Friday, 23 March 2018

Rock-Archäologie: LORD'S FAMILY aus Bayern

LORD'S FAMILY (1970 - 1974)

Eine sehenswerte Filmdokumentation über eine spirituelle Kommune und Rockgruppe aus Bayern 

Fotos: Lord's Family

Lord's Family ist 1970 in Nürnberg entstanden und lebte größtenteils bis 1974 in einem „Schlössl“ in Beilngries im Altmühltal. Geprägt haben sie (außer Woodstock und der „Underground"-Musik und -Literatur) die Begegnung mit Mitgliedern der Hog-Farm Family in Nürnberg und die gemeinsamen psychedelischen Erfahrungen, die zum Abbruch der Studien und Arbeitsverhältnisse und Gründung einer spirituellen Gemeinschaft führten. 
Ihr Metier war vor allem die freie Erschließung neuer Klangräume in der (oft sehr langen) Improvisation, aber auch erste deutschsprachige Songs mit einer Botschaft, auch bayuvarisch-kosmischer Klangschöpfung, Music for Meditation, auch in Kirchen. Als Landkommune unternahmen Mitglieder der Lord’s Family erste ökologische Experimente mit Gartenbau und Tierhaltung. Zu ihrem Projekt gehörten Film, eine Zeitung „Family-Press“, Kunstschaffen.

Befreundet war die Rockkommune z.B. mit den Leuten von „Bröselmaschine“, (Peter Bursch erinnert sich sicher noch, wir haben auch gemeinsam musiziert), „Guru Guru Groove", „Ihre Kinder" aus Nürnberg. Jonas Porst weilte gelegentlich im Schössl und hatte Lust die „Family“ zu produzieren, wozu es aber nicht kam. In Heidelberg organisierte Werner Pieper („Grüner Zweig“) Konzerte mit der Gruppe und war des öfteren Gast im Schlössl.

Medial ist Lord's Family erstmals – außer in der Lokalpresse – im Bremer Fernsehen erschienen, in einer Sendung über Jugendreligionen, als Beispiel für eine Gruppe mit eigenständiger Spiritualität. Dort gab es auch Musikaufnahmen im Beatclub-Studio. Leider nicht mehr vorhanden. Der Bayerische Rundfunk brachte Fernsehen- und Hörfunkfeatures, u.a. vom Filmemacher und Journalisten Wolf Gaudlitz ("Taxi Lisboa", "Sahara Salaam“), der selbst eine Zeit lang zur Family gehörte.

Die Gruppe trat in vielen deutschen Klein- und Großstädten auf, auch in München, Nürnberg und Berlin, bei mehreren Open Air Festivals.

Aus vielen noch vorhandenen Film-, Ton-, Text- und Fotodokumenten hat Sepp Kuffer – von Anfang an dabei – einen einstündigen Film geschnitten, er nennt es einen „Remix“. Die originalen Filmaufnahmen stammen vor allem aus dem Archiv der Bremer Journalisten Anna Dünnebier (später Frau von Paczensky) und Uli Zippel sowie von den Super-8-Filmen des Family-Mitbegründers Alfons Schmid. Eine äußerst sehenswerte Dokumentation über eine vergessene Gruppe des deutschen Rock-Undergrounds aus den frühen 70er Jahren – gleichzeitig ein eindrucksvolles Zeitportrait.

Hier der link:

https://youtu.be/VKKJoJhm5Rk

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