Kluger Schachzug
Mit einer Vielfalt von Musik feierte
der Tübinger Jazzclub 30. Geburtstag
cw. Zupackender Swing neben
kammermusikalischen Tönen, erdiger New Orleans-Jazz neben Funk und Blues – mit mehr
als einem halben Dutzend Bands und einer Vielfalt von Stilrichtungen beging der
Jazzclub Tübingen seinen 30. Geburtstag. Das kleine Jubiläums-Festival präsentierte
die Crème der Tübinger Szene und bewies, dass in der Universitätsstadt am
Neckar viel hochkarätiger Jazz zu Hause ist.
Nicht nur die Musiker und das
Publikum spielten mit – auch das Wetter. Bei hochsommerlichen Temperaturen
feierten die Tübinger Jazzer mit Hunderten von Zuhörern ihre dreißigste
Geburtstagsparty mit viel Sonnenschein und guter Laune. Sonst meistens in der
Tiefe des Tübinger Jazzkellers versteckt, war diesmal der Südwestrundfunk Gastgeber,
dessen Landesstudio-Areal auf dem Österberg als Austragungsort diente. Umlagert
von Bierbänken, fanden die eher extrovertierten Auftritte auf einer Bühne im
Freien statt, während die delikateren Darbietungen im Foyer und im
Hörspielstudio des SWR-Gebäudes über die Bühne gingen.
Ein Urgestein des modernen Jazz und
ein Häuptling der Tübinger Szene ist Dizzy Krisch, der gleich zwei Mal zum Zuge
kam: Die Formation “Special Delivery” des Vibraphonisten - mit erstklassigen
Musikern besetzt - bot herzhaften Swing und beeindruckende Improvisationen,
während sich Krisch im Duo mit dem Pianisten Thilo Wagner eher als Feingeist erwies,
dessen Filzschlegel nicht weniger rasant über die Metallstäbe des Vibraphons
sausten als die Finger seines Partners über die Tasten des Flügels. Dem Sohn
des Altmeisters, dem Pianisten Anselm Krisch, blieb es mit seinem Trio Flüstertüte
vorbehalten, zeitgenössischere Töne anzuschlagen, die jedoch sehr geordnet und diszipliniert, ja fast brav daherkamen. Das Programm aus Fusion, Hiphop
und groove-orientiertem Funk kam bei dem generell schon etwas angegrauten
Publikum genauso gut an wie die Retro-Nummern der Alten.
Flüstertüte
Dazwischen bot die amerikanische
Jazzsängerin Jane Rudnick, die seit langem in Tübingen lebt, mit ihrem Quartett
ein Programm, das Songs der amerikanischen Singer-Songwriterin Joni Mitchell neu
interpretierte, was sich als kluger Schachzug erwies. Mitchell hatte als
Folkpopsängerin in den späten sechziger Jahre begonnen, um sich im Laufe ihrer
Karriere immer mehr in Richtung Jazz zu bewegen. Hier knüpfte Rudnick an und
nutzte die Möglichkeit, mit Hilfe dieser hochkarätigen Lieder – wie etwa dem
Hit “Big Yellow Taxi” - aus dem engen Rahmen konventioneller Jazzvokalistik auszubrechen.
Ähnlich delikat musizierte das Duo
von Thomas Horstmann (E-Gitarre) und Wolfgang Lindenfelser (Saxofon). Zwischen
leisen Balladen und beseelten Improvisationen verstand es Horstmann immer
wieder, ein paar elektronische Klangüberraschungen einzubauen.
Auf der Freilichtbühne unter grünem
Blattwerk drückten derweil die Louisiana Funky Butts
mächtig auf die Tube. Die Bläsertruppe aus Tübingen/Stuttgart ist auf Spaß und gute Laune aus und brachte das Publikum mit zupackender Blechmusik und rollenden Trommelwirbeln auf die Beine. Mit etwas Fantasie hätte man meinen können, beim Mardi Gras in New Orleans zu sein.
mächtig auf die Tube. Die Bläsertruppe aus Tübingen/Stuttgart ist auf Spaß und gute Laune aus und brachte das Publikum mit zupackender Blechmusik und rollenden Trommelwirbeln auf die Beine. Mit etwas Fantasie hätte man meinen können, beim Mardi Gras in New Orleans zu sein.
No comments:
Post a Comment