Saturday, 29 November 2014

FLASHBACKS: Incredible String Band, 1970

INCREDIBLE STRING BAND im FILLMORE WEST

Ein Plakat für ein Konzert der Incredible String Band aus Schottland im Fillmore West in San Francisco vom Mai 1970. Die Gruppe von Mike Heron und Robin Williamson gelten als die Erfinder der britischen Spielart des Acid-Folk. 1969 traten sie beim Woodstock-Festival auf.


Thursday, 20 November 2014

Best of 2014: LU EDMONDS

LU EDMONDS (London, guitarist of John Lydon's PIL and The Mekons)


  




I got this CD from a bunch of young Iranian musicians and producers at the recent  "WOMEX" world-music conference. The CD features extraterrestrial playing on the 3-string "Setar" and the "Tombak" goblet drum, beautifully recorded. I like this type of traditional music with breathtaking musical and sonic twists and turns. Being Iranian, this music is also a lot less known than it's cousins in India, Azerbaijan, Arabia and Turkey. The individual deftness of touch of both musicians is jaw-dropping - at times so light it flutters, but at the same time so full of life and panache; but it is their ability to play together that is a true wonder and often an explosive one. The solo setor pieces by Navid reminds me of the late great Nauri bozok player Matar Mohammed, and this CD will lead your ears into rare places and spaces.

Monday, 17 November 2014

HARRIS EISENSTADT und EMILE PARISIEN


Weltsprache Jazz

Europäische und amerikanische Spitzenmusiker brillierten in Singen und Tübingen 

                                                                                                                        Foto: Christoph Wagner

cw. Früher stand es außer Frage: Der beste Jazz kam aus den USA! Die amerikanischen Musiker und Bands dominierten die internationale Szene, während Europa eher als Entwicklungsland galt, wo nur eine Handvoll Solisten das amerikanische Niveau erreichten. Doch auch im Jazz geht das amerikanische Jahrhundert zu Ende. Heute wird in Europa ebenso exzellenter Jazz gespielt wie in den USA.

Zwei Spitzenformationen, die am Wochenende in Südwestdeutschland gastierten, unterstrichen das eindrucksvoll: Beim Jazzclub Singen absolvierte der Schlagzeuger Harris Eisenstadt mit seinem Canada Day Quintet aus New York seinen Debutauftritt in Europa, während sich einen Tag später im Tübinger Sudhaus mit dem Émile Parisien Quartet eine der jungen Spitzenbands des französischen Jazz vorstellte.

                                 Foto: Christoph Wagner
Der Schlagzeuger, Komponist und Bandleader aus Brooklyn ging mit einem Drumsolo das Konzert in Singen an. Danach entwarf sein Quintet  einen modernen Jazz, der durch komplexe Kompositionen und farbenreiche Arrangements bestimmt war und Elemente aus unterschiedlichen Epochen der Jazzgeschichte einbezog. Ob Hardbop, Cooljazz oder Free – alles floß auf originelle Weise in Eisenstadts Kompositionen zusammen. Mit großer Disziplin wurden die Stücke in Szene gesetzt, die oft eine lyrische Note besaßen und an moderne Jazzballaden erinnerten. Eisenstadt nahm dazu die Schlagzeugbesen in die Hand, um mit dezenten Tupfern die Eckpunkte der Kompositionen zu markieren, während der Trompeter poetische Linien blies und das Saxofon melancholische Töne beisteuerte, umwölkt von den flirrenden Klängen des Vibrafons. Gerne entwirft Eisenstadt seine Kompositionen als mehrteilige Werke, die sich dann von ruhig-besinnlich zu vital-expressiv steigern, wobei man sich gewünscht hätte, dass die Musiker die Zügel noch etwas lockerer gelassen und mit mehr Biß agiert hätten.

