Entspanntes Fließen
Der Tortoise-Gitarrist mit eigenem Bandprojekt
Der Gitarrist Jeff Parker, in Los Angeles daheim, ist seit über drei Jahrzehnten ein Fixstern am Firmament im Grenzland zwischen Jazz und Rock. Zuerst mit Tortoise, dann mit Isotope 217 und dem Rob Mazurek’s Chicago Underground Trio bzw. Quartet hat er das Terrain immer wieder neu durchstreift, dabei erstaunliche, zum Teil innovative Entwürfe zu Tage gefördert.
Mit seinem neuen ETA IVtet knüpft er nahtlos an frühere Fusionsversuche an. Dieses Mal setzt Parker auf einen hypnotischen „laid back“-Groove, der sich völlig unaufgeregt und scheinbar endlos wiederholend durch die Zeit schiebt. Dieser Beat bildet das Fundament, über das Parker mit Hilfe etlicher Pedale und Josh Johnson mit seinem „processed saxophone“ ätherische Melodielinien legen, die sich ineinander verschlingen und fein kräuselnd durch die Lüfte schweben. Das minimalistische Prinzip von Repetition und Variation bildet den Kern dieser Musik, wobei Parkers behutsame Spielweise eher an die Gitarristen der alten Bebop-Schule erinnert, als an die Exorzismen von Hendrix & Co..
Das Grundprinzip dieser Ensemble-Musik, die sich über Jahre durch regelmäßige Gigverpflichtungen entwickelt hat, ist das sich Einfühlen in einen simplen Beat oder eine Akkordfolge, aus denen die Band dann alles entwickelt und erstaunliche Funken zu schlagen weiß. Nicht dass hier große Virtuosität zur Schau gestellt wird, auf technischen Exhibitionismus wird gänzlich verzichtet. Vielmehr kommt eine große Musikalität zum Tragen, die die Teilchen und Membrane zum Schwingen bringt. Das entspannte Fließen ist die entscheidende Komponente dieser Andachtsmusik, die sich jede Zeit der Welt nimmt. Vier Stücke befinden sich auf dem Album, keines kürzer als eine Viertelstunde. Hektisches kommt nicht vor. Entschleunigung ist Trumpf. Bezeichnend dafür ist, dass bis auf die Kontrabassistin Anna Butterss, alle anderen Musiker im Sitzen musizieren.
Jeff Parker ETA IVtet: Freakadelic (youtube)
Jahrzehnte zurück – Mitte der 1970er Jahre – hatte der englische Drummer John Stevens mit seiner Gruppe Away einen ähnlichen Fusionsversuch unternommen, über einem konstanten Rockgroove, frei zu musizieren. Mit der damals modischen „Fusion Music“ hatte das ebenfalls nichts zu tun, so wenig wie heute.
Jeff Parker ETA IVtet: The Way Out of Easy (International Anthem)
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