Sunday 25 July 2021

Doppelkonzert: Brthr & Embryo

30+ Jahre ALTER SCHLACHTHOF Sigmaringen

BRTHR und EMBRYO in Hochform

BRTHR    Fotos: Rose Revitt + Christoph Wagner


Wenn man ein Freiluftkonzert veranstaltet, richten sich die Augen am Tag der Veranstaltung gen Himmel. Die Wettervorhersage ließ am Samstag Schlimmes befürchten, doch es kam anders. Nach einem kräftigen Guß am Nachmittag, hielt das trockene Wetter an und das Doppelkonzert mit Brthr und Embryo im Sigmaringer Schlachthof wurde zu einem entspannten Erlebnis, das in Erinnerung bleiben wird als nachgeholte Feier zum 30. Jubiläum des Sigmaringer Schlachthofs als Kulturzentrum. 




Die beiden Bands, so unterschiedlich im Stil, bewiesen ihre Extraklasse: Brthr mit abgehangenem Southernrock und einfühlsamen Songs, Embryo mit ihrem Weltmusik-Jazzrock, bei dem Spontanität und Experimentierlust das musikalische Geschehen bestimmen. Das Publikum nahm beide Bands mit Begeisterung auf. Der ganze Abend – im wieder einmal sehr angenehmen Ambiente des alten Schlachthofs – wurde zu einem wirklich eindrücklichen musikalischen Ereignis. Hoffentlich erlaubt das Pandemie-Geschehen bald wieder mehr solcher Konzerte. 





Tuesday 6 July 2021

Das Echo des einstigen Klangbad-Festivals

Musikalische Abenteuerreise

 

Nach zehn Jahren gibt es wieder gewagte Sounds im oberschwäbischen Scheer – das Klangbad-Echo-Festival knüpft an glorreiche Zeiten an

 

FM Einheit & Hans Joachim Irmler (Promo)


 

cw. Es war eines der profiliertesten Festivals der bundesdeutschen Indie-Szene und brachte einen Hauch von Woodstock nach Oberschwaben. Von LaBrassBanda und den Mekons über zu Jimi Tenor und These New Puritans bis zu Mouse on Mars und den Goldenen Zitronen – alle spielten auf dem Klangbad-Festival. In seiner besten Zeit zog das „Klein-Woodstock an der Donau“ Tausende von Fans aus ganz Europa in die kleine Ortschaft Scheer bei Sigmaringen. Aus Mangel an staatlicher Unterstützung und ausgelaugt von ehrenamtlicher Plackerei warfen die Veranstalter jedoch vor zehn Jahren des Handtuch. Jetzt ist der Geist des Idealismus wieder erwacht: Vom 30. Juli bis zum 1. August wagen die Veranstalter einen Neustart, der wiederum in Scheer über die Bühne geht. Aus Pandemie-Gründen ist die Besucherzahl allerdings auf 200 pro Tag begrenzt. 

 

Sechzehn Bands, Musiker, Poeten und Performance-Künstler haben ihr Kommen zugesagt. Sie werden drei Tage lang auf dem Areal der ehemaligen Scheerer Papierfabrik auftreten. Unter den Künstlern sind etliche Namen, die man noch von den früheren Klangbad-Festivals kennt und die zum Bekanntenkreis des Elektronikers Hans Joachim Irmler gehören, der als Initiator des Ganzen auftritt und in der Scheerer Papierfabrik seit Jahren das Faust-Tonstudio betreibt. Von Kammermusik und Punk über die Musikcollagen diverser DJs bis zu Krautrock und experimentellen Klängen reicht das Spektrum der Stile, die das dreitägige Programm zu einer musikalischen Abenteuerreise machen.

 

Einige Namen ragen heraus: Da ist FM Einheit, der vor Jahren mit den Einstürzenden Neubauten zu Weltruhm kam und seither als Perkussionist mit riesigen Stahlfedern auftritt, auf denen er die abgefahresten Rhythmen trommelt. Ähnlich kompromißlos gibt sich auch das Ludwigsburger Gitarre-Schlagzeug-Duo Rocket Freudental, das mit ruppigem Indie-Rock und deutschen Texten punktet, wobei die Band kein Blatt vor den Mund nimmt. Pianist Jan Wagner schwelgt dagegen eher in sanften Ambient-Klängen. In Scheer wagt er eine Kollaboration mit dem martialischen Noise-Duo „Die Hunde“. Im Mittelpunkt des Festivals steht allerdings Hans Joachim Irmler, einst Mitglied der Krautrockformation Faust. Der Keyboarder ließ in den letzten Jahren immer wieder mit außergewöhnlichen Projekten von sich hören, wobei seine elektronischen Sounds zum Festivalfinale am Sonntagnachmittag auf die Töne eines Streichquartetts treffen. Den Rahmen für die Begegnung bildet die Komposition „Zarathustras Hymnos“ von Carl Friedrich Oesterhelt, die in Scheer  uraufgeführt wird.


