Thursday, 30 March 2017

Jazztrends: INDIRA mixt Jazz und indische Klänge

Düfte des Orients

Das Indira Quartet schlägt den Bogen von Südwestdeutschland nach Indien


cw. Die gegenseitige Befruchtung von europäischer und indischer Musik hat eine lange Tradition: In den 1960er Jahren war es vor allem der Sitarspieler Ravi Shankar, der die Fusion vorangetrieben hat und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte, wozu seine Freundschaft mit den Beatles wesentlich beitrug. John McLaughlin und seine Gruppe Shakti knüpfte daran an. Jetzt nimmt die südwestdeutsche Gruppe Indira um die Sängerin Fauzia Maria Beg den Faden wieder auf. Gerade ist ihr neues Album mit dem Titel „Do“ (dml-Records) erschienen, das bei einer CD-Taufe am 31. März im Stuttgarter „Einklang“ am Charlottenplatz der Öffentlichkeit vorgestellt wird (Beginn: 20 Uhr).

Fauzia Beg stammt aus Mumbai, lebt aber schon seit 1989 in Baden-Württemberg. In Indien gehörte sie der katholischen Minderheit an, aus der sich die Pop- und Unterhaltungsmusiker rekrutieren. Schon als Teenager absolvierte sie erste Engagements in Hotelbars und auf Kreuzfahrtschiffen, bevor sie 1989 auf einer Urlaubsreise durch Deutschland hier hängen blieb.

Musikalisch ist Beg immer zweigleisig gefahren: Sie hat sich nicht nur als Jazzsängerin profiliert, sondern sich auch die Leidenschaft für die Musik ihres Heimatlands bewahrt, wobei sie mit Indira die fernöstliche Tradition mit Jazz und Latin-Einflüssen zu einem aufregenden Mix verbindet, der auch schon mal in experimentelles Klanglandschaften ausbrechen kann.

Im Indira Ensemble, das schon seit 2004 besteht und 2010 mit dem „Creole“-Weltmusikpreis ausgezeichnet wurde, hat sie einige der besten Musiker der südwestdeutschen Szene um sich geschart. Auf dem elektrischen Cello brilliert Fried Dähn mit weiten Melodiebögen, der einst mit Frank Zappa auf seinem letzten Album „Yellow Shark“ zusammengearbeitet hat. Holzblattbläser Frank Kroll ist ein Musiker der Gegensätze: Er spielt sowohl das hohe Sopransaxofon als auch die tiefe Baßklarinette auf höchst überzeugende Weise, ob als Begleitinstrument oder in expressiven Soli. Ebenso flexibel agiert Perkussionist Uwe Kühner. Er setzt neben dem Schlagzeug noch ein ganzes Arsenal an ungewöhnlichen Trommelinstrumente ein, die von Klangschalen über Gongspiele bis zum sogenannten ”waterphone“ reicht, bei dem es sich um ein Instrument mit einem wassergefüllten Korpus und metallernen Lamellen handelt, die gezupft werden. Dazu spielt er das Hang, eine Art moderne Steeldrum.

Fauzia Beg singt in englisch, manchmal mit ein paar Wortfetzen Hindi durchsetzt oder auf Hinglish, einem Slang aus Mumbay, der englisch und Hindi vereint. Und öfters singt sie auch ganz ohne Worte in einen atemberaubenden „Skat“-Stil, der in rasanten Zickzack-Melodien synchron zu den komplexen Ryhthmen der Trommeln verläuft. Indira schlägt den Bogen von Südwestdeutschland nach Indien – auf imposante Weise.

Der Artikel erschien zuerst im Schwarzwälder Bote, große Zeitung in Baden-Württemberg 


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