Tuesday 12 February 2013

JAZZTRENDS: Neo Fake-Jazz mit Humor


Spielfreude statt Sinnsuche

Die junge New Yorker Band Mostly Other People Do The Killing wirbelt den Jazz mit Humor durcheinander

cw.«Wir spielen alle Jazzstile zur gleichen Zeit und so schnell wie möglich!», proklamiert die Gruppe Mostly Other People Do The Killing mit einem Augenzwinkern. Die New Yorker Combo schreckt vor nichts zurück! Frech, ungestüm und mit rotziger Punk-Attitude pflügt sie durch die Jazzgeschichte und wirbelt dabei Partikel der unterschiedlichsten Stilrichtungen auf, um sie ganz unverblümt und auf verblüffende Weise neu zusammenzusetzen. Das Quartett aus Brooklyn erfindet den Jazz mit parodistischer Punk-Attitude neu.

Kreuz und quer durch alle Stile zu spielen, ist für die Gruppe kein Problem, besteht sie doch aus ein paar der besten Musiker der jungen kreativen Szene von Brooklyn, wohin sich seit ein paar Jahren der innovative Impuls des New Yorker Jazzlebens verlagert hat. Die vier sind Alleskönner. Ob Swing, Bebop oder Freejazz, ob Punk, Funk oder Latein – jeden Stil beherrschen sie aus dem Effeff. Trompete Peter Evans tritt sogar gelegentlich als Solist in Bach’schen Barockkonzerten auf.
Moppa Elliot ist der konzeptionelle Kopf der Formation. Mit wuchtigen Basslinien treibt er die Musik voran, perfekt verzahnt mit den knackigen Drumbeats von Kevin Shea. Peter Evans spielt eine äußerst wendige Hochgeschwindigkeitstrompete, deren rasante Läufe von Jon Irabagons expressiven Saxofonausbrüchen gekonnt pariert und weitergesponnen werden.

Mit ihrer Musik setzt die Band einen bewußten Kontrapunkt gegen die Kopflastigkeit und Esoterik so mancher Jazzband moderner Prägung. Ihr Stil ist ausgelassen statt versonnen. Sie stellen wilde Exzentrik gegen elegische Tonschwelgereien und Spielfreude gegen Sinnsuche! Anstatt griesgrämiger Ernsthaftigkeit wird locker-lässig mit unbändiger Spielfreude musiziert. Diese Band ignoriert alle Stopschilder.

Damit knüpft die Gruppe an Zeiten an, als der Jazz noch ein populärer Stil war, keine Nischenkunst. Ein knackiger Groove – manchmal swingend, manchmal rockig – bildet das Fundament, über dem Saxofon und Trompete ein Feuerwerk an Tönen abbrennen. Parodistische Einlagen und ein anarchischer Humor sorgen dafür, dass nicht nur das Trommelfell sondern auch das Zwerchfell auf seine Kosten kommt. John Lurie’s Lounge Lizards, eine Kultband der achtziger Jahre, lassen grüßen. Mostly Other People Do The Killing unternehmen den Versuch, den Jazz vom Kopf wieder auf die Füße zu stellen ohne sich dem vermeintlichen Massengeschmack anzubiedern. Diese Band kennt kein Pardon!

Aktuelles Album:

Mostly Other People Do The Killing:  “Slippery Rock!” (Hot Cup Records)

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