Rocket Freudental (Promo)

 

Als Austragungsort für das Klangbad-Echo-Festival eignet sich die Scheerer Papierfabrik bestens. Das Gelände ist groß genug, sodass die Künstler am Nachmittag an verschiedenen Plätzen auftreten können, um dann gegen Abend auf die Hauptbühne in den Innenhof vor dem Faust-Studio zu ziehen. Ein Ausnahme macht nur die Uraufführung des kammermusikalischen Werks von Carl Friedrich Oesterhelt. Sie findet der besseren Akustik wegen nicht im Freien, sondern in Irmlers Studioräumen statt.

24/7: Doppelkonzert von Embryo und Brthr

Verjüngt und neu aufgestellt

 

Das Kulturzentrum Alter Schlachthof in Sigmaringen holt sein 30jähriges Jubiläum mit einem Doppelkonzert von Embryo und Brthr nach



 

cw. Das Jubiläum zum 30jährigen Bestehen des Sigmaringer Kulturzentrums Alter Schlachthof hätte schon vor einem Jahr stattfinden sollen, doch dann machte die Pandemie den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Am Samstag, den 24. Juli (Beginn: 18 Uhr) nimmt man jetzt einen zweiten Anlauf mit einem Doppelkonzert vor begrenzter Zuschauerkulisse und mit zwei interessanten Bands: den verjüngten Krautrockpionieren Embryo sowie Brthr, eine Band aus Stuttgart, die in letzter Zeit mit ihrem abgehangenen Southernrock für Furore sorgte.


 Embryo 2021


Embryo hat sich in den letzten Jahren neu erfunden. Nach dem Tod von Bandleader Christian Burchard vor drei Jahren hat dessen Tochter, die schon Jahre lang mit Embryo unterwegs war, das Ruder übernommen und die Band verjüngt und neu aufgestellt. Damit hat der Weltmusikjazzrock von Embryo neue Kraft gewonnen, was die Gruppe zu einer der heißesten Formationen der aktuellen deutschen Szene macht. Selbst in den USA regte sich Interesse: Der Starproduzent Madlib der amerikanische Hiphop-Szene nahm die Münchner Band unter Vertrag, um ihr neues Album „Auf, auf“ auf seinem Label Madlib Invazion zu veröffentlichen. Auch wenn die Pandemie die Konzertaktivitäten fast völlig zum Erliegen brachte, war die Gruppe nicht untätig, sondern hat etliche Videos produziert, dazu zwei Album, die die Musiker in Hochform zeigen. Mit dabei ist Gitarrist Jan Weissenfeldt – Künstername: JJ Whitefield –, der sich mit seinem Bruder und The Poets of Ryhthm bzw. The Whitefield Brothers als Erneuerer des Funk international einen Namen gemacht hat.


Brthr




 

Im Gegensatz zu Embryo ist Brthr eine junge Band aus Stuttgart, die erst seit ein paar Jahre besteht. Ihr drittes Album „High Times For Loners“ erschien 2020 und wurde von den Medium mit viel Beifall bedacht, wobei sich die Single „Speak low“ sogar zu einem Radiodauerbrenner entwickelte. Die Band um Sänger-Gitarrist Philipp Eissler und Lead-Gitarrist Joscha Brettschneider spielt einen entspannten Südstaatenrock (sie sind ja auch aus dem deutschen Süden!), der sich bei Folk, Soul, Country und Gospel bedient, Einflüsse von JJ Cale, The Band und Neil Young verrät und trotzdem einen ganz eigenen Klang besitzt. Ihre Songs sind von einfühlsamer Melodik und unaufgeregter Flüssigkeit, wobei Brettschneiders sensibles Gitarrenspiel aufhorchen läßt, das nie kreischend auf billige Effekte setzt. 

 

Um der aktuellen Infektionslage gerecht zu werden, ist das Doppelkonzert auf 130 Zuschauer begrenzt, die an zahlreichen Bierbänken und Sitzgruppen auf dem ganzen Schlachthof-Areal Platz nehmen können, wodurch das Abstandhalten gewährleistet ist. Leider ist wegen der Pandemie auch die Bewirtung eingeschränkt. Zur Feier des Tages wird zum Jubiläum ein Eintrittspreis von nur 10 Euro erhoben. 

 

Infos: https://www.schlachthof-sigmaringen.de/de/veranstaltungen/2020-2021/2021_07_24_Doppelkonzert_Embryo.php

 

 

Monday 5 July 2021

CHRIS STRACHWITZ@90

Der Deutsche, der den Amerikanern ihre "Roots Music" zurückgab 


Der "Entdecker" von Clifton Chenier, der Campbell Brothers und von Mance Lipscomb feiert 90. Geburtstag

Chris Strachwitz, Gründer und über 60 Jahre lang Betreiber von Arhoolie Records in El Cerrito, Kalifornien, wurde am 1. Juli 2021 neunzig Jahre alt. Meine Würdigung seines Lebenswerks in der NZZ (ohne Bezahlschranke):

https://www.nzz.ch/feuilleton/chris-strachwitz-der-deutsche-gruender-von-arhoolie-records-ld.1633360

Chris Strachwitz mit Clifton Chenier, 'The King of Zydeco' (Foto. C. Strachwitz)