Ein Hit von Kraftwerk als Zugabe
Der deutscher Spitzenjazzer
Michael Wollny mit seinem Trio [em] in England unterwegs
Foto: Grosse-Geldermann
cw. Michael Wollny ist der
bekannteste deutsche Jazzmusiker der jüngeren Generation. Der 35jährige Pianist
sorgt als Solist und mit seinem Trio [em] seit ein paar Jahren mit
spektakulären ‘Live’-Auftritten und Platteneinspielungen für Furore und feiert
daneben mit Altmeistern wie Joachim Kühn und Heinz Sauer Triumphe. 2011 wurde
Wollnys Gruppe [em] zur besten deutschen Jazzcombo gekürt und mit dem ECHO Jazz
Award ausgezeichnet, sein letztes Album “Wasted & Wanted” von der Kritik
mit Begeisterung aufgenommen.
Viel zu Wollnys Erfolg trug seine
Plattenfirma bei. Der Tastenkünstler aus Berlin ist beim rührigen Münchner Act-Label
unter Vertrag, das vom ehemaligen Warner-Manager Siggi Loch geleitet wird. Loch
hat es in den letzten Jahren immer wieder geschafft, Künstler seines Labels
international durchzusetzen, wie
den 2008
verstorbenen Pianisten Esbjörn
Svensson. Mit
seiner Gruppe E.S.T. wurde Svensson zu einem weltweit gefeierten Star. Das mag
ein Ansporn für Michael Wollny gewesen sein, mit seinem Trio [em]
jetzt zu einer ersten Tournee
nach Großbritannien überzusetzen für Auftritte in London, Birmingham,
Barnstaple und Manchester.
Foto: Anna Meuer

In Manchester trat [em] im Club “Band on The Wall” auf, dem gediegensten
Konzertort der nordenglischen Industriemetropole für Klänge jenseits des
Mainstreams. In dieser Lokalität, die von der Stadt Manchester betrieben wird,
wechseln sich sieben Tage die Woche Soul-, Jazz-, Folk-, Reggae- und
Weltmusik-Auftritte ab. Mit ihrem abwechslungsreichen Jazz gelang es den drei Musikern
aus “Germany”, das Publikum rasch auf ihre Seite zu ziehen, und bald brach sich
Begeisterung Bahn. Links auf der Bühne ließ Wollny seine Finger flink über die
Tasten des schwarzen Flügels tanzen, während gegenüber Drummer Eric Schäfer für
komplexe Rhythmen und dynamisches Feuer sorgte. In der Mitte der Bühne bildete
Eva Kruse mit ihrem Kontrabaß den Ruhepol. Sie gab der Musik selbst in den turbulentesten
Passagen Halt. Beeindruckend war die große Bandbreite an Klängen und Stilen,
die die Combo auf ihrem rasanten Parforce-Ritt durchquerte und die von Rock
über Jazz bis zu radikalen Avantgarde-Sounds reichten. Am Ende gab es den Kraftwerk-Hit
“Das Modell” als Zugabe.
Indem Wollny und Mitstreiter alle Register zogen, gelang es ihnen, das
sonst als eher unterkühlt geltende englische Publikum aus der Reserve zu
locken. Um allerdings in Großbritannien größere Konzerthallen zu füllen, wird
noch viel harte Promotion-Arbeit nötig sein. Diese erste Stippvisite kann nur
ein Auftakt gewesen sein.
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