Atemberaubende Leichtigkeit
Das Dizzy Krisch Trio plus Lauren Newton im
SWR-Landesstudio Tübingen
Jazzmusiker haben es schwer: überschaubares
Publikum, magere Gagen, wenige Auftrittsmöglichkeiten. Da springt der Südwestdrundfunk
als Unterstützer ein: Seit 16 Jahren veranstaltet das Landesstudio Tübingen
einmal im Monat ein Jazzkonzert, das mitgeschnitten wird. Die Aufnahmen werden
den Musikern kostenlos zur Verfügung gestellt, um daraus – falls geeignet - eine CD-Veröffentlichung zu machen. Diese
Kulturförderung eines öffentlich-rechtlichen Senders hat über die Jahre zu
erstaunlichen Ergebnissen geführt. Eine ganze Reihe exzellenter CD-Produktionen
sind entstanden, die die vitale Jazzszene Südwestdeutschlands seit der
Jahrtausendwende dokumentieren.
Der Tübinger Vibrafonist Dizzy Krisch und seine
Musiker haben die Möglichkeit beim Schopfe gepackt: Ein Auftritt vor zwei
Jahren im Tübinger SWR-Studio ist jetzt als Tonträger erschienen. Am Freitag
fand vor ausverkauftem Saal die CD-Taufe statt. “Lonely Woman” heißt das Album,
das beim Kölner Label JazzHausMusik erschienen ist.
Krisch hat sein Quartett hochkarätig besetzt. Für
ein federndes Fundament sorgt die Stuttgarter Bassistin Caroline Höfler. Am
Schlagzeug setzt der seit Jahren in Ulm lebende Amerikaner Billy Elgart
Akzente, und eine enorme Palette an vokalen Farben bringt die Stimmkünstlerin
Lauren Newton ein, die ebenfalls Amerikanerin ist, aber seit längerem in
Tübingen lebt. Zusammen ergibt das ein Ensemble, das aus der Crème der
Jazzmusiker aus dem Südwesten besteht.
Den ersten Teil des Konzerts bestritt die Gruppe
als Instrumentaltrio, wobei jeder der drei Musiker in den Kompositionen von
Dizzy Krisch, plus einem Titel von George Gershwin, glänzen konnte. Vor allem
der Bandleader ließ die Klöppel mit atemberaubender Leichtigkeit auf die
Tonstäbe seines Vibrafons prasseln, angetrieben von einer famosen
Rhythmusgruppe, die jeden Hackenschlag mitging. Nach der Pause komplettierte
dann Lauren Newton das Ensemble und führte die Musik noch weiter über den
Horizont des Mainstream-Jazz hinaus. Ob textloser Scat-Gesang oder
fantasievolle Lautmalerei, ob dadaistische Wortspiele oder einfühlsame
Lyrik-Interpretationen – Newton bewieß zum wiederholten Mal, dass sie zur
Spitzenklasse des zeitgenössischen Jazzgesangs gehört.
Die Konzertbesprechung erschien zuerst im Schwarzwälder Bote, große Tageszeitung im Südwesten
No comments:
Post a Comment