One Scotch, one Bourbon, one Beer
Alexis Korner zum 30. Todestag
Wie ein österreichischer Nazi-Flüchtling den europäischen Blues erfand
Ein gewaltiger Ruf eilte
ihm voraus. Bei seinen Auftritten wurde er als “Vater des weißen Blues”
vorgestellt, von dem man wußte, daß durch seine Schule viele der Giganten der
Rockmusik gegangen waren, etwa Mick Jagger, Charlie Watts, Jack Bruce und Ginger
Baker. Aber auch viele Jazzmusiker hatten in seinen Bands gespielt von Dave
Holland und John Surman über Ray Warleight und Phil Seaman bis zu Lol Coxhill
und Chris McGregor.

Nach Kriegsende tat der junge Alexis Korner als britischer
Besatzungssoldat bei einem Militärsender in Hamburg Dienst, wo er als
Diskjockey erstmals in intensiveren Kontakt mit Jazz- und Blues-Platten kam,
was der Beginn einer lebenslange Leidenschaft bedeutete.
Nach dem Militärdienst kehrte Korner nach England zurück und stieg
in die Londoner Jazzszene ein. Zuerst spielte er Rhythmusgitarre in der Band
von Chris Barber, der ihm pro Auftritt ein kleines Bluesintermezzo gewährte.
Als der Traditionsjazz Mitte der 50er Jahre vom Skiffle als neuster Mode
abgelöst wurde, war Korner in der Gruppe von Ken Colyer mit von der Partie,
weil Skiffle-Bands, als britische Versionen der amerikanischen Jugbands, auch
Songs von Bluessängern wie Big Bill Broonzy und Huddie Ledbetter im Repertoire
hatten. Nach dem Vorbild der Jazz- und Folkclubs, die meistens in den
Hinterzimmern von Pubs stattfanden, gründete er 1962 im Londoner Stadtteil
Ealing einen Blues-Club, der zu einem Kristallisationspunkt für all diejenigen
wurde, die in den Bann der
amerikanischen Musik geraten waren. Jeden Samstagabend fanden hier die
heißesten Sessions statt. Während Alexis Korner mit seiner Gruppe Blues
Incorporated auftrat, drückten sich junge Gleichgesinnte wie Rod Stewart oder
Eric Clapton am Bühnenrand herum, in der vagen Hoffnung einmal
kurz einsteigen zu können.
Als mit den Rolling Stones, der Spencer Davis Group, den Animals
und Yardbirds 1963 in England die
Blues-Revolution ausbrach, geriet Alexis Korner ins Hintertreffen. Während die
Jungen absahnten, wartete er vergeblich auf den großen Durchbruch. Sein jazzig
angehauchter Blues wurde vom neuen Bluesrock ausgestochen, der sich am
elektrischen Rock ‘n Roll von Chuck Berry und Bo Diddley orientierte.
Alexis Korner & Snape, 1972
Alexis Korner & Snape, 1972

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