Im 600. Jubiläumsjahr beleuchtet ein
Festival die Musik beim Konstanzer Konzil

“Europäische Avantgarde um 1400” war
ein viertägiges Festival in Konstanz überschrieben, das in einer Kooperation
zwischen dem Südwestrundfunk und der Bodenseestadt nunmehr im dritten Jahr die
“Musik zum Konstanzer Konzil” wieder aufleben ließ. Dieses Jahr wurden die
Scheinwerfer auf die musikalischen Traditionen der verschiedenen Religionen
gerichtet, die damals in Konstanz präsent waren, ob russisch-orthodox,
griechisch-byzantinisch oder muslimisch.

Das holländische Spezialistenensemble
Cappella Pratensis bot im Konstanzer Münster ein Konzert, das Guillaume Dufay
und seine Zeitgenossen in den Mittelpunkt stellte. Dabei kamen Kompositionen
zur Aufführung, die nach dem Vorbild der repräsentativen Musik entstanden
waren, wie sie einst die offiziellen Zeremonien des Konzils umrahmt hatten.
Während seiner langen Karriere schrieb Dufay Würdigungsstücke und
Huldigungsmotetten in erklecklicher Zahl.
Wie im 15. Jahrhundert üblich,
versammelten sich die Sänger der Cappella Pratensis um nur einen einzigen
zentralen Notenständer, auf dem ein großes Notenblatt in alter Notenschrift
lag. Im Unterschied zu damals brachte das Ensemble auch Frauenstimmen zum
Einsatz, was im 15. Jahrhundert in der Kirche nicht denkbar gewesen wäre, wo
Sängerknaben die Sopranstimmen intonierten. Dezent mit Harfe sowie einer
Zugtrompete und einer Renaissance-Posaune instrumentiert, präsentierte die
Cappella Pratensis ein Programm von enormer Spannbreite. Von Solostücken für
Harfe sowie Chansons für Stimme mit Instrumentalbegleitung über Trio- und
Quartettbesetzungen bis hin zum vollen Ensembleklang kam alles vor. Oft wurde
eine Vokalstimme von der Zugposaune übernommen, was dem Gruppenklang eine ganz
spezielle Färbung gab. Einige der Werke besaßen noch den Klang des
Mittelalters, während spätere Kompositionen schon im neueren Stil verfaßt
waren, den Dufay möglicherweise bei seinem Aufenthalt in Konstanz aufgeschnappt
hatte und der sein weiteres Schaffen bestimmte.
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