Vom
Bodensee in die USA
Mit seiner
Rockgruppe Planeausters hat Michael Moravek ein
Album in Chicago aufgenommen
cw. Als Rockmusiker kommt man weit herum: New York, Chicago, St. Louis, Rottendam
und Dublin lauteten nur ein paar der Stationen der letzten Jahre, an denen der
Ravensburger Gitarrist, Sänger und Songwriter Michael Moravek
musikalisch tätig war, ob im Studio, bei Konzerten oder auf Tourneen. Seine
musikalische Plattform ist die Formation Planeausters, ein Indie-Rock-Trio, das
Moravek vor 16 Jahren mit dem Bassgitarristen William
Bruce Kollmar und dem Schlagzeuger Per Ceurremans aus der Taufe hob.
Moraveks musikalische Erweckung liegt lange zurück. Als junger Teenager
in Balingen hörte er eines Tages Bob Dylan im Radio und war derart fasziniert,
dass er selbst mit dem Musikmachen anfing. Er tauchte in die Liederwelt von Bob
Dylan ein, sang dessen Songs, fing aber auch bald an, eigenen Lieder zu
schreiben. Um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, gründete er die Gruppe
The Blindboy, die sich zu einer der besten Folkrockgruppen Südwestdeutschlands
entwickelten. Drei Schallplatten entstanden.
Kurz vor der Jahrtausendwende beschlich Moravek allerdings das Gefühl,
dass die Band stagnierte: “Ich brauchte eine kreative Veränderung, neue
Impulse,” erinnert sich der Musiker. “Also haben wir zu dritt weitergemacht.”
Planeausters war geboren. Mit ihren schnörkellosen entspannten Rocksongs
traten die drei im In- und Ausland auf, trafen Musikkollegen und knüpften
Kontakte. Eine engere Freundschaft entstand mit der amerikanischen Band The
Great Crusades, die Moravek und die Planeausters zu gemeinsamen Tourneen in die
USA einluden. Einer der Crusades-Musiker arbeitete in Chicago in einem
Tonstudio, und Moravek ergriff die Gelegenheit. “Das Studio lag in einem
Problemviertel in der Nähe des Humboldt-Parks mit hoher Arbeitslosigkeit und
Kriminalität. Es war ein einfacher Backsteinbau mit Eisentür, aber dahinter verbarg
sich ein musikalisches Kleinod,” schwärmt Moravek noch heute. ”Es war toll in
einem Studio aufzunehmen, wo viele schwarze Bluesmusiker ihre Schallplatten gemacht
hatten. Die Aufnahme verlief total professionell, und meine Stimme hat noch nie
so gut geklungen.” Wie sich herausstellte, gehörte das Tonstudio Blaise Barton,
einem Musiker, der schon mit Bob Dylan gearbeitet hatte. Für Moravek schloß
sich damit ein Kreis.
Wieder daheim in Ravensburg traf eines Tages eine Email ein, die
elektrisierte: Sie stammte von Mike Scott, Chef der irischen Rockgruppe The
Waterboys. Scott hatte erfahren, dass Moravek einen seiner Songs namens “Red
Army Blues” gecovert hatte und war neugierig auf dessen Version. So entstand
ein Kontakt nach Irland, der bis heute besteht. Beeindruckt von der Band vom
Bodensee, heuerte Scott bald darauf die Planeausters als Vorgruppe für eine
Deutschlandtournee an. “Wir treffen uns gelegentlich bei Konzerten, tauschen
Gedanken und musikalische Ideen aus,” erzählt Moravek. “Daraus hat sich eine Freundschaft
vor allem mit Steve Wickham ergeben, dem Geiger der Waterboys, der schon mit
U2, Elvis Costello und den Hothouse Flowers gearbeitet hat.”
Nach der Veröffentlichung der aktuellen Planeausters-CD (Titel:
Humboldt-Park) hat Moravek gerade ein Soloalbum in Arbeit. Es wurde ebenfalls
im Studio in Chicago eingespielt und bringt vielleicht Moraveks folkigere Seite
wieder mehr zum Vorschein. Es soll im Januar erscheinen. Man darf gespannt
sein.
Der Artikel erschien zuerst im Schwarzwälder Bote, große Tageszeitung im Südwesten
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