Ellery Eskelin - Tenorsaxofon solo
Coleman
Hawkins brach das Tabu: Er spielte 1948 mit dem Titel “Picasso” das erste
unbegleitete Tenorsaxofon-Solo der Jazzgeschichte ein. Ellery Eskelin,
ausgewiesener Spitzenkönner mit modernen bis avantgardistischen Neigungen,
knüpft daran 65 Jahre später an. Nicht nur, indem der New Yorker Tenosaxofonist
ein ganzes Konzert alleine absolviert, sondern auch stilistisch: Er hat vor ein
paar Jahren ein altes Saxofon Baujahr 1927 erworben und seine Spielweise neu
überdacht und ausgerichtet, indem er den singhafte Stil der alten Tenoristen
wieder aufleben läßt, allerdings ohne in einen Retro-Kult daraus zu machen.
Denn Eskelin
steht mit beiden Beinen in der Gegenwart. Er pflegt einen warmen, vollen Ton,
den er leicht aufgerauht anbläst, wodurch die Luftgeräusche Teil seines
“Sounds” werden. Im Gegensatz zu früher ist seine Spielweise melodischer und
weniger abstrakt. Es werden keine “Materialklänge” bemüht und keine
Geräuscherkundung betrieben. Vielmehr spielt der New Yorker kantable Linien und
läßt dabei der Fantasie freien Lauf. In seinem Spiel ist die Tradition gut
aufgehoben und frei Improvisiertes kommt nicht wie so oft schrill oder harsch daher,
sondern versonnen und abgeklärt. Hier kann man einem Meister beim Fabulieren
zuhören, der mit seinem Instrument spannende Geschichten erzählt, die er weiter
und weiter spinnt, weil er sich nicht an die Vorgaben eines Ensembles halten
muß. Das kann man als Befreiung empfinden.
Ellery Eskelin: Solo Live At Slugs (HatHut HatOLOGY731)
Die CD-Besprechung erschien zuerst in der JAZZTHETIK (jazzthetik.de)
Die CD-Besprechung erschien zuerst in der JAZZTHETIK (jazzthetik.de)
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