Kreatives Musizieren
Der Heidelberger Karl Berger machte in
den USA Furore – als Jazzmusiker aber auch als Arrangeur für Popstars
cw. In seiner Heimatstadt Heidelberg begann
seine Karriere. Dann zog der Vibrafonist Karlhanns Berger in den 70er Jahren
nach Amerika, wo er die Entwicklung des modernen Jazz beeinflusste, sich aber
auch als Arrangeur von Popsängern wie Jeff Buckley und Natalie Merchant einen
Namen machte. Jetzt kehrte er für ein besonderes Jazzprojekt nach Deutschland zurück.
“Das ‘Cave 54’ war ein ganz speziellerJazzclub,”
erinnert sich Berger, der nächstes Jahr 80 Jahre alt wird. “Da in Heidelberg das
Hauptquartier der amerikanischen Truppen war und sich im Umland etliche militärische
Stützpunkte befanden, die aller ihre ‘Army-Bands’ hatte, spielte viele
hervorragende Jazzmusiker aus diesen Bands in den 50er und 60er Jahren im
‘Cave’. Es war wie in New York: Jeden Abend eine andere Session! Ich gehörte
zur Hausband und jammte dauern mit den Amerikanern.” So lernte Berger das ABC
des Jazz direkt auf der Bühne und aus erster Hand. Bald holte ihn der
Saxofonist Hans Koller in seine Band, mit dem er Auftritte in halb Europa
absolvierte. In einem Jazzclub in Paris begegnete Berger dem amerikanischen
Trompeter Don Cherry und eine enge Freundschaft begann. Als Cherry nach New
York reiste, um ein Album aufnehmen, war Berger mit von der Partie. Das war
seine Einführung in die New Yorker Jazzszene. Berger empfand die Atmosphäre als
so inspirierend, dass er mit seiner Frau, der Sängerin Ingrid Sertso, den
Entschluß fasste, sich in den USA niederzulassen, obwohl die Arbeitsbedingungen
für Jazzmusiker dort alles andere als rosig waren.
Don Cherry, Creative Music Studio
Nach ein paar Jahren in den USA gründete
Berger 1973 das “Creative Music Studio” in der Gemeinde Woodstock im
Bundesstaat New York. Die Einrichtung war eine Art freie Universität für den
Jazznachwuchs und wurde in den siebziger Jahren zu einem wichtigen Brennpunkt der
Jazzentwicklung. Viele berühmte Jazzer unterrichteten dort Hunderte von
Studenten, von denen einige ebenfalls zu wichtigen Impulsgebern wurden. “Das
hat sich rasend entwickelt. Die Schule wuchs und wuchs,” erzählt Berger. Der
Lehrplan zielte auf eine umfassende musikalische Ausbildung, die vor allem das
kreative Musizieren fördern sollte und sich gegen jedes enge Schubladendenken
wandte. “In den normalen Jazzhochschulen wurden die Studenten in einem
bestimmten Stil unterrichtet, uns ging es darum, sie in die Grundelemente alle
Musik einzuführen”, erklärt Berger. An den Wochenende fanden große Konzerte
statt, die mitgeschnitten wurden und deren Höhepunkte jetzt unter dem Titel
“Creative Music Studio – Archive Selections Vol.1” auf einer 3er-CD erschienen
sind.
Jimmy Giuffre, Creative Music Studio
Als mit Präsident Ronald Reagan die Politik
eine Kehrtwende machte, blieben Zuschüsse und damit auch die Studenten aus, und
dem “Creative Music Studio” ging langsam die Luft aus. Berger nahm eine
Professur in Frankfurt a. M. an, um die nächsten Jahre zwischen Amerika und
Deutschland zu pendeln.
Heute ist der Senior weiterhin aktiv. Jüngst
war er an einem Konzert- und Plattenprojekt in Berlin beteiligt, das zum 50.
Todestag des Saxofonisten Eric Dolphy stattfand. Der Jazzneuerer war nur
36jährig 1964 in der Mauerstadt an einer unerkannten Diabetis verstorben. “Mein
Frau und ich haben das letzte Konzert mit Eric Dolphy gespielt,” erinnert
Berger. “Wir hatten ihn zur Eröffnung des Jazzclubs ‘Tangente’ nach Berlin
eingeladen. Er kam, konnte aber nur noch einen Abend spielen - drei Tage später
war er tot.” Unter dem Titel “So long, Eric!” wird im Herbst eine CD mit
Karlhanns Berger zu Ehren von Eric Dolphy erscheinen.
Neuerscheinungen:
Creative Music
Studio – Archive Selctions Vol. 1 (Innova)
Weitere
Informationen: www.creativemusicfoundation.org
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