Spärliche Töne, lange Pausen
Das neue Album "Bleed" von The Necks
The Necks gibt es seit 1987 in unveränderter Besetzung. Jetzt legt das australische Piano-Trio sein zwanzigstes Album vor. Wie bei den meisten Veröffentlichungen der Gruppe enthält die Platte nur ein einziges Stück. Es erkundet in 42 Minuten das Konzept der Stille (=stillness), womit nicht Geräuschlosigkeit (=silence) gemeint ist, sondern eine Atmosphäre konzentrierter Ruhe. Wie immer folgt die Musik einem klaren Prinzip: Es beginnt mit einem einzigen Ton, aus dem sich alles entwickelt. Diesmal ist es Pianist Chris Abrahams, der den ersten Stein ins Wasser wirft. Er schlägt ein paar spärliche Töne an, läßt lange Pausen dazwischen, was der Musik augenblicklich viel Raum eröffnet.
Abrahams nutzt die ganze tonale Spannweite seines Instruments, greift von den hohen Tasten in die dunkelste Tiefe hinab. Erst nach geraumer Zeit mischt sich Schlagwerker Tony Buck ein und läßt den Reibeklang eines Metallbeckens anschwellen. Aus dumpfem Trommelgrollen und Wirbeln auf der Snare beginnt Buck dichte Texturen zu weben, über die Abrahams Pianoklänge legt, die lange nachklingen und wohl in der Nachbearbeitung elektronisch verfremdet wurden. Mit sonoren Tupfern klinkt sich nun auch Kontrabassist Lloyd Swanton ins Geschehen ein. Ein faszinierendes Spiel aus Repetition und Nachhall hebt an, das zum Finale in ein schlichtes Zwei-Akkorde-Motiv mündet. The Necks ist abermals ein großer Wurf gelungen. Das Album ist eine Meisterarbeit.
The Necks: Bleed (Northern Spy / H’Art)
Zum Reinhören:
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