SCHEIBENGERICHT 5:
Landleben
Erwin Rehling (Foto: Werner Bauer)
Wertung: 5 von 5
Das „Klangbuch“ von Erwin Rehling umfasst 30 Seiten und enthält ein paar "short stories", originell mit Collagen von Linda Wolfsgruber illustriert. Dazu kommt eine CD, auf der der bayerische Literat und Musiker in oberbayrischem Dialekt kleine Geschichten vorträgt, die er mit Marimba, Schlagzeug, Stein- oder Glockenspiel ins Abstakt-Träumerische weiterspinnt. Rehlings Thema ist die Provinz, die ja sonst eher wenig Beachtung findet und im Schatten der Metropolen ein kümmerliches Dasein fristet – so jedenfalls die Meinung der vermeintlich urbanen Kultureliten.
Rehlings Kurzgeschichten handeln vom Aufwachsen auf dem Land. Schon mit dem Vorgängerwerk – den Dorfgeschichten „Neues von früher“ – hat Rehling (zusammen mit dem Posaunisten und Alphornbläser Pit Holzapfel) aufhorchen lassen, und daran knüpft er jetzt mit "Ois ned glong" (=Alles nicht gelogen) solo an. Es ist die Sicht eines Elf- oder Zwölfjährigen, der – staunend und mit großen Augen – versucht, sich auf die verwirrenden Signale, Zeichen und Ereignisse der Welt um ihn herum einen Reim zu machen. Rehling trägt nie dick auf, sondern schildert so lapidar wie präzise Erlebnisse von damals: das Füttern der Säue, Wirtshausstreit, Selbstmorde, Jugendzentrum, Drogen, Fahnenweihe usw. Kurzum: das ungeschminkte Landleben von einst als “coming of age“-Story eines Teenagers im Dorf Soyen bei Wasserburg am Inn. Diese Art von Heimatkunde der 1960er und 70er Jahre hat Rehling zu einem rundum gelungenen Hör-, Seh- und Lesevergnügen verbunden – und amüsant und unterhaltsam ist es noch dazu.
Erwin Rehling: Ois ned glong – eine Landjugend. Klangbuch. (Mandelbaum Verlag) E 25.-
Bestellung:
https://www.mandelbaum.at/buecher/erwin-rehling/ois-ned-glong-eine-landjugend/
Zum weiterlesen:
https://christophwagnermusic.blogspot.com/2019/08/neues-von-erwin-rehling.html
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