Buchbesprechung:
Einblicke in die experimentelle Szene der USA in den 1970er Jahren
Walter Zimmermann: Interviews mit 23 Musikern
cw. “One rainy day in Cologne I decided to go to America to visit musicians there, and find out,“ so beginnt das in englisch verfasste Buch “Desert Plants“ von Walter Zimmermann von 1976, das gerade als Reprint neu erschienen ist. Es enthält über zwanzig Interviews mit Musikern, die der junge Komponist im Rahmen einer sechswöchigen Tour durch die USA führte, um mehr über die neuen Tendenzen zu erfahren, die damals für Furore sorgten. Das Spektrum seiner Gesprächspartner reicht von Pauline Oliveros über Joan LaBarbara bis zu James Tenney.
Walter Zimmermann in den 1970ern
Mit nicht mehr als ein paar Adressen in der Tasche, quartierte sich Zimmermann zuerst in einer billigen Absteige in Greenwich Village ein, um von dort seine ersten Gewährsleute in Downtown Manhattan aufzusuchen. Mit Hilfe eines Tonbandgeräts wollte er sich einen Überblick über die Vielfalt der “American New Music“ verschaffen, wobei sich bei den Gesprächen ein Hauptanliegen herausschälte: Etliche der Musiker zielten darauf ab, sich von der europäischen Tradition abzunabeln und eine eigene amerikanische Identität zu entwickeln.
Morton Feldman
John Cage
Zimmermanns Buch, das die Originalinterviews auf CD mitliefert, gewährt einen spannenden Einblick in die experimentelle Szene der USA Mitte der 1970er Jahre, die damals vor Kreativität nur so brummte. Etliche der ästhetischen, sozialen und politischen Fragen, die aufgeworfen werden, haben selbst Jahrzehnte später wenig an Brisanz verloren.
Walter Zimmermann: Desert Plants – Conversations With 23 American Musicians. Buch + CD. Beginner Press Berlin / MusikTexte Köln 2020. 375 Seiten. 28 Euro
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