Düfte des Orients
Das
Indira Quartet schlägt den Bogen von Südwestdeutschland nach Indien
cw. Die
gegenseitige Befruchtung von europäischer und indischer Musik hat eine lange
Tradition: In den 1960er Jahren war es vor allem der Sitarspieler Ravi Shankar,
der die Fusion vorangetrieben hat und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt
machte, wozu seine Freundschaft mit den Beatles wesentlich beitrug. John
McLaughlin und seine Gruppe Shakti knüpfte daran an. Jetzt nimmt die südwestdeutsche
Gruppe Indira um die Sängerin Fauzia Maria Beg den Faden wieder auf. Gerade ist
ihr neues Album mit dem Titel „Do“ (dml-Records) erschienen, das bei einer
CD-Taufe am 31. März im Stuttgarter „Einklang“ am Charlottenplatz der
Öffentlichkeit vorgestellt wird (Beginn: 20 Uhr).
Fauzia
Beg stammt aus Mumbai, lebt aber schon seit 1989 in Baden-Württemberg. In
Indien gehörte sie der katholischen Minderheit an, aus der sich die Pop- und
Unterhaltungsmusiker rekrutieren. Schon als Teenager absolvierte sie erste
Engagements in Hotelbars und auf Kreuzfahrtschiffen, bevor sie 1989 auf einer
Urlaubsreise durch Deutschland hier hängen blieb.
Musikalisch
ist Beg immer zweigleisig gefahren: Sie hat sich nicht nur als Jazzsängerin
profiliert, sondern sich auch die Leidenschaft für die Musik ihres Heimatlands
bewahrt, wobei sie mit Indira die fernöstliche Tradition mit Jazz und
Latin-Einflüssen zu einem aufregenden Mix verbindet, der auch schon mal in
experimentelles Klanglandschaften ausbrechen kann.
Im
Indira Ensemble, das schon seit 2004 besteht und 2010 mit dem
„Creole“-Weltmusikpreis ausgezeichnet wurde, hat sie einige der besten Musiker
der südwestdeutschen Szene um sich geschart. Auf dem elektrischen Cello
brilliert Fried Dähn mit weiten Melodiebögen, der einst mit Frank Zappa auf
seinem letzten Album „Yellow Shark“ zusammengearbeitet hat. Holzblattbläser Frank
Kroll ist ein Musiker der Gegensätze: Er spielt sowohl das hohe Sopransaxofon als
auch die tiefe Baßklarinette auf höchst überzeugende Weise, ob als Begleitinstrument
oder in expressiven Soli. Ebenso flexibel agiert Perkussionist Uwe Kühner. Er
setzt neben dem Schlagzeug noch ein ganzes Arsenal an ungewöhnlichen
Trommelinstrumente ein, die von Klangschalen über Gongspiele bis zum
sogenannten ”waterphone“ reicht, bei dem es sich um ein Instrument mit einem
wassergefüllten Korpus und metallernen Lamellen handelt, die gezupft werden.
Dazu spielt er das Hang, eine Art moderne Steeldrum.
Fauzia
Beg singt in englisch, manchmal mit ein paar Wortfetzen Hindi durchsetzt oder
auf Hinglish, einem Slang aus Mumbay, der englisch und Hindi vereint. Und
öfters singt sie auch ganz ohne Worte in einen atemberaubenden „Skat“-Stil, der
in rasanten Zickzack-Melodien synchron zu den komplexen Ryhthmen der Trommeln
verläuft. Indira schlägt den Bogen von Südwestdeutschland nach Indien – auf
imposante Weise.
Der Artikel erschien zuerst im Schwarzwälder Bote, große Zeitung in Baden-Württemberg