Paradiesvogelgesang
Phänomenales Debutalbum von Andreas Schaerer und Lucas Niggli
cw. Manchmal
macht es Sinn, ganz zum Anfang zurückzugehen: Andreas Schaerer (Gesang) und
Lucas Niggli (Schlagwerk) haben eine Auszeit von ihren regulären Gruppen
(Hildegard lernt fliegen bzw. Zoom) genommen, um im Duo den Urgründen der Musik
nachzuspüren. Allein auf Stimme und Trommeln beschränkt, verwandeln sie die
Limitierung in ein Mittel der Entgrenzung und loten die Möglichkeiten ihrer
beiden Klangerzeuger aus. Wenig puristisch machen sie dabei auch dezent von digitaler
Elektronik Gebrauch.
Schaerer
zieht alle Register und nutzt seinen Rachenraum als Quelle archaischer Laute.
Einem Schamanen gleich, schlüpft er in imaginäre Tierhäute und gurrt, faucht,
kräht, grunzt und röhrt. Niggli schlägt dazu die Ritual-Trommeln, klöppelt auf
Becken, Gongs und Tambourinen und läßt Klangschalen sowie andere Perkussionsinstrumente
aufklingen. Wie ein Stummfilmgeräuschemacher erzeugt er die verblüffensten
Soundeffekte.
Jedes
Stück gleicht einem kleinen Hörspiel, das jeweils eine andere Klangwelt
heraufbeschwört. Gleich zu Beginn meint man in eine Walpurgisnacht-Orgie
geraten zu sein, bei der Dämonen und Kobolde wild durcheinander toben und
kreischen. Dann geht es in die Berge, wo ein vielschichtiges Echo den einzelnen
Jodel mit Hilfe einer ‘Delay’-Vorrichtung zum Chor anschwellen läßt. Danach
begeben sich die beiden in tropische Gefilde mit Paradiesvogelgesang, um
anschließend beim Karneval in Rio aufzutauchen. Mit großem Können und noch
größerer Fantasie brechen Andreas Schaerer und Lucas Niggli zu musikalischen
Abenteuern auf, die in Klangzonen vorstoßen, wo erst wenige gewesen sind.
Die Besprechung erschien zuerst in der NZZ.
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