel. Frozen snow on spiked trees, armed men on horseback and a mother pleading with soldiers. It's hard to look at this without thinking of recent events. "So many early music albums take a painting of angels and cherubs," comments Reynell, "or focus on the splendour of the rich and powerful. I want the music to be seen in the context of the social history of the period. Brueghel is a great one for that! He puts himself down in the street. He's taken the biblical story and he's putting it in the Netherlands, and the beginning of the Eighty Years War."

 

Then there is Nicolas Gombert's own life. He was composer and choirmaster employed by the Holy Roman Emperor, Charles V. The job involved accompanying Charles across Europe, even onto the battlefield, wherever pageantry was required. Religious services and jousting events all required music, so Gombert would have been shepherding choirboys through the mud to wherever the Emperor required their singing. Reynell explains the context: "Charles took his musicians and his entourage with him, he was keen to show he was cultured. Because those guys were aware of soft power, and they wanted to be associated with grandeur and ceremony, and music was a part of that. Charles V was a music lover, but also a very militaristic and brutal ruler. He used the wealth plundered from his empire’s new colonies in the Americas to fund multiple wars within Europe in an attempt to expand his already extensive territories there, and these wars were often fought in the most brutal ways, not dissimilar to Gaza today, with long sieges, massacres of civilians, starvation being used as a weapon and so on. And Gombert was right there beside Charles V as he was doing this. In fact, one of my other favourite composers, Antoine Busnois, was actually with his employer, Charles The Bold, when he was killed on the battlefield."

 

The brutality seems to have rubbed off. At the height of his career, Gombert was disgraced for raping a choirboy. He was imprisoned and condemned to hard labour rowing a galley. Somehow he seems to have continued composing, and was released eight years later, but drifted into obscurity.

 

In his conversation with Reynell, Weeks remarks that, "There’s a significant overlap between people who listen to contemporary music and early music, because there are so many ways in which the two speak to each other across what happened in between." This seems a good point, and I ask him to expand on it. "Well, I grew up surrounded by people who were inspired by both ends of the spectrum of western music. People I was listening to - well, even Benjamin Britten or Michael Tippett, those English composers of yesteryear, they were part of the early music revival. On the continent you've got Anton Webern being inspired by Heinrich Isaac [1450-1517] and his canonical pattern making and so-called mathematical music. When I got into [Harrison] Birtwhistle and the more modernist English composers, again I found they were obsessed by Ockeghem [1410-1497]. From school I was going to concerts with both of those things in and I loved them both. Amongst performers too, the Hilliard Ensemble used to mix the two, it's very natural."

 

On the new record, in amongst Apartment House's violas, cello, flutes and clarinets, is an odd sound, which on a first casual listen I thought might be some kind of oboe. In fact it's the trumpet of Rebecca Toal. Toal co-hosts a podcast titled Things Musicians Don't Talk About, where mental health issues are given an airing as they affect musicians. While not an Apartment House regular, she has played a couple of discs for the label, Sound Pieces  by Pauline Oliveros and Eden Lonsdale's popular release, Clear And Hazy Moons. Reynell insisted on a trumpet for his Gombert project, but Weeks was sceptical. In the studio he quickly came round, as he recalls to me: "Ha! It shows Simon's brilliance. I was astonished - it sounded almost exactly like a Renaissance cornett. But also this particular player had the most wonderful sense of style. The moment she started playing I thought this actually lifts the whole thing into another dimension. I remember feeling very excited on the day, it's like hearing Gombert from lots of different angles."

 

On the phone I call up Toal for a chat; she turns out to live walking distance from my house. How did she get this special sound? "It was just a B flat normal trumpet," shrugs Toal, "and I used a cup mute for most of it. Simon said bring a load of mutes. James said, okay we'll see how it goes - but almost immediately he was convinced. And it does blend but it has its own sound at the same time, which is delightful. Apartment House is such a personal ensemble - it's so individual and it really makes a difference." We agree that part of the attraction of Apartment House is you feel that honest music making is going on right in front of you. "There's a plainness," suggests Toal. "It's a bit rough at points in the recording. I love it, you can tell that we're just playing, it's really refreshing. You can feel yourself in the room, with the roughness and the closeness of it, which I really like. I didn't realise till Simon told me that it came out of his cancer diagnosis, and in hindsight - oh, the project makes sense. The record is so beautiful but so bleak!"


Graindelavoix



 

The early music world has been given a shake-up in recent years by Graindelavoix, formed in 1999 by Björn Schmelzer and based in Antwerp. They insist they're not so much an early music ensemble, more an experimental art collective, and their name comes from an essay by Roland Barthes. If you're fed up with choirs that stand still and dress formally, maybe Graindelavoix are for you. They allow bodily expression into the room, they generate plenty of excitement, and as singers they're aware of other traditions: snarling Sardinian choirs, for example, maybe Georgian polyphony too. Reynell agrees with me they're a breath of fresh air. "They have videos that I've watched dozens of times," he admits, "and they're gripping to listen to. On the other hand they can be a bit up themselves. They are a really good thing, and they're trying in a similar way to put that music in a context of more earthy performance, rather than heavenly. So I'm allied with them on that, but they occasionally over-egg it in another way. Eighty per cent approval!"  

 

All this aligns with Reynell's personal search for a fresh approach to early music. And for all Graindelavoix's passionate performance, as Weeks points out, "You shouldn’t mistake it for being authentic or historically accurate – they’re playing as fast and loose as they want, and why not? In fact I love that these pieces always have to be re-interpreted because we don’t know exactly what they sounded like or exactly how they were performed in the sixteenth century."

 

Gombert's music had a life both inside and outside the church - Reynell now wants to pull it as far away from the church as possible. He wants to liberate that music from the precious or the pious, reconnecting it with everyday life, work and politics. A pious approach is a misunderstanding of where the music comes from, perhaps especially in the case of Gombert, floundering through the muddy fields of his boss's battles.

 

Politics is of course a part of this. Reynell should have the final word: "My own politics have always been quite decisively leftwing. But I've always felt if you try to be political with a big P in music, it's often not very successful and doesn't further the politics much. Obviously [Cornelius] Cardew’s late music was a prime example of that. I think of Christian Wolff as someone who has tried to be political with a small p, in the sense of - well, being nice is part of it! [laughter] Working in situations where you try to minimise the hierarchy involved. That was part of the appeal of the whole improvisation thing. You're trying to be even-handed and reasonable with people. I've always tried to operate with that kind of ethos."


Have a listen:


Apartment House: Nicolas Gombert – Musae Jovis; (arranged for instruments by James Weeks)

https://www.youtube.com/watch?v=pJuJRhG2LQ0


Apartment House: James Weeks – Media vita iii

https://www.youtube.com/watch?v=JYMs7LyYUZo