In seinem Buch „Der Klang der Revolte“ zeichnet Christoph Wagner die Geschichte der westdeutschen Musik-Underground-Szene nach.
Kaum zu glauben, aber es ist so: In einer extrem kurzen Zeitspanne – präziser: in den Jahren 1970 bis 1973 – wurde die innovativste und aufregendste Rockmusik in Deutschland produziert. Bands wie Amon Düül 2, Tangerine Dream, Kraftwerk, Can und viele andere mehr erweiterten das traditionelle Rock-Schema durch Elemente der Klassik, der elektronischen und der Weltmusik und schufen einen neuen, bizarren Klangkosmos, der schnell die Bewunderung britischer und französischer Musikjournalisten und Fans errang – in (West-)Deutschland selbst allerdings deutlich hinter der Popularität arrivierter britischer und amerikanischer Rock-Combos zurückblieb.
In seinem Buch „Der Klang der Revolte – Die magischen Jahre des westdeutschen Musik-Underground“ rekonstruiert der Journalist Christoph Wagner diese „goldene“ Ära, analysiert aber auch, wie sehr Rockmusik allgemein die verknöcherte bundesdeutsche Gesellschaft der 1960er-Jahre aufmischte – mit den ersten Festivals, den ersten großen Tourneen, den ersten Schallplattenlabels, die sich auf derartige Musik konzentrierten.
Es begann alles mit den „Essener Songtagen“ im September 1968. „Wie eine Atombombe“, schreibt Wagner, traf die Invasion von 40 000 jungen Leuten, die gekommen waren, um internationale Rock-Stars wie Frank Zappa, Julie Driscoll und Alexis Korner, aber eben auch nationale Bands wie Amon Düül, Tangerine Dream und Guru Guru zu sehen und zu hören, die spießige Ruhrgebietsstadt.
Ein Jahr später veröffentlichten – die in zwei Fraktionen gespaltenen – Amon Düül, Birth Control und Can ihre ersten Alben, 1970 dann Guru Guru, Kraftwerk, Popol Vuh und Tangerine Dream. Welchen Einfluss diese Musik und der Lebensstil der Musiker, die sie machten, auf die breite Masse der erlebnishungrigen bundesdeutschen Jugendlichen hatten, beschreibt Wagner sehr anschaulich – und auch, dass damals praktisch alles miteinander zusammenhing: die Rezeption dieser rebellischen Musik mit einem freieren Lebensstil, der lange Haare, den Genuss von Alkohol (oft auch von Drogen) und ein relaxteres Sexualverhalten einschloss, und die Infragestellung von überkommmen Autoritäten mit einer allgemeinen Kritik an den gesellschaftlichen Entwicklungstendenzen in Richtung Total-Konsumismus. Als ab 1974 Tangerine Dream, Faust und Kraftwerk die britischen und amerikanischen Charts stürmten, zerfaserte die Bewegung auch schon wieder – kommerzieller Mega-Erfolg und utopische Hippie-Mentalität fanden einfach nicht zusammen.
Ein ganzes Buchkapitel widmet Christoph Wagner einem wahren „Clash of the Civilisations“: dem ungemein chaotisch verlaufenden Rockfestival in Konstanz im Sommer 1970. Schmuddelwetter, ein völlig überforderter Veranstalter und eine extrem feindselige Öffentlichkeit in der Konzilstadt sorgten dafür, dass die „Greatest Show at Bodensee“ ein gigantischer Flop wurde – lediglich 7000 Fans kamen. Ein Großteil der angekündigten Bands trat überhaupt nicht auf, und das Areal Klein-Venedig, auf dem das Spektakel stattfand, versank im Schlamm. Und drei Wochen nach dem Festival erschoss ein angetrunkener Hilfsarbeiter einen 17-jährigen „Gammler“ am Blätzle-Platz in der Konstanzer Innenstadt . . . 15 Jahre sollte es dauern, bis es wieder jemand wagte, ein Rockmusik-Festival in dieser Stadt zu organisieren.
In weiten Teilen ist „Der Klang der Revolte“ wohl auch eine Aufarbeitung des Kontextes von Christoph Wagners eigener Biografie: 1956 (in Balingen) geboren, ist er ja nicht nur Chronist, sondern für vieles, über das er berichtet, auch eine Art Zeitzeuge. Und gerade das macht sein Buch so interessant und so spannend für all diejenigen, die diese aufregenden Jahre nurmehr vom Hörensagen kennen.
Kaum zu glauben, aber es ist so: In einer extrem kurzen Zeitspanne – präziser: in den Jahren 1970 bis 1973 – wurde die innovativste und aufregendste Rockmusik in Deutschland produziert. Bands wie Amon Düül 2, Tangerine Dream, Kraftwerk, Can und viele andere mehr erweiterten das traditionelle Rock-Schema durch Elemente der Klassik, der elektronischen und der Weltmusik und schufen einen neuen, bizarren Klangkosmos, der schnell die Bewunderung britischer und französischer Musikjournalisten und Fans errang – in (West-)Deutschland selbst allerdings deutlich hinter der Popularität arrivierter britischer und amerikanischer Rock-Combos zurückblieb.
In seinem Buch „Der Klang der Revolte – Die magischen Jahre des westdeutschen Musik-Underground“ rekonstruiert der Journalist Christoph Wagner diese „goldene“ Ära, analysiert aber auch, wie sehr Rockmusik allgemein die verknöcherte bundesdeutsche Gesellschaft der 1960er-Jahre aufmischte – mit den ersten Festivals, den ersten großen Tourneen, den ersten Schallplattenlabels, die sich auf derartige Musik konzentrierten.
Es begann alles mit den „Essener Songtagen“ im September 1968. „Wie eine Atombombe“, schreibt Wagner, traf die Invasion von 40 000 jungen Leuten, die gekommen waren, um internationale Rock-Stars wie Frank Zappa, Julie Driscoll und Alexis Korner, aber eben auch nationale Bands wie Amon Düül, Tangerine Dream und Guru Guru zu sehen und zu hören, die spießige Ruhrgebietsstadt.
Ein ganzes Buchkapitel widmet Christoph Wagner einem wahren „Clash of the Civilisations“: dem ungemein chaotisch verlaufenden Rockfestival in Konstanz im Sommer 1970. Schmuddelwetter, ein völlig überforderter Veranstalter und eine extrem feindselige Öffentlichkeit in der Konzilstadt sorgten dafür, dass die „Greatest Show at Bodensee“ ein gigantischer Flop wurde – lediglich 7000 Fans kamen. Ein Großteil der angekündigten Bands trat überhaupt nicht auf, und das Areal Klein-Venedig, auf dem das Spektakel stattfand, versank im Schlamm. Und drei Wochen nach dem Festival erschoss ein angetrunkener Hilfsarbeiter einen 17-jährigen „Gammler“ am Blätzle-Platz in der Konstanzer Innenstadt . . . 15 Jahre sollte es dauern, bis es wieder jemand wagte, ein Rockmusik-Festival in dieser Stadt zu organisieren.
In weiten Teilen ist „Der Klang der Revolte“ wohl auch eine Aufarbeitung des Kontextes von Christoph Wagners eigener Biografie: 1956 (in Balingen) geboren, ist er ja nicht nur Chronist, sondern für vieles, über das er berichtet, auch eine Art Zeitzeuge. Und gerade das macht sein Buch so interessant und so spannend für all diejenigen, die diese aufregenden Jahre nurmehr vom Hörensagen kennen.
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