Vom Spielzeug zum Musikinstrument: das Toy Piano
Albert Schoenhut ist der Erfinder des Toy Pianos. Er wurde in Göppingen geboren, emigrierte dann 1866 nach Amerika, wo er seine höchst erfolgreiche Spielzeug- und Kinderklavierfabrik eröffnete. Jetzt widmet ihm das städtische Museum in Göppingen eine Sonderausstellung. Am 24. Februar 2018 findet als Rahmenprogramm eine 'Nacht der Toy Pianos' statt, mit Kappeler/Zumthor, Isabel Ettenauer und Fifty-Fifty.
A. Schoenhut Company
Manufacturers of Toys and Novelties
Die A. Schoenhut Company war vor 100 Jahren eine bedeutende Spielwarenfabrik in Amerika. Gegründet hat das Unternehmen der Göppinger Holzdrechsler Albert Schoenhut, der 1866 als junger Mann nach Philadelphia ausgewandert war. Das Geschäftsfeld war ihm nicht fremd: Bereits sein Vater und Großvater stellten in Göppingen Holzspielwaren her.
Zunächst reparierte der junge Einwanderer in einem Spielwarengeschäft Kinderklaviere. 1872 machte er sich selbstständig. Albert Schoenhut verwirklichte für sich den amerikanischen Traum – den Aufstieg aus kleinen Anfängen zum Großindustriellen und Millionär. In seiner Fabrik in Philadelphia, eine der größten Amerikas, wurden Puppen, Boote, Schwerter, Gewehre und Musikinstrumente für Kinder hergestellt. Zum erfolgreichsten Artikel im Sortiment entwickelte sich der 1903 vorgestellte Humpty Dumpty Circus. Mit seinen gelenkigen Clowns, Akrobaten und Tieren ließen sich – wie die Firma warb – „10001 erstaunliche Kunststücke“ vollführen.
Nach dem Tod des Firmengründers 1912 führten seine Söhne die Firma weiter, die als eine von wenigen unter den amerikanischen Spielwarenfabriken auch europäische Läden belieferte. In den wirtschaftlichen Krisenzeiten der 1930er Jahre ging das Unternehmen unter, lediglich die Herstellung der Toy Pianos wurde unter neuer Regie weitergeführt. Sie werden bis heute in Florida produziert. Das Kinderklavier – ursprünglich ausschließlich ein Spielzeug – ist heute auch ein anerkanntes Konzertinstrument. 1948 schrieb der US-amerikanische Komponist John Cage als Erster eine „Suite for Toy piano“.
Die Ausstellung zeigt einen Ausschnitt aus der Spielwarenproduktion der A. Schoenhut Company. Das Museum im Storchen unterstützten dabei mit Leihgaben und Dokumenten Angelika und Hermann Strauss, Igensdorf, Suzy Vincent, Milford/UK, der Schoenhut Collectors Club, die Historical Society of Pennsylvania/USA sowie die Schoenhut Piano Company LLC, St. Augustine/USA.
Begleitprogramm
Vortrag
Dienstag, 30.01.2018, 19:30 Uhr
Von Göppingen nach Amerika. Auswanderung im 19. Jahrhundert
Dr. Karl-Heinz Rueß, Melanie Köhler-Pfaffendorf
Museum im Storchen
Eintritt: 5 Euro (bis 18 Jahre frei)
Konzert
Samstag, 24.02.2018, 19:30 Uhr
Schoenhuts Traum – Nacht der Toy Pianos
Konzert mit Kappeler/Zumthor (Schweiz), Isabel Ettenauer (Österreich) und Fifty-Fifty: Manfred Kniel & Ekkehard Rössle (Deutschland)
Moderation: Musikjournalist Christoph Wagner, Hebden Bridge/UK
Zimmertheater im Haus Illig, Friedrich-Ebert-Straße 2
Eintritt: 24 Euro, Karten im Vorverkauf im Museum im Storchen zu 20 Euro
Matinee
Sonntag, 25.02.2018,11 Uhr
The Joy of Toy
Isabel Ettenauer spielt Toy Pianos von Schoenhut und Michelsonne
Anschließend Führung durch die Ausstellung
Museum im Storchen
Eintritt für Konzert und Führung: 10 Euro
https://www.goeppingen.de/,Lde/start/Kultur/Ausstellungen.html
Das war so: Ein Freund Schretzmeiers, der es über verschlungene Pfade kurzzeitig zum Roadie der Band aus dem britischen Birmingham gebracht hatte, wurde im Dezember 1969 von deren Tourmanager angerufen. Black Sabbath seien auf ihrer Tour in Zürich gestrandet, wollten zurück nach England, hätten dafür aber nicht genug Geld. Ob sie vielleicht einen Gig in der Schorndorfer Manufaktur spielen könnten, um sich die Heimreise zu verdienen? Und so kam es, dass kurz vor Weihnachten 1969 die Mitbegründer von Hardrock und Heavy Metal nicht nur die Manufaktur zum Vibrieren brachten, sondern auch noch mit deren Belegschaft bis morgens um fünf viel Bier tranken und "lustige Zigaretten rauchten". Ach ja, die Vorzeige-Hippies Uschi Obermaier und Rainer Langhans von der legendären Berliner Kommune 1 seien auch dabei, aber "die Konventionellsten von allen Anwesenden gewesen", gibt Schretzmeier zum Besten. Yeah, Freak City Schorndorf, damals tatsächlich eine Art Landeshauptstadt des Rock.
Die Geschichte steht, leider ohne Obermaier, Langhans und die Tabakwaren, auch in Christoph Wagners neuem Buch "Träume aus dem Untergrund", das an jenem Abend im Theaterhaus vorgestellt wird. Der Musikjournalist Wagner, 1956 in Balingen geboren, aber seit langem in Hebden Bridge in England lebend, hat vor vier Jahren schon in seinem Buch "Der Klang der Revolte" in großer Breite der Entwicklung der Underground-Musik um 1970 in ganz Deutschland nachgespürt, "Träume aus dem Untergrund" ist nun eine Art Mikrogeschichte für den Südwesten. In 14 reich bebilderten Kapiteln, die alle auch als eigenständige Geschichten funktionieren, spürt er der Musikszene Baden-Württembergs in den 1960er und 1970er Jahren nach, von Beatfans über Hippies und Folkfreaks bis hin zum Einzug des Dialekts im Schwabenrock, von kleinen Konzertinitiativen bis zu riesigen Festivals.
Kretschmann war nur Mitläufer der Musikszene
Dass der Ministerpräsident dazu ein paar einleitende Worte sagt, liegt nicht etwa daran, dass er selbst Geschichten über lustige Zigaretten beizusteuern hätte (was manche bedauern mögen), sondern weil er und Wagner sich schon Jahrzehnte kennen, beide gehörten zu den Urgrünen im Ländle. Und ein bisschen hatte auch Kretschmann mit dem musikalischen Untergrund dieser Jahre zu tun, was auch ein Foto im Buch untermauert: Er gehörte zum Umfeld der Riedlinger Beat-Band The Wishmen, aus denen später die Band Power Play hervorging. Da sei er aber nur "Mitläufer" gewesen, betont Kretschmann, eine "politische Ausfransung" der Musikszene – bei den meisten sei es ja eher andersrum gewesen.