Eingeborenenklänge vom Bodensee
Der Konstanzer Notker Homburger ist beides:
leidenschaftlicher Plattensammler und Musiker mit weitem Horizont
Seit Notker Homburger Anfang der achtziger Jahre diese
Schellack bei einer Auktion erwarb, ist der “Guitar Rag” – so der Titel der
Platte – zu einem festen Bestandteil seines Repertoires geworden. Nie vergisst
er sein Leib-und-Magen-Stück, wann immer er in einem Club, einer Bar oder
Kleinkunstbühne auftritt. Manchmal spielt er es alleine, nur mit Slide-Gitarre
bewaffnet, dann wieder mit seiner Band, Notty’s Jug Serenaders, einer
Drei-Mann-Kapelle aus dem Bodenseeraum, die sich auf die alten Klänge des
amerikanischen Südens spezialisiert hat. Bei Homburger geht die Leidenschaft
des Plattensammlers mit dem aktiven Musikmachen wunderbar zusammen.
Durch das Sammeln hat er auch einen anderen prominenten
Schellacksammler kennengelernt: Den weltbekannten Karikaturisten Robert Crumb,
der seit Jahren in Südfrankreich lebt und wie Homburger ebenfalls eine
beachtliche Kollektion von raren Platten zusammengetragen hat. Homburger hat
dem amerikanischen Cartoonisten und “Fritz The Cat”-Erfinder alte Aufnahmen von
Schweizer Volksmusik beschafft und Crumb war total aus dem Häuschen. “Crumb
interessiert sich für alle möglichen Arten von traditioneller Musik von überall
auf der Welt,” erzählt Homburger. “Doch war die Schweizer Musik auch für ihn
ein weißer Fleck auf seiner musikalischen Landkarte. Er war begeistert, als ich
ihm ein paar Schellacks besorgt habe.”
Ein Tausch wurde vereinbahrt. Im Gegenzug für die Platten
zeichnete Crumb Notty’s Jug Serenaders und nunmehr den Bandleader selber, eine Gemälde,
das jetzt als Coverbild auf Homburgers neuer CD prangt. “Da wir einen ähnlichen
Musikgeschmack haben, Crumb meine Musik gefiel und ich ihm interessante
Schellacks zum Tausch anbieten konnte, war der Handel schnell perfekt,” erzählt
der Konstanzer.
Auf der CD, die bei Ufer Records erschienen ist, wird der
musikalische Horizont weit gespannt. Es ist ein Revue durch Homburgers
musikalische Aktivitäten der letzten Jahre. Da erklingen alte Bluesnummer, die
er solo oder mit den Jug Serenaders spielt. Da ist “Eingeborenenmusik vom
Bodensee” zu hören, wie Homburger
traditionelle Melodien und alte Volkslieder aus dem deutsch-schweizer
Grenzgebiet nennt, die manchmal in Mundart erklingen. Und da findet sich
natürlich der “Guitar Rag”, jenes Stück, das er vor 35 Jahren auf dieser
ominösen Schellackplatte das erste Mal hörte.
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