Über alle
Hindernisse hinweg
Das neue Album
der südwestdeutschen Fusion-Bigband SBO setzt Maßstäbe
cw. Es war ein
Sprung ins kalte Wasser. Vor sechs Jahren hatte der Schlagzeuger Wieland
Braunschweiger (Jahrgang 1970) von seinen Musikerkollegen die Nase voll. Alle redeten
immer nur davon, einmal ein Projekt mit einer größeren Besetzung zu machen,
aber nie kam irgend etwas zustande. Braunschweiger wollte endlich Taten sehen.
Deshalb beschloß er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und peilte eine
CD-Einspielung an.
Der Drummer, der
als Musiklehrer in Reutlingen seine Brötchen verdient, trommelte seine
Bekannten zusammen, nicht nur Baß, Gitarre und Keyboards, sondern auch eine
opulente Bläsertruppe aus Saxofonen, Trompete und Posaune, dazu ein zweiter
Trommler. Ein Art Fusion-Musik schwebte ihm vor, wie es sein Idol, der amerikanische
Star-Schlagzeuger Dave Weckl, vorgemacht hatte: etwas Jazz, etwas Rock, dazu
Latin und Pop. Diese Mischung sollte es bringen. Braunschweiger setzte sich ins
stille Kämmerlein und schrieb Komposition um Komposition, dazu die kompletten Arrangements
für die Band. „Eine Heidenarbeit!” erinnert er sich. Dann ging es ins Studio,
um das Ganze aufzunehmen.
Als die Musik im
Kasten war, fehlte nur noch ein Name für die Band. Da erinnerte sich
Braunschweiger an einen kroatischen Musiker, der ihm einst, als er nahe daran
war, seinen Traum einer Fusion-Bigband zu begraben, geraten hatte, nicht zu
jammern, sondern es einfach zu versuchen. Dieser Musikerkollege wurde nun zum
Namenspatron der Band: Slavko Benic Orkestr heißt die Truppe seither,
abgekürzt: SBO.
Da es nicht sehr
viele solcher Großformationen zwischen Jazz und Rock gibt, weil es sich
finanziell nicht trägt, ging doch die eine oder andere Konzertanfrage ein. Bei
den Auftritten, die SBO spielte, kam die Band hervorragend an. Ihre Mischung
aus knalligen Bläsersounds, treibenden Rythmen (oft im Latin-Stil) dazu
rockigen Gitarrenriffs riß das Publikum von den Sitzen. Die Reaktionen war
überaus positiv, weshalb Braunschweiger nach fünf Jahren beschloß, eine zweite
CD einzuspielen, die jetzt gerade unter dem Titel „Manchmal immer doch nicht“
beim Starpatrol-Label erschienen ist.
Einige der
Musiker sind noch von der Urbesetzung dabei, andere sind neu dazugekommen. Inzwischen
versammeln sich bei SBO zehn der besten Jazzmusiker der Region, wahre Profis,
von denen jeder noch in diversen anderen Gruppen spielt. Das macht es nicht
gerade einfach, die Formation für Auftritte zusammenzubringen. Doch
Braunschweiger läßt sich nicht entmutigen. Er ist ein zäher Knochen, der
weiterhin unbeirrt seinen Traum verfolgt. Dazu kommt: Der Erfolg der
amerikanschen Fusion-Band Snarky Puppy hat dem knackigen Jazzrock in den
letzten Jahren zu einem kräftigen Boom verholfen – davon profitiert auch die
SBO-Band. Ganz auf dieser Linie ist sich Braunschweiger sicher: “Unsere neue
Platte wird uns neue Fans bescheren, so daß ich vielleicht bald bei Auftritten
meinen Musiker faire Gagen zahlen kann.” Mit dieser Prognose könnte der
Bandleader diesmal richtig liegen.
Der Artikel erschien zuerst im Schwarzwälder Boten.
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