Tuesday, 10 June 2014

Mike Heron & Trembling Bells: fulminantes Konzert in Schorndorf

Versponnene Songs

Die britische Folklegende Mike Heron mit Trembling Bells unterwegs 


cw. Die Beatles und Elton John zählten zu ihren Bewunderern. 1969 spielte die Gruppe auf dem legendären Woodstock-Festival: Die Incredible String Band aus Schottland war in der Hippie-Ära eine der einflussreichsten Gruppen einer neuen psychedelischen Folkmusik, zu deren Erfindern sie zählten. Mitte der siebziger Jahre trennten sich die beiden Mitglieder und gehen seither getrennte Wege. Jetzt hat sich Sänger Mike Heron, mittlerweile 71 Jahre alt, mit der jungen schottischen Folkrockband Trembling Bells zusammen getan, um dem damals revolutionären musikalischen Material neue Lebensgeister einzuhauchen. Im Club Manufaktur in Schorndorf zeigten sich die sieben Musiker und Musikerinnen aus Glasgow in Hochform und absolvierten ein fulminantes Konzert, das erst nach mehreren Zugaben zu Ende ging. 
Mit Hilfe des Produzenten Joe Boyd entfaltete einst die Incredible String Band erst im Studio ihre wahre Stärke. Neben akustischer Gitarre und Mandoline verwandelte ein Arsenal von außergewöhnlichen und exotischen Instrumenten wie Flöten, Maultrommel, Kazoo, Bongos, Sitar, Cembalo und Mundharmonika, die im Mehr-Kanal-Verfahren aufgenommen wurden, ihre zarten versponnenen Lieder in ein Rad bunter Pfauenfedern. “Live” konnten die beiden Musiker diese Arrangements jedoch nie in ihrer ganzen Vielfalt in Szene setzen.

Mit dem kleinen Folkorchester aus sechs Musikern, das die Trembling Bells darstellen, ist das nunmehr möglich, wobei sich die Arrangements nicht sklavisch an die  Originale halten, sondern diese Klassiker der psychedelischen Ära fantasievoll in andere Farben tauchen.

Dazu bringen die Trembling Bells noch ein paar ihrer eigenen Songs ein, die gleichfalls Folkeinflüsse mit Rockrhythmen vermischen und von der Stimmkunst ihrer Sängerin und der Virtuosität ihres Gitarristen und Schlagzeugers leben. An Abwechslungsreichtum ließ das Konzert nichts zu wünschen übrig. Bei manchen Songs wurden sogar die Instrumente ganz aus der Hand gelegt, um die Lieder im unbegleiteten mehrstimmigen Harmoniegesang zu intonieren, was von den Fans im Auditorium mit prasselndem Beifall bedacht wurde.

Oft schon sind solche Wiederbelebungen von früheren glorreichen Zeiten gründlich in die Hose gegangen – nicht hier: Wie ein klassisches Kammermusik-Ensemble schafften es Mike Heron and die Trembling Bells die alten kleinen Folksinfonien mit frischen Ideen zu erfüllen und damit zu neuem Leben zu erwecken.

Der Artikel erschien zuerst im Schwarzwälder Bote, große Tageszeitung in Südwestdeutschland

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