Den Furor von der Leine ließ dagegen das Émile Parisien Quartet im Tübinger Sudhaus, das sich zeitweise in Ekstase spielte. Der Saxofonist aus Paris hat die Schule des französischen Jazz durchlaufen und bei Altmeistern wie Daniel Humair und Michel Portal studiert. Sein Ensemble besteht aus hervorragenden Solisten, bei denen sich Können mit Kreativität und Spielwitz paart. Jeder der vier Musiker ist auch als Komponist tätig und steuert Stücke zum Repertoire der Gruppe bei, die mit Überraschungen gespiekt sind: Vertrakte Rhythmuswechsel und blitzschnelle dynamische Sprünge bestimmen die Musik, die atemlos durch einen Parcours stilistischer Brüche jagt. Einem Illusionskünstler gleich, ziehen die Musiker fortwährend ein neues Karnickel aus dem Zylinder. Das ist perfekt inszeniert, punktgenau ausgeführt und hochvirtuos gespielt, grenzt manchmal allerdings etwas an oberflächliche Effekthascherei.


Während Harris Eisenstadt mit seinem Canada Day Quintet die subtile Seite des Jazz erforscht und auf atmosphärische Stimmungen setzt, ist beim Émile Parisien Quartet Expressivität und Exaltiertheit Trumpf. Deutlich wird dabei, dass sich heute spieltechnisch  amerikanische und europäische Musiker auf gleicher Augenhöhe begegnen und auch stilistisch-musikalisch die Unterschiede langsam verschwinden. Jazz ist mittlerweile zu einer Sprache geworden, die von Spitzenmusikern weltweit gleich gut beherrscht wird, wenn auch manchmal eine Dialektfärbung die Ausdrucksweise bestimmt.

Der Artikel erschien zuerst im Schwarzwälder Bote, große Regionalzeitung in Südwestdeutschland

Friday, 14 November 2014

Rock-Recycling: COLOSSEUM auf Tour


Jazzrock-Helden

Colosseum im ausverkauften Theaterhaus in Stuttgart


cw. Für Anhänger des Jazzrock sind sie Götter: Colosseum hat in den späten sechziger Jahren die Stilrichtung miterfunden! 1968 vom Schlagzeuger Jon Hiseman gegründet, verband die englische Formation die elektrischen Sounds des Underground mit der Virtuosität und Improvisationslust des modernen Jazz, wobei außerdem noch Elemente des Blues und der klassischen Musik einbezogen wurden. Mit der “Valentyne Suite” schuf die Londoner Band ein ambitioniertes Werk, das die ganze Seite einer Langspielplatte einnahm.

Colosseums Markenzeichen war ein geschmeidiger Orgelsound, eine kreischende E-Gitarre, aber vor allem das atemberaubende Schlagzeugspiel von Jon Hiseman und die Saxofonartistik von Dick Heckstall-Smith, der zwei Hörner gleichzeitig bediente. Als Quintett gestartet, wurde bald der Sänger Chris Farlow, einer der besten Soulstimmen der Insel, zur gesanglichen Verstärkung herangezogen. Darüber hinaus trat Hisemans Ehefrau, die Flötistin und Saxofonistin Barbara Thompson, zeitweise der Band bei.

Trotz beachtlicher Erfolge war Anfang der siebziger Jahre bereits die Luft raus: die Gruppe löste sich auf und machte in anderen Konstellationen noch ein paar Jahre weiter, bevor ein endgültiger Schlußstrich gezogen wurde. Hiseman und Thompson wechselten Ende der Siebziger zum erfolgreichen United Jazz & Rock Ensemble des Stuttgarter Keyboarders Wolfgang Dauner, wo sie  Jahrzehnte lang eine zentrale Rolle spielten.
Foto: Christoph Wagner



1994 kam es beim Jazzfestival in Viersen zur Wiedervereinigung von Colosseum. Seither ist die Gruppe wieder in Originalbesetzung unterwegs, wobei nach dem Tod von Dick Heckstall-Smith nunmehr Barbara Thompson alleine die Saxofonparts übernimmt.  

