Schwarze
Scheiben
cw. Schallplatten
sind seit längerem wieder im Kommen, selbst im Supermarkt steht seit neustem
ein Regal (mit den schlimmsten Reissues). Dabei ist die Vinylplatte schon einen
ersten Tod gestorben, als sie Mitte der 1980er Jahre von der CD verdrängt
wurde. Viele dachten damals, dass wäre ihr endgültiges Aus. Doch es kam anders:
die Vinylplatte hat überlebt und in den letzten Jahren sogar ein Comeback
erfahren. Und es ist sicher keine allzu gewagte Behauptung, wenn man die
Prognose stellt, dass es in einer nicht so fernen Zukunft immer noch Vinylplatten
geben wird, wenn schon lange niemand mehr weiß, was eigentlich einmal eine
„Compact Disc“ war. Popmusik und
Vinylplatte sind offenbar aufs Tiefste miteinander verbunden.
Der
Fotograf und Musikjournalist Arne Reimer, der sich durch seine beiden „American
Jazz Heroes“-Bildbände einen Namen gemacht hat, hat bei seinen Reisen zu den
„Jazzhelden“ auch die lokalen Plattenläden besucht und ihre Aura in Fotos
eingefangen. Da sieht man Bilder mit Regalen und Regalen voller gebrauchter
Scheiben und wünscht sich, man wäre beim Ladenbesuch dabei gewesen.
Außer
in den USA war Reimer auch in Deutschland (Berlin, Leipzig), Holland
(Amsterdam) und England (London, Croydon) unterwegs auf Plattensuche, wobei
sich erweist, dass die echten Second-Hand-Vinyl-Läden eigentlich auf der ganzen
Welt ähnlich aussehen: Etwas schmuddelig, staubig und abgewetzt, und bis unter
die Decke mit schwarzen Scheiben voll gestopft. Was dagegen der
leidenschaftliche Sammler sieht, ist etwas vollkommen anderes: eine
verheißungsvolle Schatzkammer, der man nur noch ihre Kostbarkeiten entreißen
muss.
Arne
Reimer: Long Play. 156 Seiten, Koenig Books, London (mit einem Essay von Ulf
Erdmann Ziegler in englisch), E 39,80.
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