Thursday, 14 September 2017

Buchbesprechung: Peter Kemper – Sgt. Pepper (Reclam)

Doppelte Geschwindigkeit oder rückwärts

Das epochemachende Album Sgt. Pepper von den Beatles wurde vor 50 Jahren veröffentlicht 

 Die Beatles kamen aus Liverpool, doch erst ihr Umzug nach London im Sommer 1963 löste eine kreative Explosion innerhalb der Gruppe aus, die 1967 auf dem Album „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ voll zur Geltung kam, was die Platte zu einem Meilenstein der Popgeschichte machte.

In der englischen Hauptstadt pulsierte 1967 eine vitale Popszene, die mit einen neuen Lebensgefühl einherging. Teenager kleideten sich anders, ließen sich die Haare wachsen, gaben sich lässig und exzentrisch und forderten die ältere Generation heraus. In Diskotheken wie dem “UFO” dröhnten elektrische Sounds zu zuckenden Lightshows. Pop flirtete mit der Avantgarde.

Die Beatles tauchten in diese vibrierende Szene ein. Mit George Martin hatten sie einen Produzenten zur Hand, der offen für die neuen Anregungen war. Schon auf den Alben „Rubber Soul“ (1965) und „Revolver“ (1966) hatte sich die Band mehr und mehr von den einfach gestrickten Beatnummern ihrer Anfangszeit entfernt. Für das Album „Sgt. Pepper“ entstanden immer raffiniertere Songs mit buntschillernden Arrangements und außergewöhnlichen Klangfarben, die die Möglichkeiten der Studiotechnik ausschöpften. Tonbänder wurden in doppelter Geschwindigkeit oder rückwärts gespielt, Vogelgezwitscher und Hundegebell eingeblendet, was manche Songs zu abenteuerlichen Klangcollagen machte.
 
Das Album wurde in den EMI-Studios in der Londoner Abbey Road aufgenommen. Fünf Monate arbeiten die Beatles mit George Martin daran. Im Vergleich: Ihr Debutalbum „Please Please Me“ hatten sie vier Jahre zuvor an nur einem einzigen Tag eingespielt. Neue Instrumente wie das Mellotron wurden herangezogen, auch exotische, die George Harrison aus Indien mitgebracht hatte. Dazu gab es Bläsersätze, Cellos, Geigen und Hörner plus eine Baß-Mundharmonika. Die Palette an Klangfarben kannte keine Grenzen.

Das Plattencover des Avantgarde-Künstlers Peter Blake war ebenfalls eine Sensation. Dort waren hinter den Beatles in bunten Uniformen, alle ihre Vorbilder und Idole als Pappkameraden aufgereiht. Das Cover gab der Veröffentlichung ein Gesicht und trug dazu bei, das „Sgt. Pepper“ zu dem epochemachenden Album wurde, als das es heute gilt.

Peter Kemper erzählt auf 100 Seiten die Entstehungsgeschichte der Einspielung auf kompetente Weise. Was man etwas vermißt, sind eigene Recherchen und Informationen aus ersten Hand. Vielmehr hat der Autor die mittlerweile Bibliotheken füllende Literatur über die Beatles und „Sgt. Pepper“ zusammengefaßt und solide dargestellt. 

Peter Kemper: Sgt. Pepper (Reclam)

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