In
der Echoschleife
Ex-Rattle
Achim Reichel kehrt mit seinem Krautrock-Projekt A.R. & Machines ins
Scheinwerferlicht zurück
cw. In
den sechziger Jahren wurde er mit den Rattles zum Popstar. Dann hob Achim
Reichel 1970 mit A.R. & Machines ein psychedelisches Krautrock-Projekt aus
der Taufe, das mit Loops und Echo-Gitarre arbeitete und revolutionär für die
damalige Zeit war. Eine 10er-CD-Box unter dem Titel „The Art of German
Psychedelic“ (BMG / Warner) dokumentiert jetzt diese abenteuerliche Phase in
Reichels über 50jähriger Karriere. Für einen ausverkauften Auftritt in der
Hamburger Elbphilharmonie hat er das Bandprojekt im September zu neuem Leben
erweckt.
”Ich
war ja noch ein ganz junger Kerl, als das mit den Rattles anfing,“ erinnert
sich der Hamburger. ”Wir gewannen den Star-Club-Bandwettstreit, wurden zu einer
Art Hausband dort, waren mit den Beatles auf Deutschland-Tour und sind mit den
Stones in England aufgetreten. Für uns war das alles zu schön, um wahr zu sein.“
Der Einberufungsbefehl riß Reichel 1966 aus seinem Popstar-Dasein. Auch sein
Manager konnte ihm den Wehrdienst nicht ersparen. Nach der Entlassung war seine
Stelle bei den Rattles besetzt: Reichel gründete daraufhin 1968 die Gruppe
Wonderland, die unter der Ägide von James Last, der als Produzent fungierte,
mit „Moscow“ einen Hit landete.
Doch
Reichel hatte kühnere Pläne: 1970 gründete er A.R. & Machines, ein
Bandprojekt, das sich der Underground-Rockmusik widmete und in dessen Zentrum
Reichels Echo-Gitarre stand. Das waren ziemlich verwegene Klänge für einen
ehemaligen Beatmusiker. Alben wie „Sgt. Pepper“ von den Beatles hatten die Tür
aufgestoßen und Reichel animiert, sich als Schallplattenproduzent zu betätigen,
wobei er deutsche Rockgruppen wie Ougenweide und Novalis im Studio betreute. Das
Interesse an den Möglichkeiten des Studios wuchs, sein musikalischer Horizont
weitete sich.
Ein
Knopfdruck brachte dann die Erleuchtung. Als er eines Tages mit seinem neuen Akai-Tonbandgerät
herumspielte, drückte er die Aufnahmetaste: „Das Gerät spielte alle
Gitarrenläufe zurück, wodurch ein Gitarrenwald von musikalischen Linien
entstand, die sich überlagerten und eine Polyphonie ergaben,“ erinnert sich
Reichel an das Schlüsselerlebnis. „Ich dachte: ‘Das ist ja Wahnsinn!’ und überlegte,
was ich damit machen konnte.“
Reichel
rief die Band A.R. & Machines ins Leben, nahm das Debut-Album „Die grüne
Reise“ auf und trat bald bei Underground-Festival auf, wie den
Deutschrock-Meetings der Petards in Bad Hersfeld. 1972 eröffnete er mit seinem
Loop-Rock vor 70 000 Popjüngern das 2. British Rock Meeting in Germersheim.
„Wir haben das als eine Art Sessionmusik verstanden,“ erklärt er. „Es wurde
viel improvisiert. Das war eine Musik, die ein gewisses Risiko beinhaltete und
manchmal bewegten wir uns auf verdammt dünnem Eis.“
Bei
den Krautrock-Festivals wurde der „Rock ‘n’ Roll-Fuzzi“ mißträuisch beäugt.
„Was will den der hier?“ schienen sich einige zu fragen. Doch Reichel ließ sich
nicht beirren. Vier Jahre lang war er mit den Machines aktiv, dann war das
kreative Potential ausgereizt und er wandte sich anderen Projekten zu.
Als
er letztes Jahr an der Wiederveröffentlichung des Gesamtwerks arbeitete, traf
er zufällig seinen ehemaligen Konzertagenten Carsten Jahnke, der ihn drängte,
das Projekt doch in der neueröffneten Hamburger Elbphilharmonie vorzustellen.
Obwohl Reichel anfangs skeptisch war, wurde das Konzert ein phänomenaler
Erfolg. Der ausverkaufte Saal jubelte dem Altrocker zu. Das Konzert in der
Elbphilharmonie hat es leider nicht mehr in die CD-Box geschafft. Doch
vielleicht wird es ja zu einem späteren Zeitpunkt noch veröffentlicht.
In der aktuellen Nummer der Musikzeitschrift JAZZTHETIK (Nr. 1/2, 2018) befindet sich ein Interview, das ich mich Achim Reichel über diese Phase seiner Karriere geführt habe.
In der aktuellen Nummer der Musikzeitschrift JAZZTHETIK (Nr. 1/2, 2018) befindet sich ein Interview, das ich mich Achim Reichel über diese Phase seiner Karriere geführt habe.
A.R.
& Machines: The Art of German Psychedelic 1970-1974 (10er CD-Box, BMG /
Warner)
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