Aus der
Tiefe nach oben
Neues Album von To Rococo Rot
cw. Im Riff,
das sich fortwährend erneuert, erkannte Holger Czukay (einer der Väter der
Pop-Avantgarde) das Herzstück aller Rockmusik. Inzwischen ist in der
elektronischen Clubmusik der Loop an die Stelle des Riffs getreten. Die
Düsseldorfer-Berliner Formation To Rococo Rot, die nächstes Jahr zwanzigsten
Geburtstag feiert, bringt beide Elemente zusammen. Die drei Musiker, Robert
Lippok (Electronics), sein Bruder Ronald Lippok (Schlagzeug) und der Bassist Stefan
Schneider, sind Meister der kleinen Form. Ihre kleinteiligen Riffs und
Miniloops besitzen eine hypnotische Kraft, die einen starken Sog entfalten.
To Rococo
Rot stellen die Gepflogenheiten des Pop auf den Kopf, indem nicht die
Leadgitarre oder die Keyboards das Leitmotiv übernehmen, sondern die
Bassgitarre. Eingehüllt in elektronische Klangnebel, die fortwährend
wiederkehren und dabei ganz allmählich die Farbe wechseln, dringt die
“hookline” aus der Tiefe nach oben.
Verstand
sich die Band bisher als Instrumentalenemble, hat sie sich für das neue Album den
Sänger Arto Lindsay an Bord geholt, der in drei Nummern den Vokalpart übernimmt.
Arto Lindsay
Lindsay, ein Urgestein der New Yorker Post-Punk- und No Wave-Szene der 80er
Jahre, ist ein Vokalist von abgeklärter Coolness, der es versteht, mit Lakonie eine
Melodie zum Klingen zu bringen.
Doch das
Album hält noch andere Überraschungen bereit. Wie ein Fremdkörper in der
elektronischen Klangwelt wirkt ein akustisches Pianoriff, das aus gewaltigen
Tastensprüngen entsteht. Im Schlußstück kommt Arto Lindsay als (Anti-)Gitarrist
zum Zuge. Seine bekannten Feedback-Exerzitien injizieren ein Element von Chaos
und Aufruhr in die präzise konstruierte Musik. Lindsays
melancholisch-versonnerer Gesang über den “Longest escalator in the world” versinkt
am Ende in einem Meer aus Lärm, um in sanften Klangwellen zu verebben.
To Rococo
Rot: Instrument (City Slang)
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