Psychedelisches
Afrika
Orlando Julius & The Heliocentics mit neuem Album
cw. 1963 kehrte ein
junger Mann vom Musikstudium in London nach Nigeria zurück. Gelegentlich half der Trompeter bei den Modern Aces aus, einer
Afro-Soul-Band angeführt vom Saxofonisten Orlando Julius, die regelmäßig in den
Nachtclubs und Hotels von Ibadan und Lagos auftrat. Fela Kuti hörte genau hin,
wechselte zum Saxofon und hob bald seine eigene Band aus der Taufe, mit der er
zum weltweit berühmtesten Vertreter des “Afrobeat” wurde.
Seinem früheren
Bandleader Orlando Julius war nicht soviel Ruhm beschieden. Mitte der siebziger
Jahre wanderte Julius in die USA aus, wo er 25 Jahre lebte und in Vergessenheit
geriet. Im Zuge des aktuellen Afrobeat-Revival wurden die frühen Schallplatten des
Saxofonisten neu aufgelegt, was ihm abermals eine gewisse Aufmerksamkeit
bescherte. Jetzt hat ihn die englische Formation The Heliocentrics noch stärker
ins Rampenlicht gerückt.
Für die Londoner Band
um den Drummer Malcolm Catto war Julius immer ein Leitstern gewesen. Als die Gruppe
nun mit ihrem Idol ins Studio ging, um ein paar seiner Klassiker neu
einzuspielen, ging ein Traum in Erfüllung. Die Heliocentrics erwiesen sich als
exzellent eingespielte Truppe, deren Rhythmusteam wie eine gut geölte Maschine
funktioniert, die höchste Präzision mit reibungsloser Selbstverständlichkeit verbindet.
Der vielstimmige Bläsersatz bringt mit messerscharfen Einwürfen die Musik zum Kochen,
die Orgel webt psychedelische Klangfäden ein, während Orlando Julius seine
markanten Saxofonlinien bläst, deren klare Melodieführung an Soul-Saxofonisten
wie King Curtis oder Jr. Walker erinnern. Im
Team mit Orlando Julius ist den Heliocentrics eine Einspielung voller Drive,
Energie und Ausdruckskraft gelungen.
Orlando
Julius with The Heliocentrics: Jaiyede Afro (Strut)
Die Besprechung erschien zuerst in der NZZ.
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