Sunday, 16 August 2015

Alasdair Roberts mit neuem Album

Wünschelrutengänger


 cw. Will Oldham alias Bonnie “Prince” Billy war sein Mentor. Ihm steckte Alasdair Roberts 1995 nach einem Konzert eine Cassette zu. Oldham war von den Liedern derart beeindruckt, dass er dem jungen schottischen Singer-Songwriter einen Plattenvertrag beim renommierten amerikanischen Label Drag City verschaffte. Seither hat der schottische Folksänger seine Liedkunst mehr und mehr verfeinert und nun nach ein paar Alben mit traditionellem Material eine Platte mit zehn eigenen Songs veröffentlicht.

Der Glasgower begleitet sich mit einem ganzen Arsenal an Instrumenten selbst, das von diversen Gitarren bis zu Keyboards, Baß und Trommeln reicht. Befreundete Musiker tragen mit vierstimmigem Harmoniegesang, mit Tin Whistle, Klarinette und Baßklarinette zur Farbigkeit der delikaten Arrangements bei.

Roberts geht genau in der gleichen Weise vor, wie Folkmusiker das schon seit Generationen tun. Er nimmt traditionelle Songs, verändert ihre Melodien und arrangiert sie um, fügt neue Verse und Bedeutungen hinzu, um sie relevant für die Gegenwart zu machen. Einem Wünschelrutengänger gleich, stößt er auf Melodien, die eingängig und doch nicht banal wirken, wobei die Textinhalte eher persönlich gehalten sind. Manchmal greifen sie ins Metaphysisches bis Dunkle aus, deuten ein Geschehen nur an und handeln letztlich von den Dingen, die das Leben bestimmen: Liebe, Freiheit und Hoffnung (und ihre Paradoxien), sowie die Heimsuchungen und Verwerfungen, die einem das Schicksal auftischt. Roberts singt in einem Lied, wie sich im Schlaf sein Kissen in einen Stein verwandelt. Es sind solche eindringlichen Bilder, die im Gedächtnis haften bleiben.

Alasdair Roberts: Alasdair Roberts (Drag City)

Die Besprechung erschien zuerst in der NZZ.

ALASDAIR ROBERTS tritt am Samstag, den 10. Oktober 2015 in Schorndorf im Club Manufaktur auf.  Beginn: 20:30



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