Wednesday, 20 May 2015

MAGMA: Besuch vom Planeten Kobaia

Die Rückkehr der Außerirdischen

Die französische Rockgruppe Magma auf Comeback-Tour
                                                                                                                               Fotos: C. Wagner


 Die späten sechziger Jahre brachten in der Popmusik einige wundersame Gewächse hervor, wobei die französische Rockgruppe Magma die mysteriöseste Pflanze von allen war. Die Musiker aus Paris behaupteten, vom Planeten Kobaia auf die Erde gekommen zu sein, weshalb die Gruppe in ihrer eigenen Sprache – dem Kobaiaisch - sang. Die Bandmitglieder traten in weißen Kutten auf, denen das Magma-Zeichen aufgeprägt war und glichen eher einem Kult als einer Rockband.  Ähnlich außerirdisch klang ihre Musik: Aus progressivem Rock, vertrakten Rhythmen, Chorgesängen und dichten Jazzimprovisationen formten sie einen ekstatischen Stil, der in trancehafte Sphären ausgriff. 

Ende der siebziger Jahre ging Magma die Luft aus. Die Gruppe verschwand von der Bildfläche, um ein paar Jahrzehnte später wieder aufzutauchen. Nun befindet sich die Formation auf ihrer ersten Welttournee.  Sie absolvierten bereits etliche Auftritte in Kanada und den USA, um jetzt in England zu gastieren und danach für Konzerte nach China und Japan zu reisen. Im Sommer wird die Gruppe dann beim “Zappanale”-Festival in Bad Doberan in Ostdeutschland auftreten.

Beim Konzert in der Musikhochschule von Manchester präsentierten sich die Franzosen in blendender Form. Im Zentrum des musikalischen Geschehens steht weiterhin Schlagzeuger und Bandleader Christian Vander, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Vander bestimmt mit seinen komplexen Trommelrhythmen die Architektur der verschachtelten Kompositionen, von denen die meisten aus seiner Feder stammen. Der 67jährige sorgt für enormen Drive und fegt wie besessen über die Felle seiner gigantischen Trommelbatterie, wobei er mit knallharten Beckenschlägen deutliche Akzente setzt.


Außer dem Drummer ist nur noch seine Frau Stella Vander von der Urbesetzung mit dabei. Sie ist eine Stimme im Dreierchor. Die restlichen sechs Musiker sind alles Neuzugänge und eine Generation jünger als die Gründergeneration. Überzeugend stellten sie ihr musikalische Klasse unter Beweis: Die verzerrte Baßgitarre sorgte mit treibenden Linien für ein dynamisches Fundament, über das Gitarre, E-Piano und Vibraphon einen dichten Klangteppich legten. Mysteriöse Verse wurden angestimmt, die sich wie Zauberformeln eines nächtlichen Hexentanzes anhörten und durch stetes Wiederholen eine suggestive Wirkung entfalteten.


Mit Kostproben aus ihrer 45jährigen Bandgeschichte bot Magma ein Programm, das den Geschmack der sechshundert Zuhörer genau traf, die oft Szenenapplaus spendeten und nach jedem längeren Opus vor Begeisterung aufsprangen. Eine Crew von fünf Technikern sorgte für einen optimalen Sound und platzierte die grellen Lichteffekte so punktgenau, dass die Musik noch überwältigender wirkte. Als einziger Kritikpunkt könnte gelten, dass Magma für heutige Ohren doch etwas zu bombastisch und überdramatisch klingt, was eine weitverbreitete Malaise des progressiven Rock der siebziger Jahre war. Punk räumte damit auf!

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