Obwohl diese Art von Jazzrock heute etwas überholt erscheint, gelang es Colosseum bei ihrem Auftritt in Stuttgart dennoch, nicht als abgetakelte Rentnerband zu wirken, was ohne Zweifel der Artistik und Spielfreude der Musiker zuzuschreiben ist. Vor allem Jon Hiseman hinter einer Riesenbatterie aus Trommeln und Becken, sowie Bassist Mark Clarke erwiesen sich als vitale Könner, die mit Drive und Kraft agierten und nur noch durch Dave ‘Clem’ Clempson übertroffen wurden, der mit langen fingerschnellen Gitarrensoli etliche Glanzpunkte setzte. Die seit Jahren am Parkinson-Syndrom leidende Saxofonistin Barbara Thompson setzte ihre Einsätze punktgenau und steuerte ein paar exquisite Improvisationen bei, was ebenfalls für Keyboarder Dave Greenslade gilt, dessen altersbedingte Gebrechlichkeit seinem Orgelspiel nicht anzuhören war.
                                                                                                                         Foto: Christoph Wagner
 

Als Schlußcrescendo wurde die “Valentyne Suite” präsentiert, in der jeder Instrumentalist noch einmal sein Können ausgiebig unter Beweis stellte. Die 500 Konzertbesucher im ausverkauften Theaterhaus in Stuttgart sprangen wie elektrisiert von ihren Sitzen. Mit stehenden Ovationen feierten die angegrauten Rockfans ihre in die Jahre gekommenen Helden, die die Musik ihrer Jugend noch einmal auferstehen ließen – und das in recht imposanter Manier!

Monday, 10 November 2014

'KLANG DER REVOLTE' in Altenburg

'Revolte'-Lesung mit exotischen Klängen

                                                                                                                     Foto: Christoph Wagner

                                                                                                                     

                                                             Foto: Rainer Thieme



Am Samstag, den 8. November 2014 war ich mit Roman Bunka und Christian Burchard und unserer 'Klang der Revolte'-Revue in Altenburg / Thüringen. Die beiden Krautrock-Legenden von Embryo packten Vibrafon, Hackbrett, Oud und 12-saitige Gitarre aus und rahmten die Lesung mit den abenteuerlichsten Sounds ein - illustriert von rarem Bildmaterial.          

Der Auftritt fand im Naturkundemuseum Mauritianum statt, einem wunderbarem Ambiente aus Glasvitrinen voll ausgestopfter Tiere, einem gut gefülltem Saal und einem interessierten bis begeisterten Publikum. 

Nach einem erfolgreichen Gig beim Jazzclub Ilmenau im letzten Jahr war das unser zweiter gemeinsamer Auftritt und immer ein ungeheures Vergnügen und großes Privileg mit den beiden Kollegen aufzutreten, die mich jedes Mal erneut mit den wundersamsten Sounds überraschen. Ich hatte den Einfruck, wir schafften es ganz gut, ein plastisches Bild der 'magischen Jahre' der Woodstock-Ära zu entwerfen, als Rockmusik und Protest noch Hand in Hand gingen. Burchard und Bunka kommen direkt aus dieser musikalischen Gegenkultur.                                                                         

Burchard hat Ende der sechziger Jahre im Quartett des amerikanischen Pianisten Mal Waldron mit modernem Jazz begonnen, dann bei Amon Düül gespielt, bevor er 1969 Embryo gründete, die bis heute aktiv sind. Bunka kam von der Gruppe Missus Beastly zu Embryo und spielt heute E-Gitarrist bei den Dissidenten. Es ist zudem ein gesuchter Gitarrist in Ägypten, wo er mit Mohamed Mounir in großen Stadien auftritt.

                                                                                                                                                                                                                                        
                                                                                                                                  Foto: Christoph Wagner