Tastenträume
Pianostar
Nils Frahm gab in Tübingen auf dem “größten Klavier der Welt” ein Konzert, um
den Bau eines noch größeren Modells zu finanzieren
Doch
Frahms und Klavins’ Träume reichen darüber hinaus: Den beiden schwebt ein noch
größeres Klavier vor! Klavins hat Entwürfe für ein Instrument mit 4,50 Meter
Höhe entwickelt, dessen tiefste Saite eine Länge von 3,90 Meter haben soll. Um die
nötigen Finanzmittel von ca. 120 000 Euro für den Bau aufzubringen, gab Frahm in
Tübingen ein Benefizkonzert, zu dem die Zuhörer trotz des stolzen
Eintrittspreises von 35 Euro nur so strömten. Der mittelalterliche Saal im
Pfleghof – spärlich beleuchtet – bot die passende Kulisse für ein stimmungsvolles
Konzert, das restlos ausverkauft war.
Foto: Rose Revitt
Nils
Frahm gab sich als Romantiker, dessen liebste Stimmung die Melancholie ist und
dessen bevorzugte Ausdrucksform die Elegie. Der Berliner Tastenvirtuose schlug
über weite Strecken zarte Töne an und schwelgte in wohligen Durakkorden. Seine
Melodien bestechen durch Einfachheit und verströmen manchmal folkloristisches
Flair. Dazu werden Stilmittel der Minimal Music einbezogen. Dann hämmert Frahm
über längere Zeit einen Grundton in rhythmisch bewegter Manier, um darum herum
eine Melodie aus gebrochenen Akkorden zu flechten, bevor er die Töne mehr und
mehr verdichtet und zu einer düsteren Klangwolke auftürmt.
In
einem anderen Stück des Abends warf der Berliner den Synthesizer an, um einen
elektronischen Loop ins Spiel zu bringen, der dann melodisch mit dem
Großklavier umspielt wurde. Im Publikum saßen - andächtig lauschend - viele
junge Klavierfans, die Frahm wie einen neuen Keith Jarrett feierten und ihn
nicht ohne Zugaben ziehen ließen. Das Riesenklavier M450 ist mit diesem Konzert
seiner Realisierung einen bedeutenden Schritt näher gekommen.
Der Konzertbericht erschien zuerst im Schwarzwälder Bote.
Der Konzertbericht erschien zuerst im Schwarzwälder Bote.
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