Fraktus wird Wirklichkeit
Der parodistische Kult-Film über die fiktive
Popband erlebt eine Fortsetzung als Rock-Revue – im oberschwäbischen Scheer
findet die bundesdeutsche Premiere statt
cw. Unter dem Namen “Spoof” (=Täuschung, Parodie)
exitiert in der englischsprachigen Filmwelt eine Gattung, die als wirklichkeitsnahe
Dokumentation daherkommt, in Wirklichkeit aber nichts anderes als eine clever gemachte
Verballhornung mit viel Witz und Ironie ist. Ein derartiger “Lügenfilm” wird
auch als “Mockumentary” bezeichnet, ein Kunstwort, das sich aus “to mock” (=verspotten)
und “Documentary” (=Dokumentarfilm) zusammensetzt.
“This is Spinal Tap” lautete der Titel der
berühmtesten “Music Mockumentary” von 1984, die sich über das Popgeschäft im
allgemeinen und über die Aufgeblasenheit einer Heavy-Metal-Band im besonderen lustig
macht.
“Fraktus” heißt das deutsche Äquivalent: Der Film von
Lars Jessen aus dem Jahr 2012 erzählt von der Karriere der angeblich berühmten deutschen
Popgruppe Fraktus, die als die “Urväter von Techno” beschrieben werden und sich
als “Elektroschocker aus den Achzigern” nach 25 Jahren Trennung zu einer
“Re-Union” entschließen. Glaubwürdigkeit erhält die fiktive Bandgeschichte im
Film durch die Mitwirkung von Popstars wie Jan Delay, Dieter Meier (Yello) und
Stephan Remmler (Trio), die in Interviews ihre Bewunderung für Fraktus erklären.
Als ein Mitglied der Band, Bernd Wand (gespielt von Jacques Palminger), von
einem Reporter nach seinen Träumen für die Zukunft befragt wird, meint er, dass
er noch gerne einmal auf dem legendären Klangbad-Festival auftreten würde - “dem Underground-Open-Air-Ereignis für atonale Musik”.
Der Film ist
inwischen Kult geworden mit einer festen Fangemeinde, die sich auf die fiktive
Story eingelassen hat. Der Witz dabei ist, dass es das Klangbad-Festival ja wirklich gegeben
hat. Es fand bis 2011 jedes Jahr im Sommer in Scheer in Oberschwaben statt.
Veranstalter war Hans Joachim Irmler, der ehemalige Keyboarder der Krautrockgruppe
Faust, der in dem Städtchen an der Donau ein Tonstudio betreibt.
Durch Zufall lernte Irmler auf einer Party den
Fraktus-Darsteller Jacques Palminger kennen und man beschloß in
feucht-fröhlicher Runde, die Fraktus-Story weiterzuspinnen. “Fraktus 2” war
geboren, nicht als Film, sondern als eine Art Musical-Rocktheater-Revue. Dabei
tritt Palminger gemeinsam mit seiner leicht verrückt-überdrehten Mutter auf,
die wie schon im Film von Margit Laue gespielt wird. Man traf sich ein paar Mal
im Faust-Studio in Scheer, um mit Irmler an neuen Songs zu basteln und sie zu
einer kohärenten Show zusammenzufügen.
Daraus ist jetzt ein Album mit dem Titel “Optische
Täuschung” geworden, das am 4. und 5. November (20 Uhr) im Faust-Studio in Scheer
der Öffentlichkeit vorgestellt wird – als bundesdeutsche Premiere! Dabei wurde
kein Aufwand gescheut, die ursprünglichen Requisiten, schrille Perücken und
Kostüme aus den 1980er Jahren zu beschaffen sowie die originalen Synthesizer,
um dem Elektro-Pop der Band den richtigen Sound zu geben. Zur Einstimmung läuft
im Kino in Riedlingen am 29. Oktober nochmals der Film “Fraktus” in zwei
Vorstellungen (18 + 20:30 Uhr), wobei Hauptdarsteller Jaques Palminger anwesend
sein wird, um über die Entstehung des Streifens zu plaudern und sich eventuellen
Fragen des Publikums zu stellen. Nähere Infos: https://www.klangbad.de/news
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