Friday, 24 January 2014

Owls By Nature - Nachts, wenn die Eulen fliegen


Neil Youngs Kinder

Die kanadischen Rootsrocker Owls By Nature gastierten auf ihrer ersten Europatour in Tübingen
                                                                                                 Fotos: Christoph Wagner

 cw. Die Eule ist ein Nachtvogel und wird erst bei Einbruch der Dunkelheit aktiv. “Owls By Nature” (= Eulen von Natur aus) nennt sich eine kanadische Band, für die ähnliches gilt: Die Musiker werden erst später am Abend munter. Nach dem Erfolg ihres Debutalbums “Backwater” ist die Gruppe aus der Stadt Edmonton in der kanadischen Provinz Alberta jetzt in Europa unterwegs, um ihre neue Einspielung “Everything is Hunted” (=Auf alles wird Jagd gemacht) der Öffentlichkeit vorzustellen. Dabei strengen sich die fünf Bandmitglieder mächtig an, ihrem Publikum einen unterhaltsamen Abend zu bereiten und ziehen alle Register der Songwriter-Kunst.


 Schnurgerader Folkrock ist ihr Markenzeichen, wie er in den letzten Jahren von Mumford & Sons wieder populär gemacht worden ist. Auf jede Art von Mätzchen und Schnörkel wird verzichtet. Die Musiker von Owls By Nature wissen, wie man Lieder wirkungsvoll in Szene setzt. Über einem soliden Rockbeat wechseln sich Melodiestimme und mehrstimmiger Chorus in vorhersehbarer Regelmäßigkeit ab. Manchmal kommen die Songs im “Up-Tempo”-Stil der irischen Pogues daher, dann wider werden sie schleppend im bevorzugten gemächlichen Zeitmaß ihres kanadischen Landsmanns Neil Young präsentiert. Abwechslung bringt gelegentlich die elektrische Gitarre ein, die immer einmal wieder zu einem kurzen Solo ansetzt, wobei Gitarrist Doc De Groot manchmal auch zur Lap-Steel-Gitarre greift, die er im Sitzen, auf den Knien liegend, heulen und wimmern läßt.

 Wenn der Keyboard-Spieler dann sein elektrisches Tasteninstrument mit einem Banjo vertauscht, steigt der Folkgehalt der Musik enorm, und im Publikum macht sich ausgelassene Tanzstimmung breit. Redlich bemühen sich die Musiker um Kontakt zu den Konzertbesuchern. Die Zuhörer werden ins Geschehen einbezogen, indem man ihnen Abenteuer aus dem Tourneeleben erzählt oder von den Vorzügen des Rotweins schwärmt und sich gegenseitig zuprostet.


Wie im Tübingen Sudhaus zu sehen war, hält sich die Fangemeinde der Gruppe zahlenmäßig noch in Grenzen. Problemlos passten alle Besucher auf ein Foto, das der Leadsänger von der Bühne herab für die Facebook-Page der Band schoß. In Berlin, wo Owls By Nature am Vortag auftraten, soll das Konzert weit besser besucht gewesen sein. Ob der Band der Sprung in eine höhere Pop-Liga gelingt, wird entscheidend von der Eingängigkeit ihrer Songs abhängen. Wer ausschließlich auf starke Lieder setzt, die bei einem Massenpublikum verfangen, ist auf Hymnen mit Ohrwurm-Charakter angewiesen. Einen Anfang haben Owls By Nature immerhin bereits gemacht.

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