Sunday, 29 January 2017

Sounds aus Südwest: Das zweite Album von SBO

Über alle Hindernisse hinweg

Das neue Album der südwestdeutschen Fusion-Bigband SBO setzt Maßstäbe


cw. Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Vor sechs Jahren hatte der Schlagzeuger Wieland Braunschweiger (Jahrgang 1970) von seinen Musikerkollegen die Nase voll. Alle redeten immer nur davon, einmal ein Projekt mit einer größeren Besetzung zu machen, aber nie kam irgend etwas zustande. Braunschweiger wollte endlich Taten sehen. Deshalb beschloß er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und peilte eine CD-Einspielung an.

Der Drummer, der als Musiklehrer in Reutlingen seine Brötchen verdient, trommelte seine Bekannten zusammen, nicht nur Baß, Gitarre und Keyboards, sondern auch eine opulente Bläsertruppe aus Saxofonen, Trompete und Posaune, dazu ein zweiter Trommler. Ein Art Fusion-Musik schwebte ihm vor, wie es sein Idol, der amerikanische Star-Schlagzeuger Dave Weckl, vorgemacht hatte: etwas Jazz, etwas Rock, dazu Latin und Pop. Diese Mischung sollte es bringen. Braunschweiger setzte sich ins stille Kämmerlein und schrieb Komposition um Komposition, dazu die kompletten Arrangements für die Band. „Eine Heidenarbeit!” erinnert er sich. Dann ging es ins Studio, um das Ganze aufzunehmen.


Als die Musik im Kasten war, fehlte nur noch ein Name für die Band. Da erinnerte sich Braunschweiger an einen kroatischen Musiker, der ihm einst, als er nahe daran war, seinen Traum einer Fusion-Bigband zu begraben, geraten hatte, nicht zu jammern, sondern es einfach zu versuchen. Dieser Musikerkollege wurde nun zum Namenspatron der Band: Slavko Benic Orkestr heißt die Truppe seither, abgekürzt: SBO.

Da es nicht sehr viele solcher Großformationen zwischen Jazz und Rock gibt, weil es sich finanziell nicht trägt, ging doch die eine oder andere Konzertanfrage ein. Bei den Auftritten, die SBO spielte, kam die Band hervorragend an. Ihre Mischung aus knalligen Bläsersounds, treibenden Rythmen (oft im Latin-Stil) dazu rockigen Gitarrenriffs riß das Publikum von den Sitzen. Die Reaktionen war überaus positiv, weshalb Braunschweiger nach fünf Jahren beschloß, eine zweite CD einzuspielen, die jetzt gerade unter dem Titel „Manchmal immer doch nicht“ beim Starpatrol-Label erschienen ist.


Einige der Musiker sind noch von der Urbesetzung dabei, andere sind neu dazugekommen. Inzwischen versammeln sich bei SBO zehn der besten Jazzmusiker der Region, wahre Profis, von denen jeder noch in diversen anderen Gruppen spielt. Das macht es nicht gerade einfach, die Formation für Auftritte zusammenzubringen. Doch Braunschweiger läßt sich nicht entmutigen. Er ist ein zäher Knochen, der weiterhin unbeirrt seinen Traum verfolgt. Dazu kommt: Der Erfolg der amerikanschen Fusion-Band Snarky Puppy hat dem knackigen Jazzrock in den letzten Jahren zu einem kräftigen Boom verholfen – davon profitiert auch die SBO-Band. Ganz auf dieser Linie ist sich Braunschweiger sicher: “Unsere neue Platte wird uns neue Fans bescheren, so daß ich vielleicht bald bei Auftritten meinen Musiker faire Gagen zahlen kann.” Mit dieser Prognose könnte der Bandleader diesmal richtig liegen.

Der Artikel erschien zuerst im Schwarzwälder Boten.

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