Kreativer Geist
William Parker und Oliver Lake spielen ihr erstes gemeinsames Album ein
Die Musiker des Loftjazz hatten die Dogmen
des Freejazz der sechziger Jahre hinter sich gelassen. Wohl improvisierten sie weiterhin
frei, doch ohne sich Harmonien, Swing und Melodien kategorisch zu verweigern. Parker
und Lake spinnen den Faden weiter.
Der Kontrabassist bringt in kraftvollen
Ostinato-Figuren seinen sonoren Ton zur Geltung. Wenn er zum Bogen greift,
wechselt er oft ins höhere Register, um einen Schwarm heller Obertöne zu erzeugen
oder sein Instrument in dissonanter Freejazz-Manier knarren und kreischen zu
lassen. Oliver Lake antwortet mit druckvoll-robustem Spiel, in dem die gesamte Jazz-Moderne
präsent ist, wobei selbst in der größten Abstraktion die Verwurzelung im Blues spürbar
bleibt. Der Saxofonist greift in den Werkzeugkasten der radikalen Improvisation,
wenn er mit Überblaseffekten und Presstönen gelegentlich das Metall seines Instruments
zum Erzittern bringt. In diesen Momenten bestimmt eruptive Expressivität das
Spiel, danach werden wieder melancholische Stimmungen beschworen. Im Duo der
beiden lebt der kreative Geist der New Yorker Downtown-Szene fort.
William Parker / Oliver Lake: To Roy
(Intakt Records)
Die Besprechung erschien zuerst in der NZZ.
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