ROBERT LIPPOK, Elektroniker von To Rococo Rot, Berlin
My Highlights 2012
Releases:
ÉLG: Mil Ploton (Alter)
Mark Fell: Sentielle Objectif Actualité (Editions Mego)
Concerts & DJ:
Tolouse Lowtrax DJ Set - Salon Des Amateurs - Düsseldorf / 10.10.
Palais Schaumburg / Hannover / 24.08.
Grischa Lichtenberger / Villa Massimo Rom / 07.09.
Other cultural events:
The drive from Bamako to Segou / Mali / 10.02.
Late afternoon sky over Chemnitz / Germany / 16.11. / 16:30 pm
A walk with the English Journalist Sheikh Ahmed through Soho. 22.07.
Latest release:
to rococo rot / rocket road 1997 -2001 / City Slang 2012
Wednesday 28 November 2012
Tuesday 27 November 2012
JAZZTRENDS: Erik Friedlander's Bonebridge
Süffiger Folkjazz
Erik Friedlander’s Bonebridge schwelgt in Singen in träumerischen Klängen
Foto: Claudia Casanova
CW.John Cage hatte es vorgemacht. Zum 200. Jubiläum der amerikanischen
Verfassung entwarf der Avantgarde-Komponist 1976 ein Werk, das alte Kirchenhymnen,
Spirituals und Folksongs per Zufallsverfahren neu zusammensetzte, um den Geist
der frühen amerikanischen Volksmusik auf moderne Weise einzufangen.
35 Jahre später versucht sich der New Yorker Cellist Erik Friedlander an
einem ähnlichen Projekt. “Bonebridge”
heißt das Unterfangen, das vom Jazz ausgehend eine Musik erträumt, die in
organischer Manier die Vielfalt der amerikanischen Folkstile zu einem Sound
verschmelzt, in dem alles enthalten ist: Country, Blues, Gospel und Folk, ja
selbst New Yorker Latin-Traditionen wie Rumba und Mambo klingen an und
verbinden sich zu einer wunderbaren Melanche.
Die Musik ist eine Zeitreise ins Jahr 1971, als die Friedlander-Familie das "Galax Fiddlers' Festival" in der Stadt Galax in Virginia besuchte. Man campte mit Hunderten anderer Bluegrass-Fans, und der junge Erik, damals elf Jahre alt, zog durch das Zeltlager, wo überall spontane Bluegrass-Sessions stattfanden. Er sperrte mächtig die Ohren auf. "Zupfst Du?" war normalerweise die Frage, die eine Spontansession auf den Weg brachte.
Foto: Nathan Rosborough
Schon die Besetzung des Bonebridge-Quartetts ist für eine Jazzcombo
außergewöhnlich. Friedlander ist ein Meister des Cellos, das im Jazz relativ
selten zum Einsatz kommt. Der New Yorker gehört zu nur einer Handvoll von
Cellisten, die das Instrument in der improvisierten Musik mit Autorität zu
spielen vermögen. Sein Gegenüber ist der E-Gitarrist Doug Wamble, der am
liebsten Slide-Gitarre mit einem Metallröhrchen um den Zeigefinger spielt.
Damit erzeugt er die gleitenden Töne, die Blues und Countrymusik prägen.
Kontrabassist Trevor Dunn passt ausgezeichnet in dieses Kabinett der
Exzentriker, da er eigentlich aus der Rockmusik kommt und es jahrelang in der Rockband
Mr. Bungle mit Mike Patton von Faith No More ordentlich krachen ließ. Am
Schlagzeug sitzt Michael Sarin, dessen Erfahrungsschatz vom Jazz bis zur
experimentellen Improvisation reicht.
Der Auftritt der Gruppe im Singener Kulturzentrum Gems bildete das Debut
einer mehrwöchigen Europa-Tournee. Das Auftaktkonzert machte deutlich, dass die
Band noch Zeit braucht, richtig zusammenzuwachsen, vor allem auch weil sie
etliche Stücke einbezog, die erst kürzlich entstanden sind und auf Hurrikan
“Sandy” zurückgehen.
Der Orkan kappte für vier Tage den Strom von Erik Friedlanders
Appartment, so dass er Zeit hatte abends bei Kerzenschein neue Stücke zu
ersinnen. Häufig zupft er ein Cellosolo zur Einleitung, wobei er sich als
souveräner, fingerflinker und hochmusikalischer Turbovirtuose erweist. Die
Kompositionen münden meistens in einen entspannten Beat, über den Slide-Gitarre
und Cello träumerische Melodien legen, um sich danach in den Soli die
improvisatorischen Bälle zuzuwerfen. Eine Rumba wird so schräg angegangen, dass
man meint, gleich würde Tom Waits die Bühne betreten, um eine seiner verbeulten
Blues-Arien zu heulen.
