Sunday, 24 January 2016

LARRY OCHS - Post-Coltrane Jazz

Larry Ochs - The Fictive Five

 cw. Der Saxofonist Larry Ochs (Jahrgang 1949) ist ein Veteran des modernen Jazz. Seit vier Jahrzehnten ist er an der amerikanischen Westküste aktiv, wo er sich als treibende Kraft der Szene von San Francisco einen Namen gemacht hat. Ochs ist der Motor des Rova Saxophone Quartets, hat aber auch Ensembles wie Room, What We Live oder Kihnoua ins Leben gerufen. Sein Selbstverständnis beschreibt er als “Post-Coltrane Improviser”, sein Saxofonspiel ist vom frühen Archie Shepp inspiriert.

Das neue Album von Larry Ochs enthält vier Kompositionen - alle von Coltrane’schem Geist beseelt. Ochs knüpft dabei dezidiert an Coltranes späte Schaffensperiode an, als der Jazzgigant mit den Alben “Ascension” und “Interstellar Space” in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre den modalen Jazz seines klassischen Quartetts hinter sich ließ und mit expressivem Interplay ins Freie ausgriff.

Ochs’ epische “Kompositionen für Improvisatoren” schaffen einen stimulierenden Rahmen, in dem sich jeder der fünf Musiker kreativ entfalten kann. Zwischen die kollektiven Eruptionen sehen sich immer wieder hymnische Melodien eingeflochten, die als Knotenpunkte und Richtungsweiser dienen.

Neben Ochs bilden vier der besten jüngeren Improvisatoren der New Yorker Szene das Ensemble. Zwei Kontrabassisten sorgen für eine dichte Grundierung, treten aber auch immer wieder solistisch hervor. Pascal Niggenkemper bringt dabei häufig das erweiterte Klangspektrum seines präparierten Baß ins Spiel, während Ken Filiano für die Erdung im konventionellen Pizzikatospiel sorgt. Harris Eisenstadt agiert am Schlagzeug mit ausgeprägter Sensibilität und großem Formgespür, während Bandleader Ochs expressive Klänge herausschleudert, sein Tenorsaxofon krächzen, heulen und schreien läßt, wobei ihm Trompeter Nate Wooley gewandt folgt und mit virtuoser Technik einige Glanzpunkte setzt.


Wie Ebbe und Flut schwellt die Musik ekstatisch an, um nach einiger Zeit sanft abzuklingen. Vielfältige Klanggebilde entstehen, die sich fortwährend in neue Formen verwandeln. Nichts steht still, alles ist im Fluß! Und dann stimmen Saxofon und Trompete dazwischen immer wieder diese bebenden Hymnen an, die mit ekstatischen Imbrunst den Geist des späten Coltrane beschören. 

Larry Ochs:  The Fictive Five (Tzadik TZ 4012)

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