Jazz und Anderes
Das Magazin JAZZTHETIK feiert 30sten
Geburtstag
JAZZTHETIK-Verlegerin Christine Stephan (Foto: Thomas Kölsch)
cw. Weil es das Musikmagazin, das sie lesen
wollte, nicht gab, fasste die Münsteranerin Christine Stephan im Frühjahr 1987
den Entschluss, Verlegerin zu werden. Sie versammelte eine Mannschaft Musikjournalisten,
Graphiker und Fotografen um sich, und zusammen hoben sie die Zeitschrift
JAZZTHETIK aus der Taufe. “Niemand von uns hatte vom Zeitungsmachen richtig
Ahnung,” räumt die Verlegerin ein. “Wir sprangen einfach ins kalte Wasser und
schauten dann, nicht unterzugehen.”
Wie der Name der Publikation nahelegt,
sollte Jazz den Schwerpunkt bilden, doch wollte Christine Stephan und ihr
Redaktionsteam auch über den Tellerrand hinaus schauen. Alle interessante
Spielarten aktueller Musik sollten in der JAZZTHETIK vorkommen: Pop, Blues,
neuer Folk, Electronica und Weltmusik. Um diesem Selbstverständnis Ausdruck zu
verleihen, wurde der Untertitel “Magazin für Jazz & Anderes” gewählt. Denn
eines sollte unbedingt vermieden werden: Dogmatisch, engstirnig und eindimensional
zu sein. Die JAZZTHETIK sollte mit offenen Ohren durch die Welt gehen und den
Geist der Freiheit atmen, wie die Musik, über die sie berichtete.
Christine Stephan hatte Glück. Ende der
1980er Jahre erlebte die Jazzmusik gerade einen Boom, was dem Magazin aus den
Startlöchern half. Auch verschoben sich damals die tektonischen Platten des
internationalen Jazz, wobei die Musiker aus Europa mehr und mehr an Gewicht
gewannen und die amerikanische Szene ihre Vormachtstellung verlor. Jan
Garbarek, das United Jazz & Rock Ensemble, Nils Landgren, Nik Bärtsch und
das Esbjörn Svensson Trio waren europäische Musiker, die Hallen füllten und dem
Jazz zu wachsender Popularität verhalfen. Für Christine Stephan ein Glücksfall:
Mitten in Europa war sie plötzlich mit ihrer Zeitschrift hautnah am aktuellen
Jazzgeschehen dran.
Jan Garbarek und das Hilliard Ensemble hatten mit „Officium“ 1994 einen Riesenerfolg
Die Publikation, die anfangs monatlich,
heute zweimonatlich erscheint, blies frischen Wind in die Szene und avancierte
innerhalb kürzester Zeit zum führende Organ der improvisierten Musik in
Deutschland. Musikerportraits, Interviews, aktuelle Nachrichten und Neuigkeiten
sowie Platten-, Konzert-, Festival- und Buchbesprechung füllen heute die über
100 Seiten jeder Ausgabe, wobei mit Sachverstand sowohl über etablierte Stars
wie über hoffnungsvolle Newcomer berichtet wird. Zu den Inhalten kommt ein
attraktives Äußeres: Die JAZZTHETIK besticht durch modernes Layout und Design.
“Wir wachsen an den Aufgaben,” erklärt Christine Stephan nach 275 Heften. “Das
gilt für das Magazin, wie auch für mich als Verlegerin.”
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