Insgesamt erinnerte die Musik an Klänge, wie sie in den letzten Jahren
auch vom Jazzgitarrenstar Bill Frisell zu hören waren, der ebenfalls Exkursionen
in musikalische Traditionen wie Bluegrass und Gospel unternahm und sie
zeitgemäß aufzuarbeiten versuchte. Genau das glückt Erik Friedlander mit
Bavour. Die vier verwandeln Jazz in eine imaginäre Folkmusik des 21.
Jahrhunderts. Prädikat: äußerst süffig!
Erik Friedlander Bonebridge: Beaufair Street (SkipStone Records)
Tourdaten 2012: 30.Nov Mainz / 1. Dez Köln, Stadtgarten
Wednesday 21 November 2012
ELECTRONICA: Max Loderbauer recycelt ECM
Elektronische Wiederaufbereitung Max Loderbauer ist einer der kreativsten Elektroniker der Berliner Szene - von Ambient bis zu einem ECM-Remix reichen seine Aktivitäten
Gelegentlich wird Sun Electric als Erfinder von ‘IDM’ genannt - Intelligent Dance Music? Max Loderbauer: Dieser blöde Begriff wurde unserer Musik übergestülpt, weil wir keine Ambient-Musik wie Brian Eno machten, sondern rhythmisch, aber auch keine Tanzmusik auf Teufel komm raus. Alle Sounds haben wir damals ‘live’ auf der Bühne kreiert mit Sequenzern, Samplern und Synthis - analog, mit der Hand! Das habe ich bis heute beibehalten, weil mir der intuitive Eingriff in die Musik wichtig ist. Ich fühle mich wesentlich freier mit Hardware, als mit Laptop und Software. Der entscheidende Punkt für mich ist die Spontanität der Bedienbarkeit, die mit analogen Maschinen leichter zu erreichen ist. Ich schraube nicht gerne mit einer Maus herum. Außerdem bietet die analoge Technologie die Möglichkeit, Sachen zu machen, die so nicht vorgesehen sind. Digitale Technologie erlaubt das nicht. Darüber hinaus klingen die analogen Synthis immer noch etwas besser als gesampelte Software, die inzwischen schon ziemlich gut ist, doch noch nicht ganz an die echten Synthis heranreicht.
Das Interview erschien zuerst in der Zeitschrift Jazzthetik (www.jazzthetik.de)
Flashbacks 60s: Handzettel für ein Konzert mit The Grateful Dead, James Cotton, Lothar And The Head People
Werbekarte für ein paar Konzerte mit The Grateful Dead, James Cotton Blues Band (Chicago) , Lothar & The Head People (New York) im Fillmore West, San Francisco Dezember 1968 presented by Bill Graham
Sunday 18 November 2012
INTERVIEW: Jazzsaxofonist ELLERY ESKELIN
Klangträumer
Foto: Manuel Wagner Ein Interview von Christoph Wagner Der Hut ist sein Erkennungszeichen. Ellery Eskelin besitzt viele Hüte, dazu eine markante Saxofonstimme, die erstmals in der Band von Joey Baron aufleuchtete. Dann ließ er in den 90er Jahren im Trio mit Andrea Parkins (Akkordeon) und Jim Black (Drums) aufhorchen. Diese Band wurde vom “Trio New York” abgelöst, das der Saxofonist mit dem B3-Hammond-Orgelspieler Gary Versace und dem Schlagzeuger Gerald Cleaver ins Leben gerufen hat. Daneben.spielt Eskelin in einer Zwillings-Tenorsaxofongruppe mit dem Ex-Miles-Davis-Gefährten Dave Liebman. Eskelin wohnt in Manhattan in der West 43ten Straße in einem Hochhaus, das Musikern vorbehalten ist. Wenn man ins Wohnzimmer kommt, steht der Hutständer gleich neben der Tür.
Ellery Eskelin mit Christian Weber (b) und Michael Griener (dr) Foto: Doris Hüsler
Wie veränderte sich ihr musikalisches Weltbild?
Wie geht man eine solche Herausforderung an? Ellery Eskelin: Ich höre viele alte Schallplatten, um hinter das Geheimnis der frühen Jazzsaxofonisten zu kommen. Eine ihrer Stärken war, das Saxofon ähnlich wie die menschliche Stimme klingen zu lassen. Das Saxofonspiel hatte damals eine vokale Qualität. Wenn man Ben Webster hört, wie er die Töne formt, die Melodien entwickelt, erkennt man, dass er wie ein Vokalist agiert. Er spielt die Melodie genauso wie ein Sänger sie intonieren würde.
Wie reagiert das Publikum?
Dieses Interview erschien zuerst in der Zeitschrift JAZZTHETIK (www.jazzthetik.de)
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