Monday, 22 September 2014

SYLVIE COURVOISIER: Erstes Trioalbum

Pianistische Fantasien


 cw. Das Jazzpianotrio hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine Renaissance erlebt. Brad Mehldau, das Esbjörn Svensson Trio und The Bad Plus konnten dem klassischen Jazzformat neue Facetten abgewinnen. Die Pianistin Sylvie Courvoisier aus Lausanne, die seit 15 Jahren in New York lebt, hat bisher einen Bogen um die Dreierformation gemacht. Zu erdrückend erschien ihr das Gewicht der Tradition. Jetzt hat Courvoisier in Triobesetzung ein bemerkenswertes Album eingespielt. Es enthält neun eigene Kompositionen, die vielfarbig schimmern, oft von abrupten Brüchen gekennzeichnet sind und rasch ihre Gestalt verändern.

Dabei lotet die Pianistin die ganze Bandbreite der Jazzstile aus. Das Spektrum reicht von schnörkellosem Swing bis zu freiem Powerplay und beschwört die gegensätzlichsten Stimmungen herauf – von versonnen bis aufbrausend. Schon im Eröffnungsstück stehen sich zwei Motive gegenüber: ein eher zupackend-markantes reibt sich an einem träumerisch-romantischen. Manchmal durchzucken dabei schrille Akkorde wie grelle Blitze die musikalische Landschaft.

Mit Drew Gress am Baß und Kenny Wollesen am Schlagzeug hat sich die 46jährige der Unterstützung von zwei der besten Sideman der New Yorker Szene versichert.  Die beiden sind in der Lage, den Tastenexkursionen bis in die feinsten Verästelungen zu folgen, verstehen aber auch solistisch Akzente zu setzen. Das Rhythmusteam bringt einen elastischen Swing in die Musik ein und schafft so eine geschmeidige Grundlage, auf der Courvoisier ihre pianistischen Fantasien ausleben kann. Manchmal greift sie ins Innere des Flügels und läßt einzelne Töne metallisch aufklingen, um blitzschnell wieder zur konventionellen Klanglichkeit zurückzukehren. In ihrer Spielweise fließen vielerlei Einflüsse zu einer individuellen Handschrift zusammen.

Sylvie Courvoisier Trio: Double Windsor (Tzadik)

Die Besprechung erschien zuerst in der NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ)

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