Larry Ochs - The Fictive Five
Das neue Album von Larry Ochs enthält vier
Kompositionen - alle von Coltrane’schem Geist beseelt. Ochs knüpft dabei
dezidiert an Coltranes späte Schaffensperiode an, als der Jazzgigant mit den
Alben “Ascension” und “Interstellar Space” in der zweiten Hälfte der sechziger
Jahre den modalen Jazz seines klassischen Quartetts hinter sich ließ und mit
expressivem Interplay ins Freie ausgriff.
Ochs’ epische “Kompositionen für Improvisatoren”
schaffen einen stimulierenden Rahmen, in dem sich jeder der fünf Musiker
kreativ entfalten kann. Zwischen die kollektiven Eruptionen sehen sich immer
wieder hymnische Melodien eingeflochten, die als Knotenpunkte und
Richtungsweiser dienen.
Neben Ochs bilden vier der besten jüngeren
Improvisatoren der New Yorker Szene das Ensemble. Zwei Kontrabassisten sorgen
für eine dichte Grundierung, treten aber auch immer wieder solistisch hervor. Pascal
Niggenkemper bringt dabei häufig das erweiterte Klangspektrum seines präparierten
Baß ins Spiel, während Ken Filiano für die Erdung im konventionellen
Pizzikatospiel sorgt. Harris Eisenstadt agiert am Schlagzeug mit ausgeprägter
Sensibilität und großem Formgespür, während Bandleader Ochs expressive Klänge
herausschleudert, sein Tenorsaxofon krächzen, heulen und schreien läßt, wobei
ihm Trompeter Nate Wooley gewandt folgt und mit virtuoser Technik einige
Glanzpunkte setzt.
Wie Ebbe und Flut schwellt die Musik ekstatisch an,
um nach einiger Zeit sanft abzuklingen. Vielfältige Klanggebilde entstehen, die
sich fortwährend in neue Formen verwandeln. Nichts steht still, alles ist im
Fluß! Und dann stimmen Saxofon und Trompete dazwischen immer wieder diese bebenden
Hymnen an, die mit ekstatischen Imbrunst den Geist des späten Coltrane
beschören.
Larry Ochs: The Fictive Five (Tzadik TZ 4012)
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